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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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lächerlich klingt«, verteidigte er sich. »Aber in meinem ganzen Leben habe ich es noch nie so ernst gemeint. Die Frau, von der ich Ihnen letzte Woche erzählte? Die, von der ich dachte, sie sei ertrunken? Nun, ich ging zurück zu der Felszunge, und sie war wieder dort und brachte mir ein Ständchen. So wunderschön, dass ich alles um mich herum vergaß. Sie lotste mich geradewegs ins Meer hinein. Von mir aus hätte sie mich auch in die Hölle führen können. Aber letzte Nacht tötete sie einen Mann. Wahrscheinlich sogar zwei.«
    Unauffällig zog Dr. Blanchard den Notizblock auf ihren Schoß und zog die Kappe von ihrem Füller ab. Heute würde sie vielleicht Aufzeichnungen benötigen.
    »Okay, ganz langsam«, sagte sie. »Noch mal von Anfang an …«

18
    7. Juni 1887
    Etwas stimmte nicht. Manchmal spürte man das einfach. Taffy zerrte kräftig am Tau und wendete das Segel.
    Ab und an hatte man ein komisches Gefühl, wenn das Meer beängstigend ruhig war. Dann wusste man, dass sich von Westen her ein tödlicher Sturm zusammenbraute, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis heftige Gewitterböen die Stille durchbrachen. Dann sah man besser zu, dass man schleunigst an Land kam, um nicht von der See verschlungen zu werden. Mitunter war die Luft in solchen Situationen derart aufgeladen, dass einem die Härchen im Nacken zu Berge standen. Keine Frage, dass ein Blitzeinschlag kurz bevorstand.
    Im Augenblick allerdings hatte Taffy ein gänzlich anderes Gefühl. Es war nicht die Vorahnung eines Seemanns wegen einer Laune von Mutter Natur. Eher eine Intuition, die einen nachts nicht ruhig schlafen ließ, weil man angestrengt in die Schatten spähte, um nach der Bestie Ausschau zu halten, von der man wusste, dass sie sich draußen herumtrieb. Nahe genug, um hereinzukriechen und einem den Todesstoß zu versetzen.
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatte er dieses ungute Bauchgefühl seit dem Tag, an dem sie feststellten, dass Rogers verschwunden war. Als sie mit den Netzen ein paar Überbleibsel des Burschen aus dem Wasser fischten, verschlimmerte es sich noch. Taffy glaubte nicht an Zufälle; alles, was passierte, geschah aus einem bestimmten Grund. Alles hing miteinander zusammen. Es sah ganz so aus, als hätte sich das Meer nun auch Nelson geholt. Der Dieb hatte sich eine ordentliche Züchtigung vom Käpt’n eingehandelt, und tags darauf tauchte er von der Bildfläche ab.
    Zufall?
    Er grinste. Aber es war kein fröhliches Grinsen. Seit einigen Jahren fuhr er nun mit Buckley zur See, hisste Segel und hievte Lasten durch die Gegend. Buckley war ein strenger Käpt’n. Manch einer hielt ihn für ein gemeines Schwein, Taffy hingegen hatte ihn stets als brutal, aber gerecht empfunden. Er respektierte den Mann, auch wenn Buckley lieber für sich blieb und seinen Rum mit niemandem teilte. Sie alle wussten, dass er ein paar Flaschen bunkerte; beim Abendessen konnte man es riechen. Aber es war nun mal sein Schiff, und es stand der Crew nicht zu, sich darüber zu beklagen, dass der Käpt’n nicht auf seinen Schluck verzichten wollte. Er besaß nun mal gewisse Vorrechte.
    Trotzdem. Irgendetwas war anders auf dieser Fahrt. Der Boss verschwand tagsüber zu den merkwürdigsten Zeiten, ging … einfach von Deck. Ohne jemandem etwas zu sagen. Seine übliche mürrische, kühle Distanziertheit wirkte dann unhöflich und gemein. Und auch die Stimmung auf dem Schiff war umgeschlagen. Nachts vernahm er seltsame Laute, die er nie zuvor bemerkt hatte. Rogers behauptete, es sei nur das Schiff, das arbeite – ein leises Knirschen, dessen Rhythmus ihm beinahe wie Musik vorkam.
    Doch Taffy war schon zu oft auf diesem Schiff mitgefahren. Das klang keineswegs nach im Takt der Wellen knarrenden Planken.
    Weitaus eher nach gedämpftem Gesang. Und gerade hatte er ihn wieder von unten, aus Richtung des Laderaums, vernommen. Angestrengt lauschend zwängte sich Taffy zwischen den Holzkisten hindurch. Das Schiff schwankte und wogte langsam auf und ab. Ohne nachzudenken, passte Taffy seinen Schritt der Bewegung an. Doch als sie den tiefsten Punkt des Wellentals erreichten, hörte er etwas. Ein Kratzen und Schaben. Es kam von links.
    Geduckt schob er sich zwischen einem Stapel Kisten hindurch. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er kam sich vor wie ein Kater auf Mäusejagd. Und, wer weiß, vielleicht war er tatsächlich einer fetten Ratte auf der Spur. Auf Schiffen wurden sie oft so groß wie Katzen, wenn sie genügend zu fressen

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