Light & Darkness
gegen die Einkäufe drückte sie ihm einen Hunderter in die Hand. »Dein Geld«, sagte sie so leise, dass niemand außer ihm die Worte hören konnte. Kommentarlos schob er den Schein in die Hosentasche. Er trug jetzt ein schwarzes T-Shirt mit einem V-Ausschnitt, aber noch immer keine Jacke. Dämonen empfanden keine Kälte, unter ihrer Haut loderte die Hitze der Hölle.
Immer wieder schielte Light unauffällig in seine Richtung. Obwohl sie nun wusste, wie gefährlich Dantes Gegenwart war, so wuchs in ihr der absurde Wunsch, seine warme Haut zu berühren und seinen Körper noch einmal nackt zu sehen. Sie dachte an den vergangenen Morgen und an seine perfekt definierten Muskeln. Sein Körper war schön – er war schön – und das war eine Tatsache, nichts für das Light sich schämen müsste. Nur, weil sein Äußeres es wert war, bewundert zu werden, bedeutete das nicht, dass auch er selbst perfekt und begehrenswert war.
08. K apitel
»Paranormale Bürger werden mit Vollendung des 17. Lebensjahres von ihren Eltern gelöst. Sie sind verpflichtet, sich einem Delegierten zuzuordnen oder in der Kolonie zu leben.«
(Buch der Delegation, Artikel 5)
Die Schiebetür vor Light glitt automatisch auf und frische Luft schlug ihr ins Gesicht. Erleichtert atmete sie auf und obwohl sie kaltes Wetter hasste, freute sie sich über die angenehme Frische, die sich über sie legte. Das angespannte Kribbeln, das Dantes Anwesenheit auf ihrer Haut erzeugte, wich dem prickelnden Stechen der Kälte.
Sie marschierten geradewegs Richtung Bahnstation, als die Schwebebahn einfuhr. Die Menge rannte zu den Eingängen, um einen der seltenen Sitzplätze zu ergattern. Als Light und Dante einstiegen, fanden sie nur einen Stehplatz neben der Treppe, die zur ersten Klasse führte.
Mit einem kaum spürbaren Ruck setzte sich die Bahn in Bewegung. Ein heller Klingelton verkündete, dass nun die Ansage der Haltestellen folgt. Kurz darauf ertönte eine freundliche Frauenstimme aus den Lautsprechern. Light kannte die Worte inzwischen auswendig und sie leise mitzusprechen, war ein Tick, den sie sich mit der Zeit angewöhnt hatte.
Dantes Blick ruhte auf ihren Lippen, die geräuschlos die Worte formten: Everdeen. »Könntest du bitte damit aufhören?«
»Entschuldigung. Angewohnheit.« Light biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Ein Mann mit schwarzem Mantel und tief gezogener Mütze drängte sich an ihnen vorbei. Dantes Muskeln verhärteten sich und sein Kopf neigte sich zur Seite, als würde er einem Geräusch lauschen, das nur er hören konnte. Angewidert rümpfte er die Nase und etwas, das Light nicht benennen konnte, blitzte in seinen schwarzen Augen auf.
»Warte hier«, befahl er und folgte dem Mann. Kurz bevor er die Tür zur Toilette erreichte, packte Dante ihn an der Schulter und wirbelte die düstere Gestalt herum. Mit voller Wucht knallte dieser gegen die Wand. Im selben Herzschlag umfasst Dante seinen Hals und drückte zu. Eine Gruppe Jugendlicher wich aufgeregt zurück, um Platz für einen möglichen Kampf zu machen. Ein Mädchen schrie erschrocken auf, während eine Mutter mit Kind hastig die Flucht ergriff.
»Was tust du da?«, schrie Light, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte. Sie ließ ihre Taschen fallen und schlängelte sich durch das volle Abteil, um Dante zu erreichen. Immer wieder entschuldigte sie sich flüchtig bei den Fahrgästen, die sie anrempelte und unsanft gegen die Wände presste. Bei den Toiletten angekommen packte Light Dante an der Schulter und versuchte ihn von dem Mann loszureißen.
»Lass mich«, zischte Dante. Noch im selben Herzschlag riss er dem Fremden die Mütze vom Kopf. Der strohblonde Haarschopf eines Jungen kam zum Vorschein. Dantes Augen weiteten sich. »Ethan.«
Der Junge – Ethan – wirkte ebenso erschrocken. »Dante!« In seiner Stimme lag ein Ton, den Light nicht deuten konnte. Sie hatte das Gefühl, etwas Wesentliches verpasst zu haben.
Dante lockerte seinen Griff, hielt ihn aber weiterhin fest. »Was machst du hier?«
»Lass ihn bitte los.« Light berührte Dantes Arm, aber er ignorierte sie und starrte Ethan wütend an. Die anderen Passagiere wurden unruhig. Einige von ihnen hatten bereits ihr Handy gezückt, um die Polizei zu informieren. Andere wiederum hielten Ausschau nach einem Bahnangestellten.
»Die Frage ist wohl eher: Was machst du hier?«, sagte Ethan. Seine Augenlider zuckten nervös. »Offizier Leroy sucht nach dir.«
»Natürlich sucht er nach mir, ich bin sein
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