Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
nickte sie. »In Ordnung. Aber mein Privatleben ist tabu.«
Ich blieb kurz stehen und sah ihr hinterher, als sie weiter in den Wald ging. Ich war nicht so naiv, mich von ihrem Ablenkungsmanöver täuschen zu lassen, aber es war wohl das Beste, das Thema ruhen zu lassen, bis sie Constantines Geist beschworen hatte.
Ich blickte auf die Uhr, als wir die verschlungenen Wege entlanggingen. Hoffentlich brauchte Baltic volle zwei Stunden, um in die Schatzkammer zu gelangen. »Wie lange dauert die Beschwörung?«
»Das hängt vom Geist ab. Manche sind direkt da und können gleich gerufen werden; andere muss man erst eine Zeitlang anlocken. Sagen wir, großzügig gerechnet, eine Stunde.«
»Ah.« Ich zog mein Handy heraus. »Ich will nur rasch … äh … Thala Bescheid sagen, dass ich ein bisschen später komme.«
Maura erwiderte nichts darauf und ging einfach weiter in die Richtung, die ich ihr anzeigte. Ich folgte ihr langsam, damit der Abstand zwischen uns ein bisschen größer wurde.
»Ja«, sagte Baltic knapp, als er den Anruf entgegennahm.
»Hallo, ich bin’s. Wie läuft es mit der Öffnung der Schatzkammer?«
»Gut, denke ich. Ich beobachte gerade, wie Kostyas Männer von silbernen Drachen niedergemacht werden.«
Stirnrunzelnd blieb ich stehen. »Das ist doch grauslich, findest du nicht?«
»Nein, keineswegs. Ich möchte sehen, was Constantine getan hat, um Dauva einzunehmen, deshalb bleibe ich hier, wo die silbernen Drachen gegen Kostyas Armee kämpfen. Thala sagt mir schon Bescheid, wenn die Schatzkammer geöffnet ist. Wo bist du? Du wolltest doch sehen, was von Dauva und der Schatzkammer übrig geblieben ist.«
»Ja, das will ich auch, ich muss mich aber vorher noch um etwas anderes kümmern«, sagte ich leise. Maura gab nicht zu erkennen, dass sie von meinem Gespräch etwas mitbekam, aber ich wusste, dass Drachen ein außergewöhnlich gutes Gehör haben.
»Was denn? Hat es etwas mit Kostich zu tun?«
»Ja, so in der Art. Ich habe dir doch erzählt, dass ich herausfinden wollte, wo Constantine erschlagen wurde, damit ich seinen Geist beschwören lassen kann.«
»Und ich habe dir gesagt, dass das Wahnsinn ist. Selbst wenn du den Ort findest, so kann er dir doch nichts sagen, was dir nützen könnte. Kehre sofort zu mir zurück, Gefährtin!«
»Ja, das tue ich, sobald ich das hier erledigt habe.«
»Ysolde …«
»Es dauert höchstens eine Stunde, und dann komme ich zurück und sehe mir an, was ihr für Fortschritte gemacht habt. Tschüss.«
Zwanzig Minuten später gelangten Maura und ich an die Stelle, wo ich früher Constantine hatte niedersinken sehen. Die Erinnerung an das Schneegestöber lag immer noch unheimlich in der Luft, aber sie war jetzt kaum noch zu sehen. Maura hockte sich hin und holte ein paar Gegenstände aus ihrem Rucksack, die sie ordentlich vor sich hinlegte. Dann zeichnete sie über ihrer linken Hand und ihrem rechten Auge einen Schutzzauber. Mühsam zog sie mit einem Stück Kreide einen Kreis in die feuchte Erde.
»Funktioniert das?«, fragte ich, während ich interessiert zusah. »Das mit der Kreide, meine ich. Mit Kreide kann man eigentlich nicht auf Erde malen, und dann sind auch noch überall Steine und so im Weg.«
»Es hinterlässt keine sichtbare Spur auf dem Boden, aber man muss den Kreis nicht sehen, um zu wissen, dass er da ist. Solange ich ihn zeichne, ist er wirksam.« Sie sprenkelte graue Asche über den Kreis, schloss die Augen und murmelte leise vor sich hin. Nach ein paar Minuten hörte sie auf, schüttelte den Kopf und blickte mich an. »Nichts. Bist du sicher, dass das die Stelle ist?«
»Absolut sicher.«
»Ich kann es gerne noch einmal versuchen, aber ich spüre noch nicht einmal das kleinste Beben.«
»Ja, ich wäre dir dankbar, wenn du es noch einmal versuchst.« Ich blickte auf den schneebedeckten Hügel, unter dem Constantines Leiche lag.
Sie verrieb den Kreis und zog einen neuen mit Kreide und Asche. Dabei sagte sie: »Heilig sei der Kreis, heilig sei der Ort; tritt herein. Hier zeichne ich den ersten Kreis des Geistes; möge er sein Licht auf dich scheinen lassen. Hier zeichne ich den zweiten Kreis des Geistes; möge er dein Wesen binden. Hier zeichne ich den dritten Kreis des Geistes; möge er meiner Hand, meinem Herzen und meiner Seele die bringen, die bleiben.«
Ich wartete, aber nichts geschah.
»Es tut mir leid«, sagte sie und verrieb den Kreis wieder. »Aber da ist einfach nichts. Ich frage mich, ob meine Asche wohl das Problem ist. Es
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