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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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auf und schlenderte zu dem Tisch, der links neben ihm stand. Mit jedem Schritt kam er den Folterinstrumenten näher. »Wissen Sie, woher ich weiß, dass Sie lügen? Ich sehe es in Ihren Gedanken. Jede Lüge baut eine Mauer um die Wahrheit und ich kann diese Mauern vor meinem inneren Auge sehen.« Er griff sich einen Hammer vom Tisch. »Und ich scheue nicht davor, diese Mauern mit Gewalt niederzureißen. Sagen Sie mir: Wo ist mein Sohn?«
    Galen presste die Lippen zu einem Strich zusammen, als drohten die Worte seinen Mund selbst zu verlassen. Mit ruhigen Schritten ging Crispin auf ihn zu. Mit den Fingern quetschte er Galens Nasenflügel zusammen, bis diesem nichts anders mehr übrig blieb, als den Mund zu öffnen. »Mein Sohn, Galen!«
    »Ich … ich weiß nicht, wo er ist«, brachte er atemlos hervor.
    »Lügner!«, schrie Crispin und verpasste ihn einen Schlag auf die bereits gebrochene Nase. Blut sickerte daraus hervor und lief über seinen Mund. Galen wimmerte und seine Lider flatterten, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Doch diese Genugtuung gönnte Crispin ihm nicht. Er griff nach dem Eimer Eiswasser, den Valix ihm bereitgestellt hatte, und kippte ihn über Galen.
    »Ich weiß nicht, wo Dante ist«, wiederholte dieser. »Doch bevor Sie mich entführt haben, hat … hat ein Gericht entschieden, dass er vermittelt wird, an einen Delegierten. Wer dieser Mensch ist oder wo er lebt? Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    Crispin wünsche sich, er würde die Mauer sehen. Eine Mauer, gebaut aus Lügen, die ihm zeigte, dass Galen ihm nicht die Wahrheit erzählte, doch da war nichts. Es war die reine, ungeschönte Wahrheit. Man hatte Dante in die Obhut eines Delegierten gegeben. »Wieso ist Dante dann nicht hier? Kein Mensch könnte meinen Sohn davon abhalten, zu mir zurückzukommen! Er würde fliehen!«, bellte Crispin die Lüge, denn er kannte den Grund: Die Delegierten hatten einen passenden Köder gefunden. Ein Grund mehr schnell zu handeln, bevor Dante die Gelegenheit bekam, etwas über die Censio zu verraten.
    Galen geriet ins Stottern. »Ich … ich … ich weiß es nicht. Ich … hab den Jungen nur etwa fünf … Minuten gesehen. Vielleicht hat man es sich nach meinem … meinem Verschwinden noch einmal anders überlegt. Der Rat ist nicht … nicht dumm, er weiß, wer … wer mich entführt hat und er weiß, wer Dante ist.«
    Crispin ließ seinen Hammer fallen und schlug Galen mit der blanken Faust ins Gesicht, so dass ein leises Knacken zu hören war. Weiteres Blut ergoss sich aus der Wunde und tränkte Galens weißes Hemd. Crispin hatte keine Lust mehr auf das Spiel. »Gibt es noch etwas Anderes über Dante, das Sie mir sagen möchten?«
    »Nein. Es gibt nichts mehr zu sagen. Lassen Sie mich nun frei?« Hoffnung schwang in seiner Stimme, aber Crispin wusste, dass er ihn nicht gehen lassen konnte und wollte. Galen kannte ihr Versteck. Ihre Gesichter. Womöglich hatte er auch ein paar ihrer zukünftigen Pläne gehört. Valix achtete nicht drauf, ob ein Gefangener im Raum war, wenn er dabei war, mit anderen Mitgliedern der Gruppe Anschläge zu planen. Es war allgemein bekannt, dass es nur einen Weg gab, den Censio zu entkommen. Und dieser Weg trug den Namen Tod.
    Ohne zu zögern, griff Crispin hinter seinen Rücken und zog die Pistole hervor, die er immer bei sich trug. Selbst in den Nächten lag sie neben ihm, wie eine Frau, mit der er das Bett teilte.
    Als Galen sah, wie Crispin die Schusswaffe in seiner Hand hin und her wog, fing er an zu schluchzen. Tränen liefen über sein Gesicht und er begann zu flehen, zu betteln, wie ein Kind. »Bitte. Bitte, nicht. Ich werde …« Crispin ignorierte die unverständlichen Worte, die Galen nur mühsam zwischen seinem Schluchzen hervor presste. Was für ein bemitleidenswertes Wesen, dachte Crispin und verspürte ein Gefühl von Macht und Genugtuung. Er würde sich an Galen rächen, für alles, was er ihnen — den Paranormalen — je angetan hat.
    Das kühle Metall in seinen Händen entlockte Crispin ein Lächeln. Seine schwarzen Augen funkelten Galen voller Mordlust hat. Sein Flehen wurde zur Hintergrundmusik seines Todes. Crispin ging einen Schritt auf ihn zu. Er war bereit Gott zu spielen. Adrenalin rauschte durch seine Venen, als er zielte — und abdrückte.

06. K apitel
»Paranormale Bürger werden innerhalb eines Kontinents an einen Delegierten vermittelt. Paranormale Bürger, die eine weltweite Vermittlung wünschen, müssen dafür die im jeweiligen

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