Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
verbrachten eine angenehme Stunde miteinander. Brom zeigte mir seine diversen Mumifizierungsprojekte. Während er mir seine Technik erklärte, dachte ich darüber nach, wie ein Junge mit einem grässlichen biologischen Vater so intelligent und charmant, wenn vielleicht auch ein bisschen exzentrisch werden konnte. Als er mir jedoch schließlich anbot, mir die präparierten Innereien des Maulwurfs zu zeigen, beschloss ich, dass wir jetzt genug wertvolle Zeit miteinander verbracht hatten, und machte mich auf, um von Baltic das Gleiche zu verlangen.
»Noch eine halbe Stunde, dann gehst du ins Bett«, ermahnte ich Brom.
Er runzelte die Stirn. »Sullivan, ich bin kein Kind mehr.«
»Nein, natürlich nicht. Neun ist schon ziemlich alt, aber morgen früh kommt Nico, und wenn du nicht auf die Schule am Ort gehen willst, dann beweist du Baltic und mir besser, wie gut du dich bei einem Privatlehrer schickst, und dafür solltest du um eine vernünftige Uhrzeit ins Bett gehen. Verstanden?«
Er verdrehte zwar die Augen, nickte aber.
»Ich liebe dich. Gute Nacht.« Als ich die Treppe hinaufging, nahm ich mir vor, dem Privatlehrer Bescheid zu sagen, dass er sich mehr auf naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie konzentrieren sollte. Dafür hatte Brom anscheinend eine Begabung.
»… siehst du denn nicht, dass sie deine Autorität untergräbt? Wer hat denn überhaupt entschieden, dass das Kind die silbernen Drachen besuchen durfte? Sie. Sie fühlt sich an die silberne Sippe gebunden, Baltic, und nur ihnen gegenüber ist sie loyal. Sie wird dich jetzt genauso betrügen, wie sie es in …« Thala fuhr herum, als ich mit einem Tablett Baltics Bibliothek betrat.
»Tut mir leid, deinen kleinen Hetzversuch unterbrechen zu müssen«, sagte ich ohne den geringsten Anflug von Wahrhaftigkeit. Ich stellte das Tablett auf Baltics Schreibtisch ab und stellte den beiden Espressotassen und eine Kanne Kaffee hin. Ich lächelte ihn an. »Ich brauche wohl nicht zu fragen, ob du diesen Quatsch glaubst, weil du sehr wohl weißt, dass ich dich nie betrügen würde. Eher im Gegenteil.«
»Ich habe nie an dir gezweifelt«, erwiderte er.
»Gut. Ich dachte, du möchtest vielleicht einen kleinen Nachtisch. Nach dem Abendessen hattest du ja keine Zeit für die karamellgetränkte Schokoladenhaselnusstorte, die ich für dich gemacht habe.«
Thala verzog höhnisch das Gesicht, als Baltic, der für sein Leben gerne Süßigkeiten aß, voller Interesse auf das Tablett blickte.
»Kuchen?« Sie machte eine abfällige Handbewegung. »Wir haben keine Zeit für Kuchen.«
Mit strahlendem Lächeln hielt ich Baltic den Teller hin. »Für Kuchen ist immer Zeit. Vor allem für Kuchen mit Karamell. Baltic liebt Karamell, nicht wahr, Baltic?«
»Ysolde liebt Kochen und Backen über alles«, sagte Baltic und steckte sich ein Stück Torte in den Mund. »Sie tut gerne so, als würde ich verhungern und müsste mehrere Male am Tag gefüttert werden.«
»Das stimmt ja gar nicht. Jedenfalls hast du bis jetzt noch nie etwas abgelehnt, was ich dir angeboten habe.«
»Ich will eben deine Gefühle nicht verletzen«, sagte er, einen seligen Ausdruck in den Augen, als die Torte in seinem Mund zerschmolz. »Hast du die Karamellsoße selber gemacht?«
»Natürlich. Ich habe noch mehr davon. Ich dachte, wir genießen sie vielleicht … später .«
»Wir sollten wirklich heute Abend zu einer Entscheidung kommen«, sagte Thala über meinen Kopf hinweg.
»Mm-hmm«, stimmte er ihr zu und betrachtete das zweite Stück Torte, das ich für Thala mitgebracht hatte. »Willst du das?«
»Ja, ich möchte wirklich weiter …«
»Nein, die Torte.«
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, nahm sich aber zusammen. »Nein, ich mag keine Süßigkeiten, wie du weißt .«
»Wenn Jim hier wäre, würde er dir für diese Bemerkung lediglich eine drei Komma fünf geben. Das kannst du doch bestimmt besser, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst«, sagte ich zu ihr.
Sie baute sich zu voller Höhe vor mir auf. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel Macht ich besitze, du mickriges Menschlein? Ich bin die Tochter von Antonia von Endres, der Größten aller Magier. Ich kann Tote zum Leben erwecken. Ich beherrsche die Mächte der Finsternis und der weißen Magie und kann sie nach meinem Willen beugen.«
»Aber kannst du auch Dämonen in Männer verwandeln? Beherrschst du die Macht der Banane? Und hattest du jemals einen Vierer mit dir selbst? Das alles kann ich nämlich, und wenn Baltic mir
Weitere Kostenlose Bücher