Light & Darkness
die DVD vor zehn Jahren endgültig abgelöst hatte. Das Cover trieb Light die Schamesröte ins Gesicht. »Laut Ausweis bist du erst 17 und damit viel zu jung, um dir derartige Filme anzusehen.«
Light hätte sich am liebsten in ein tiefes Loch vergraben. »Es tut mir leid.«
Der Wachmann rieb sich über die Stirn. »Hör zu, ich muss jeden Diebstahl zur Anzeige bringen, aber mein Gefühl sagt mir, dass nicht du es warst, die diesen Film eingesteckt hat.« Für den Bruchteil einer Sekunde zuckten seine Augen in Richtung Tür.
Light schob die SD-Movie-Card, deren Anblick sie nicht ertragen konnte, auf die Seite. »Bitte, machen Sie eine Ausnahme, nur dieses eine Mal. Ich bin seine Delegierte und wir kennen uns erst seit gestern. Wir haben noch ein paar Schwierigkeiten, die wir aus dem Weg räumen müssen. Ich habe nicht vorgehabt etwas zu stehlen und Dante wollte mich damit nur ärgern. Bitte«, flehte sie.
Der Wachmann spannte seinen Kiefer an. »Er ist dein Paranormaler?«
Light nickte. »Ja, es gab ein Fehler im System und … und bitte lassen Sie uns gehen.«
Voller Mitleid sah er sie an und blickte zu seinen Kollegen, der nur noch halb den Monitoren zugewandt war. »Was sagst du dazu, Steve?«
»Ich würde sie gehen lassen.« Er zuckte mit den Schultern. »Die Kleine hat mit ihrem Wesen genug Ärger am Hals. Allerdings solltest du das lieber mit dem Geschäftsführer absprechen, Michael.« Damit widmete er sich wieder voll und ganz seinen Bildschirmen.
Fünf Minuten später fand sich der Geschäftsführer ein, ein Respekt einflößender Mann im höheren Alter. Er begrüßte Light mit einem gemurmelten »Guten Tag« und setzte sich auf einen der Stühle. Schweigend und mit ausdrucksloser Miene hörte er sich ihre Geschichte an. »… daher bitte ich Sie, auf eine Anzeige wegen Diebstahl zu verzichten«, schloss Light ihren Monolog ab. Das Herz raste in ihrer Brust und ihre Hände waren so feucht, wie bei ihrer Delegation. Sie konnte nicht glauben, dass diese erst einen Tag her war.
»In Ordnung, dieses eine Mal lassen wir dich gehen«, sagte der Geschäftsführer. »Mein Bruder ist selbst Delegierter und ich weiß, wie schwer ihr es manchmal mit euren Wesen habt.« Mit diesen Worten verabschiedete er sich und schob seinen Stuhl zurück. Als er durch die Tür verschwand, erhaschte Light einen Blick auf Dante. Die Erleichterung, die sie eben noch verspürt hatte, machte Platz für ihre Wut. Wie konnte er nur?
Light wollte ihn anschreien. Sie wollte ihn schlagen. Sie wollte losheulen und sich ihrem Frust hingeben, aber sie tat nichts davon. Der Wachmann nickte ihr kurz zum Abschied, als sie das Büro verließen, und widmete sich wieder seiner Aufgabe – herumstehen.
Dante lehnte gegen die Wand und beobachtete sie aus seinen schwarzen Augen heraus. Light reckte ihr Kinn in die Höhe, um größer zu wirken. Zielstrebig, mit sicheren Schritten, steuerte sie auf ihn zu. Er sollte nicht das Gefühl bekommen, ihrem Ego auch nur den geringsten Riss verpasst zu haben. Mit all ihrer angestauten Wut ließ sie die Einkaufstaschen vor Dante auf den Boden fallen. »Trag deinen Mist selbst«, befahl sie mit strenger Stimme und ging an ihm vorbei.
Schweigend folgte er ihr, dabei spürte sie seinen intensiven Blick auf ihrem Rücken. Es war wie eine unsichtbare Spannung, die Light wissenließ, dass er da war, auch wenn sie seine Schritte nicht hören konnte. Das elektrisierende Kribbeln seiner Anwesenheit zog sich bis in ihre Fingerspitzen.
»Wieso haben sie dich gehen lassen?«
Ihr Zorn ließ Light erzittern. »Einfach so.«
»Was hast du ihnen erzählt?«, bohrte Dante nach.
»Ich musste ihnen überhaupt nichts erzählen. Kaum war ich mit dem Wachmann alleine, hat er seine Vermutung geäußert, dass du Idiot der Dieb bist und nicht ich.« Light drehte sich zu Dante und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Denkst du denn überhaupt nicht nach? Was glaubst du, stellen sie mit dir an, wenn du eine Anzeige wegen Diebstahl bekommst? Verbringst du deine Zeit lieber in der Strafkolonie als mit mir? Hasst du mich wirklich so sehr? Oder ist es dein reiner Selbsthass, der dich antreibt?«
Dante zog die Augenbrauen zusammen. Etwas ungeschickt stieß er ihre Hand weg. »Muss ich dich daran erinnern, dass ich ein Dämon bin und versuche, eine Wette zu gewinnen?«
Light verschränkte die Arme vor der Brust, seufzte und ließ sie wieder sinken. »Du musst mich nicht daran
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