Light & Darkness
presste ihren Mund auf seinen. »Lass uns das in meinem Zimmer fortführen«, seufzte Light zufrieden.
Für einen Feiertag war es ausgesprochen ruhig auf den Straßen. Nur ein paar wenige Fußgänger kamen ihnen entgegen, was sicher an dem kalten Wetter lag. Der am Morgen noch blaue Himmel war inzwischen von grauen Wolken durchzogen und Schneeflocken wie aus Asche schwebten in der Luft und rieselten auf die Erde.
Unerwartet blieb Dante an einer Kreuzung stehen. Forschend glitt sein Blick über die Straße, als könnte er etwas sehen, das für Light im Verborgenen lag. Sanft zog sie an seiner Hand, um ihn weiter zu ziehen, doch er bewege sich keinen Millimeter.
»Hast du nicht das Gefühl beobachtet zu werden?« Dante spähte über seine Schulter.
Light lachte. »Dieses Gefühl habe ich, seit wir das Haus verlassen haben. Ich fühle mich, als hätte ich den Spruch: Hat eine Affäre mit ihrem Wesen auf meine Stirn tätowiert.« Dante formte seine Augen zu Schlitzen und schien von ihrer Theorie nicht überzeugt, dennoch setzt er sich wieder in Bewegung. Im Fünf-Schritte-Takt sah er über seine Schulter. Mit seinen zusammengezogenen Brauen und dem angespannten Körper wirkte er wie ein Bodyguard. »Könntest du bitte damit aufhören«, zischte Light, als sie nur noch drei Querstraßen von ihrem Haus entfernt waren. »Du machst mich ganz nervös.«
»Tut mir leid, aber –« Er beugte sich zur Seite, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, dabei bildete sein Atem eine nervenkitzelnde Mischung zu der Kälte. »Ich denke, wir werden verfolgt.«
»Was?«, platze es aus Light hervor. Doch ihr Entsetzen erstarb, als Dante sie anzischte: »Sei still. Sie sollen nicht wissen, dass wir sie bemerkt haben.«
»Das letzte Mal, als du so etwas gesagt hast, wäre ich beinahe gestorben«, flüsterte Light. Die Erinnerung an den Überfall durch die Impia kehrte zurück und fast glaubte Light, dass die Stelle pulsierte, an der die Glasscherbe ihren Körper durchbohrt hatte. »Was sollen wir tun?«
Unsicherheit spiegelte sich in Dantes Augen und seine Stirn legte sich in Falten. »Ich weiß es nicht, aber versprich mir zu fliehen, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Sie wollen mich, du hast mit der Sache nichts zu tun.«
»Ich bin deine –«
»Sag es nicht. Ich will es nicht hören. Du rennst weg, sobald du kannst, verstanden?«
Light nickte. Es war ein Versprechen, von dem Light wusste, dass sie es brechen würde. Sie presste sich an Dante und wünschte sich sehnlichst, er könnte das Zittern ihres Körpers vertreiben, doch es war nicht die Kälte, die sie erzittern ließ, es war die Erinnerung an ihren Tod.
Gerade, als Light sich so weit gefasst hatte, um weitergehen zu können, ertöntet ein Klatschen, ein hohles, langsames Klatschen. Erschrocken blickte Light auf und starrte in die schwarzen Pupillen eines vernarbten Gesichts. »Herzzerreißend«, sagte die Gestalt mit einem Lachen, das Gift für Lights Ohren war. Sie kannte diesen Mann nicht und doch wusste sie, wer er war. Sein dunkelbraunes Haar, die schwarzen Augen und seine ausgeprägten Gesichtszüge, die Light so vertraut waren, verrieten seine Identität: Crispin Leroy.
»Dad«, keuchte Dante. Sein Griff um Lights Hand wurde fester, bevor er ihn lockerte und sie schließlich losließ. Schützend stellte er sich vor sie. »Was machst du hier?«
»Beobachten, wie du dich zum Affen machst, mein Sohn. Eine Delegierte? Ist das dein Ernst?« Crispin trat einen Schritt näher und erst jetzt entdeckte Light die dunklen Ringe unter seinen zu Schlitzen verengten Augen.
»Bist du deswegen hier? Um meine Freundin kennenzulernen?«, knurrte Dante.
»Deine Freundin«, schnaubte Crispin. »Das ist lächerlich, aber wenn ich ehrlich zu mir bin, hätte ich damit rechnen müssen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser jugendliche Leichtsinn auch dich befällt.« Theatralisch schüttelte er den Kopf.
»Jugendlicher Leichtsinn?«, grollte Dante tief aus seiner Brust. »Und das, was du mit meiner Mutter hattest, war wohl auch nur: jugendlicher Leichtsinn?« Provokant trat er einen Schritt auf seinen Vater zu. Gleichzeitig deutete er Light, zu verschwinden.
Ein Geräusch fast wie ein Knurren drang aus Crispins Kehle. »Was hast du gesagt?« Er ballte seine Hände zu Fäusten. »Du vergleichst deine Mutter, eine 236 Jahre alte Sukkuba, mit diesem 17jährigen Flittchen?«
Dante knurrte ebenfalls und stürzte sich auf Crispin. Im Bruchteil einer Sekunde überquerte er die Distanz
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