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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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blieb jedoch noch einmal stehen. »Hey«, rief er. »Was ist mit dem Käpt’n passiert?«
    »Sie hat ihn mit Haut und Haar vertilgt«, erwiderte Bill ohne die geringste Spur eines Lächelns. »Im Ernst! Das behauptete der Kerl. Sie hätte ihm die Kehle rausgerissen, die Lippen abgebissen und sei gerade dabei gewesen, sich mit den Zähnen in seine Eingeweide zu wühlen, als unser Mann da hinten versuchte, sie aufzuhalten. Hätte er einen klaren Gedanken fassen können, wäre er über Bord gesprungen und hätte zugesehen, dass er an Land kommt, solange sie beschäftigt war.«
    »Jeder ist sich selbst der Nächste, was?«
    »Manchmal ist das die einzige Möglichkeit, zu überleben.«
    Nach und nach kehrten Evan, Maggie, Bill und die übrige Belegschaft in die Hafenmeisterei zurück. Der Rest des Arbeitstags verstrich quälend langsam. Keiner schien große Lust zu haben, über den Vorfall zu reden, dennoch berührte der Tod des Mannes sie offensichtlich stark. Darren verlor kein Wort darüber, dass Evan wieder zu spät gekommen war. Er verschwand einfach in sein Büro und vergrub sich hinter einem Stapel Akten.
    Draußen ging ein Kutter der Küstenwache neben dem halb versunkenen Schiff längsseits, höchstwahrscheinlich um Neugierige fernzuhalten, solange das Wrack untersucht wurde. Maggie ging wesentlich öfter aufs Klo als sonst und verkündete hin und wieder: »Sie sind immer noch da.«
    Evan war froh, als endlich Feierabend war, obwohl er sich vor dem ersten Weg dieses Abends fürchtete. Unglücklicherweise führte er ihn nicht nach Hause, sondern zu seinem dieswöchigen Termin bei Dr. Blanchard. Ihm war dieser Pflichtbesuch eher peinlich. Man konnte damit angeben, wenn man einmal in der Woche zum Chiropraktiker ging, um auf den Beinen zu bleiben. Aber wer gab schon gerne zu, dass er auf einen Psychiater angewiesen war, um seinen Alltag zu bewältigen? Geistige Gesundheit galt bei Plaudereien unter Freunden definitiv als Tabuthema, und das ironischerweise in einem Land, in dem es an jeder Ecke einen Seelenklempner gab. Von etwas mussten diese Kerle ja leben, wobei die meisten Patienten nicht halb so sehr auf Hilfe angewiesen sein durften wie Evan. Ein Kind verloren zu haben, das war schon ein besonders schwerer Schlag ins Kontor.
    Es war Evan furchtbar peinlich, als er auf die Eingangstür zu Dr. Blanchards Praxis zuhielt. Es machte ihn immer noch verlegen, herzukommen, und hätte sein Arbeitgeber es nicht von ihm verlangt, wäre er einfach weggeblieben. Trotzdem half ihm die Ärztin weiter, das musste er zugeben.
    Und heute brauchte er sie wirklich. Er war sich zwar nicht sicher, wie er ihr die Geschehnisse der letzten Tage beibringen sollte, aber er brauchte sie. Ihm ging viel zu viel im Kopf herum, um zu behaupten, es gehe ihm gut. Er musste mit jemandem reden. Und nach dem Zwischenfall am Strand konnte er sich nicht dazu durchringen, Bill ins Vertrauen zu ziehen.
    Evan folgte Dr. Blanchard in ihr Büro und ließ sich in den rötlich braunen Polstersessel neben ihrem Kirschholz-Schreibtisch sinken. Alles in ihrem Büro schien einen dezenten Rotstich aufzuweisen. Selbst vor der dezenten, aber dennoch unverkennbar künstlichen Farbgebung ihrer Lippen machte diese Tendenz nicht halt.
    »Ich hatte im Meer wilden Sex mit einer Meerjungfrau«, platzte es aus ihm heraus.
    Dr. Blanchard bemühte sich um Beherrschung, scheiterte jedoch kläglich. Ihre professionelle Haltung bröckelte und sie platzte laut heraus.
    »Mit einer was? «, prustete sie.
    »Mit einer Meerjungfrau«, wiederholte er. »Das ist kein Scherz. Gestern Nacht ging ich runter zum Strand und eine Frau sang mir etwas vor. Es war so wunderschön und bewegend, dass ich mit ihr ins Meer ging, und draußen in der Brandung liebten wir uns. Sie zog mich sogar unter Wasser, während sie kam. Und ich ließ es geschehen. Wir hatten einen gemeinsamen Orgasmus. Mein Kopf versank dabei unter den Wellen.«
    »Das ist mal eine neue Taktik«, sagte Dr. Blanchard, nachdem sie erfolgreich ein neuerliches Lächeln unterdrückte. »Von einem Mann mit panischer Angst vor dem Wasser, geschweige denn vor dem Leben, hin zu einem Mann, der, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, im Ozean eine Naturgewalt fickt?«
    Sie wartete, dass Evan etwas darauf erwiderte. Als er lediglich seine Schuhe anstarrte, redete sie weiter: »Weshalb erzählen Sie mir solche Geschichten?«, erkundigte sie sich deutlich feinfühliger. »Was ist wirklich vorgefallen?«
    »Ich weiß, dass es

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