Light & Darkness
Dante.
»Willst du etwas trinken?« Light hielt ihm die Flasche vor die Nase. Dankend nahm er an. Er zuckte zusammen, als seine verletzte Handfläche die Flasche berührte. Wasser tropfte ihm auf die Brust als er gierige, große Züge nahm.
»Es tut mir so leid«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Es war Ava. »Ich wollte das nicht. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass Gold für Dämone schädlich ist. Es … tut mir leid.« Ihre Entschuldigung klang ehrlich und war voller Reue.
Dante sah Ava nicht an, als er antwortete. »Sobald es mir besser geht und wir hier weiter machen, nimmst du den Ring ab«, sagte er ruhig. Ihre Entschuldigung würdigte er mit keinem Wort. »Gebt mir noch zehn Minuten.«
»Wäre es nicht besser, wenn wir am Montag weiter machen?«, fragte Light besorgt.
»Es war nur ein Ring«, zischte Dante. Doch seine rot unterlaufenen Augen straften ihn Lügen. Es war weitaus mehr als nur ein Ring. Er hatte Schmerzen und war zu stolz, es zuzugeben. Light seufzte und setzt sich auf den Stuhl neben ihm.
»Lässt du uns bitte für zehn Minuten alleine?«, bat sie Ava. Diese nickte verständnisvoll und ging zu Matt, der das Geschehen vom Tresen aus beobachtet hatte. Light schnappte Worte wie »Versicherung« und »Verklagen« auf, doch sie hatte andere Sorgen. Sie wandte sich Dante zu, der gekrümmt auf seinem Stuhl kauerte. Sie griff nach seiner verletzten Hand, die mit der Wunde nach oben auf seinem Knie ruhte. Ihre Finger strichen über die unverletzte Haut und über sein Handgelenk. »Mir tut es auch leid, dass das passiert ist. Kein Tag ist vergangen und du verletzt dich. Ich bin eine schlechte Delegierte.«
»Schwachsinn!« Dante entzog ihr seine Hand. »Du bist keine schlechte Delegatin. Es war ein Unfall. Wenn jemand die Schuld trägt, dann diese Verkäuferin. Wenn sie weiß, dass es Wesen gibt, die kein Gold vertragen, dann sollte sie auch keinen Goldschmuck tragen. Nicht in ihrem Job.« Eine Bitterkeit, die Light nicht verstehen konnte, schwang in seinen Worten mit. Er wandte seinen Blick ab, so dass Light nur sein Profil sehen konnte. Seine Nase war eine gerade Linie, fast zu perfekt für ein Männergesicht und seine Lippen wirkten selbst aus dieser Perspektive voll. Er sah gut aus, jung und kaum älter als sie, obwohl er vermutlich schon ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte lebte. »Dante? Wie alt bist du?«
Er blinzelte sie an. »Wieso fragst du?«
»Nur so.« Light zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, ihr Dämonen werdet sehr alt.«
Arrogant lächelte Dante sie an. »Hat dein toller Rat dir keine Informationen über mich gegeben?«
»Hätten wir die Delegationsveranstaltung nicht zu früh verlassen, hätte ich deine Daten«, antworte Light schnippisch. Sie selbst hatte gar nicht mehr an den Datenträger gedacht. »Also, wie alt bist du?«
»Wie alt schätzt du mich?«, fragte er neckisch und seine schwarzen Augen fanden ihre.
Mit der Zunge fuhr sich Light über die trockenen Lippen. »Zweihundert?«
Dante schnaubte. »Streich eine Null.«
»Zwanzig? Du bist erst zwanzig Jahre alt?« Sie ließ ihren Blick noch einmal über sein Gesicht gleiten. Wie schon des Öfteren stellte sie auch dieses Mal fest, dass seine Züge jugendlich wirkten, aber nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass er wirklich erst zwanzig Jahre alt war. Er war nur ein Jahr älter als Jude. Kane war hundertfünfzehn.
»Auch Dämonen müssen erst einmal geboren werden und fangen jung an«, sagte Dante.
»Wieso war deine Familie nicht bei der Delegation?« Aus ihren Schulbüchern wusste Light, dass es üblich war, dass die Wesen von ihren Eltern begleitet wurden, wenn es ihre erste Delegation war. Denn auch für die Wesen war es ein ganz besonderer Tag im Leben.
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich ein Flüchtling bin, der sich der Delegation entzogen hat? Meine Eltern – mein Vater – ist wie ich. Glaubst du wirklich, so jemand kommt zur Delegation seines Sohnes?« Dante ließ seine Schulter hängen. »Sei froh, dass er nicht da war, vermutlich hätte er aus Spaß den Bürgermeister erschossen.«
Light neigte den Kopf. Hatte sie ihn eben richtig verstanden? »Wie meinst du das?«
»Ich meine es so wie ich es sagte. Mein Vater kennt keine Gnade. Er ist gegen die Delegation und das ganze System. Wir Wesen werden von euch Menschen unterdrückt und werden wie Kinder behandelt«, sagte er bitter und fuhr sich mit der gesunden Hand durch das Haar. »Er hasst euch, noch weit mehr, als ich euch
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