Light & Darkness
Light mit einem aufgesetzten Lächeln, das nichts bedeutete. Niemand zweifele an ihrer Zufriedenheit. Niemand frage sie »Wie geht es dir?«, denn alle sahen nur das zufriedene Mädchen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich einsamer gefühlt.
Das Abendessen verlief wie von Light erwartet. Ihre Mum präsentiere freudig die Speisen, die sie während des Tages vorbereitet hatte, der Streit um den Weihnachtsbaum war längst vergessen.
Dante war zurückhaltend, aber nicht im negativen Sinne, sondern auf eine freundliche Art und Weise. Er schien dankbar dafür zu sein, dass er an diesem familiären, intimen Treffen teilhaben durfte – ein erstes und letztes Mal. Doch Light spürte, dass seine Zurückhaltung aufgesetzt war und nur ein Mittel, um seine Unruhe zu verbergen. Es entging ihr nicht, wie er immer wieder seine Serviette faltete, zwei Mal seine Gabel fallen ließ und lustlos das Essen auf seinen Teller herum schob, ehe er einen Bissen nahm.
Und auch Light war der Appetit schon vor dem Essen vergangen, denn das Einzige, was sie zu schmecken schien, war ihre eigene Anspannung. Ein merkwürdig bitterer Geschmack auf ihrer Zunge, der ihr die Kehle zuschnürte. Sie wollte sich verkriechen, denn je länger und öfter sie Dante ansah, desto intensiver wurde der Druck hinter ihren Augen. Doch der Abend war noch lange nicht vorbei, denn dem Essen folgte das weihnachtliche Scharadespiel.
Paarweise setzten sich die Teilnehmer zusammen in das Wohnzimmer, ihre Eltern, Jude und Kane, Light und...
»Ich möchte gerne mit Mum spielen«, platze es aus Light heraus, denn sie würde es nicht ertragen mit Dante ein Team zu bilden. Ein falsches, aber angriffslustiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen. »Frauen gegen Schlappschwänze. Was haltet ihr davon?« Jude verpasste ihr einen neckischen Tritt gegen das Schienbein, aber alle stimmten ihrer Idee zu. Neue Teams wurden gebildet und so kam es, dass es am Ende Menschen gegen Wesen hieß.
Während Jude und ihr Dad gegen Light und ihre Mum um Platz eins kämpften, verloren Dante und Kane mit fast 30 Punkten Rückstand. Die beiden schrien sich an und beschimpften einander. Der Höhepunkt war eine Ohrfeige, als Kane das Wort »Weihnachtsmann« nicht erraten konnte.
Obwohl es Light freute Dante so ausgelassen zu erleben, vermied sie es ihm zu viel Beachtung zu schenken. Denn jedes Mal, wenn sie ihn ansah, hielt sein Blick sie gefangen.
Und auch wenn Light nicht abstreiten konnte, dass es ihr Spaß machte, mit ihrer Mum Worte zu erraten, so zog es ihr jedes Mal den Magen zusammen, wenn Dante an die Tafel trat oder sich bemühte Kanes Hieroglyphen zu entschlüsseln. Mit ihm so lange in einem Raum zu sein war unerträglich. Nach zwei Stunden voller Qualen und Spaß im Wechsel, wurde der Endpunktestand bekanntgegeben. Light und ihre Mum gewannen.
Mit einem strahlenden Lächeln, das ihre Wangen rötete, klatschte ihre Mum in die Hände. »Wer möchte noch einen Eierpunsch?« Drei Hände schnellten in die Höhe. Eierpunsch gehörte zu Lights Lieblingsgetränken und es war der einzige Alkohol, den ihre Eltern ihr erlaubten, aber heute war ihr nicht nach Eierpunsch. Zum Teil aus Angst, ihr verkrampfter Magen könnte die zähflüssige Masse nicht in sich behalten und zum anderen, weil sie den Raum endlich verlassen wollte.
Überrascht sah ihre Mum sie an. »Möchtest du keinen?«
Light seufzte übertrieben und legte sich eine Hand auf den Magen. »Danke, Mum. Ich fühl mich immer noch total überfressen. Das Essen war großartig.« Das Grinsen ihrer Mum wurde noch breiter, sie akzeptierte das Lob und fragte nicht weiter nach. Auch Dante lehnte den Punsch ab.
Gegen 23 Uhr saß Light im Kreis von vier angeheiterten Leuten – und Dante, der noch steifer und gereizter wirkte als während der Scharade. Mit einem falschen Lächeln lauerte Light nur auf den richtigen Moment, um sich zu verabschieden. Dieser kam kurz darauf, als Jude herzhaft gähnte. »Ich könnte auf der Stelle einschlafen.«
Light streckte ihre Arme über den Kopf. »Du sagst es.« Sie stand auf und versuchte, Judes Gähnen möglichst glaubhaft zu imitieren. »Ich glaub, ich gehe ins Bett, damit ich morgen früh fit bin.« Sie nickte in Richtung des Weihnachtsbaumes und der Geschenke. Das unechte Lächeln auf ihrem Gesicht schmerzte nicht nur in den Wangen, sondern auch in ihrem Herzen. Sie winkte ein »Gute Nacht« in die Runde und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, als sie hörte, wie sich auch eine andere Stimme
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