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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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verabschiedete.
    Ohne sich umzudrehen wusste Light, wer hinter ihr die Treppe nach oben schlich. Das elektrische Kribbeln in ihrem Nacken und die Wärme, die auf ihrer Haut kitzelte, verrieten Dante. Gemächlich zwang sich Light die Stufen nach oben, denn es sollte nicht wirken, als wollte sie vor ihm fliehen.
    Mit ihrer Hand fuhr sie über das Geländer und wünschte sich, es wäre seine Haut. Es wäre so einfach ihn zu berühren, sie müsste sich nur umdrehen und ihre Finger nach ihm ausstrecken.
    »Gute Nacht«, murmelte sie leise, ohne Dante anzusehen, als sie ihr Zimmer erreichte. Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
    Nur noch drei Tage, dachte Light und schleppte sich energielos zu ihrem Bett. Gedankenverloren streifte sie sich Hose und Bluse vom Körper und zog ein Nachthemd über. Die kühle, abgestandene Luft in ihrem Zimmer ließ sie frösteln. Doch gerade, als sie in ihr Bett wollte, öffnete sich die Tür zum Badezimmer. Wie angewurzelt blieb Light stehen. Obwohl es niemand anderes sein konnte, überraschte sie Dantes Anblick. Wortlos starrten sie einander an. Er hob seine Hand, in der er ein kleines, blaues Päckchen hielt. »Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte er zögernd. Regungslos sah Light zu, wie er auf sie zukam und nur wenige Zentimeter vor ihr stehen blieb, das Päckchen zwischen ihnen. Trotz der Distanz legte sich seine Wärme wie eine Decke auf ihre nackte Haut.
    »Möchtest du es nicht öffnen?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    Light nahm das Geschenk entgegen und hielt es fest, als wäre es das Kostbarste, was sie je besitzen würde. »Ich dachte, wir schenken uns nichts zu Weihnachten.«
    »Es ist kein Weihnachtsgeschenk.« Ein sanftes Lächeln zog sich über sein Gesicht. »Mach es auf.«
    Mit zittrigen Fingern löste Light die Klebestreifen und entfaltet das Papier. Ein schmales Buch mit braunem Ledereinband kam zum Vorschein. Sie ließ das Papier zu Boden fallen und schlug die ersten Seiten des Buches auf. Es waren leere, linierte Seiten, nur auf dem Einband stand ein einziger Satz: »Es gibt keine Worte für das, was ich dir und deiner Familie angetan habe. Dante.«
    »Du schenkst mir ein Tagebuch?« Eine Träne löste sich aus Lights Augenwinkel. Dante hob seine Hand, doch Light wich zurück. »Du hast Recht, es ist kein Weihnachtsgeschenk. Es ist ein Abschiedsgeschenk.«
    Er ließ seinen Arm sinken. »Es ist ein Wiedergutmachungsgeschenk.«
    »Lügner«, zischte Light. Ihre Finger strichen sanft über den Einband.
    »Du hast Recht«, seufzte Dante. »Ich bin ein Lügner.« Er verstummte und zog einen unbemerkten, silbernen CD-Rohling aus den letzten Seiten des Tagebuches hervor. »Ich habe ein Abschiedsgeschenk. Ich weiß, du wolltest mit mir auf diesen Schulball, aber –« flüchtig streifte sein Blick über ihre Lippen, ehe er sich abwand und die CD in den Player schob. Eine Melodie so träge wie der frühe Morgen zog sich durch das Zimmer. Unter dem leisen Klavierspiel mischte sich eine Geige. »Ich kann nicht tanzen«, gestand Dante. »Aber wenn du möchtest –« Er nahm ihr das Buch aus den Händen und legte es auf den kleinen Nachttisch. Light brachte es nicht über sich, etwas zu sagen. Stumm nickte sie und reichte Dante ihre Hand. Er empfing sie in seinen Armen. Ihr Blick war verschleiert, denn die Tränen brannten noch immer in ihren Augen, doch die Musik hörte Light dafür umso deutlicher. Jeder Ton war eine Qual und jede Note zersägte ihr Herz. Sie klammerte sich an Dante, drückte ihr Ohr gegen seine Brust, bis sie das stetige Pochen hören konnte. Und so leise dieses Pochen auch war, es hatte die Kraft, den Schmerz von ihr zu nehmen, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment.
    Langsam und unrhythmisch wiegten sie sich im Takt der Musik. Dantes Hände lagen auf ihrem Rücken. Er hielt sie fest, ohne sie zu drängen. Jederzeit hätte Light sich seinem Griff entwinden können, aber es gab nichts, was ihr ferner lag. Sie wollte ihm nahe sein und nie wieder loslassen. Tief atmete sie seinen Geruch ein und wünschte sich, sie wären an einem anderen Ort. In ihrem Zimmer fühlte Light sich plötzlich gefangen und eingesperrt, denn es gab Grenzen, die sie hier nicht überwinden konnte.
    »Ich möchte nicht, dass du gehst«, flüsterte sie in Dantes T-Shirt. »Wir haben so viel miteinander durchgestanden. Du verstehst mich besser als jeder andere, auch wenn du manchmal ein ziemlicher Idiot sein kannst.« Sie lachte traurig, wurde aber sofort wieder

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