Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
endlich auf dem Weg in den Wald waren. Zwischen unseren Sitzen stand ihr Rucksack mit den Gegenständen, die sie zur Beschwörung benötigte. »Oder ist dein Gefährte auch hier?«
»Nein«, log ich. Mir war zwar unbehaglich dabei zumute, aber ich wollte Baltic nicht irgendwelchen Gefahren aussetzen. »Aber ich bin nicht allein. Sein Stellvertreter ist bei mir.«
»Ah. Er hat vermutlich auch keine Ahnung, wo wir nach Constantines Geist suchen sollen?«
»Es ist eine Frau. Nein, ich glaube nicht, dass sie es weiß, aber das spielt keine Rolle, weil ich die Stelle gefunden habe, wo er erschlagen wurde.«
»Fein. Das erleichtert uns die Arbeit«, sagte sie mit einer Selbstsicherheit, die ich sehr beruhigend fand.
Als ich am Eingang zum Wald von der Straße abbog, fand ich, dass jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen war, um vorsichtig nach den Ouroboros-Drachen zu fragen. »Und … wie lange machst du das schon?«
Sie folgte mir in den Wald. »Etwa acht Jahre. Als Geisterbeschwörer wird man geboren, deshalb hatte ich nicht wirklich eine andere Wahl, wenn du weißt, was ich meine. Meine Mutter hat mein Talent entdeckt, und sie schickte mich dann zu einer richtigen Ausbildung.«
»Ah. Hast du denn mit der Familie deines Vaters gar nichts zu tun?«
»Nein.« Sie warf mir einen neugierigen Blick zu. »Wie ich schon sagte. Er wurde vom Wyvern getötet, nachdem sie ihn aus der Sippe geworfen hatten, deshalb habe ich nicht das Gefühl, den roten Drachen etwas zu schulden.«
Das war eine vielsagende Äußerung, aber ich konnte sie trotzdem gut verstehen.
»Dann bist du also theoretisch ouroboros . Wir auch. Ich mag es nicht besonders, dass wir vom Weyr getrennt sind. Ich fühle mich so … isoliert.«
»Aber Baltic hat doch eine neue Sippe, oder nicht?«, fragte sie, als wir um einen kleinen Teich mit schlammigem, schwarzem Wasser gingen.
Ich fragte mich, woher sie das wusste, wenn sie doch angeblich keinen Kontakt mit Drachen hatte. »Ja, aber wir gehören nicht zum Weyr.«
»Nun, das ist doch sowieso alles gleich, oder?« Sie machte eine abfällige Geste. »Seine Familie kann man sich zwar nicht aussuchen, aber wenigstens seine Freunde – so sehe ich das. Deshalb sorge ich lieber dafür, dass ich gute Freunde habe.«
»Andere Drachen, meinst du?«
Sie warf mir einen merkwürdigen Blick zu. »Ich bin ouroboros , wie du eben ganz richtig bemerkt hast. Die roten Drachen wollen nichts mit mir zu tun haben.«
»Aber andere Ouroboros-Drachen doch bestimmt«, sagte ich so mitfühlend, wie ich konnte, obwohl mir nicht danach zumute war.
Sie blieb stehen und musterte mich mit einem Anflug von Feindseligkeit. »Ich habe das Gefühl, du hast etwas auf dem Herzen, willst aber nicht mit der Sprache heraus. Worum genau handelt es sich, Ysolde?«
»Ich verstehe gut, wie es ist, sich ausgestoßen und fern von allem, was man liebt, zu fühlen.« Ich wählte meine Worte mit äußerster Sorgfalt. »Ich weiß, wie schwer es ist, isoliert zu leben, und wie viel es bedeutet, Anschluss an eine Gruppe zu finden, bei der man sich aufgehoben fühlt. Ich weiß auch, wie es ist, wenn alles über einem zusammenschlägt, wenn man dabei ist zu ertrinken, ohne dass ein Lebensretter in Sicht ist. Ich will dir nur sagen, Maura, dass du nicht allein bist.«
Sie stand bewegungslos da und blickte mich forschend an. Plötzlich gab sie einen gereizten Laut von sich. »Es ist Emile, nicht wahr?«
»Emile?«
»Mein Großvater.« Energisch schulterte sie ihren Rucksack erneut und ging mit zusammengepressten Lippen weiter. »Er quält mich schon seit mindestens zehn Jahren, mich endlich niederzulassen, wie er es nennt, und jetzt hat er auch noch dich eingeschaltet. Ich fasse es nicht! Warum begreift er nicht, dass ich nicht so ein Leben führen kann, wie er es gerne hätte? Ich bin eine eigenständige Person, nicht eine Verlängerung von ihm!«
Ich beeilte mich, um mit ihr Schritt zu halten. »Es tut mir leid, wenn du das als zudringlich empfindest, aber deine Mutter und dein Großvater machen sich große Sorgen um dich.«
»Hast du mich deshalb hierheraus gelockt?«, fragte sie und blickte mich böse an. »Nur damit du mich überreden kannst, wieder nach Hause zurückzukehren?«
»Nein, keineswegs.« Ich wollte lieber nicht daran denken, dass das sehr wohl der Grund gewesen war. »Ich möchte wirklich, dass du Constantines Geist beschwörst. Ich muss über etwas Wichtiges mit ihm reden.«
Sie blickte mich einen Moment lang forschend an, dann
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