Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
nach Westen. »Erde nährt dich. Wasser schenkt dir Leben.«
Ich stand wieder mit dem Gesicht zu Jim, öffnete die Augen und zog, so fest ich konnte, an Baltics Feuer. »Dämon von Geburt, Dämon vom Wesen, mit der Gnade, die mir innewohnt, erlöse ich dich von deiner Gestalt.«
Eine Sekunde lang passierte gar nichts. Jim stand völlig verängstigt da, dann durchströmte mich ein Gefühl von Macht und löschte alles aus, was ich jemals gewesen war und jemals sein würde, bevor es in einem Abgrund der Leere verebbte.
Der Mann blickte mich mit einer Mischung aus Verärgerung und Nachsicht an. »Du machst dir dies zur Gewohnheit, Tochter des Lichts.«
Ich setzte mich auf und schaute ihn an. Er sah irgendwie vertraut aus, mit seinen unendlich weisen Augen, und doch war da noch etwas anderes an ihm.
»Wollt Ihr meinen Vater besuchen?«, fragte ich verwirrt. Ich blickte mich im Zimmer um und stellte überrascht fest, dass noch andere Personen anwesend waren, ein Mann und eine Frau in seltsamer Kleidung und ein großer schwarzer Hund, die mich alle drei ungläubig anstarrten. »Ich hole ihn für Euch. Er ist es doch sicher, den Ihr sehen wollt, mein Herr, oder? Entschuldigung, ich scheine heute früh nicht ganz bei Sinnen zu sein. Ich glaube nicht, dass man mir gesagt hat, dass ein Magier meinen Vater besuchen will. Wie ist Euer Name, Herr?«
»Ich bin kein Magier, der zu Besuch kommt«, sagte der alte Mann und streckte seine Hand aus. Ich ergriff sie und stand auf. Kurz drehte sich mir alles vor Augen. »Du bist mir wichtig, Tochter, aber ich kann dich nicht ständig retten. Du musst deinen eigenen Weg finden und darfst dich nicht darauf verlassen, dass ich dir immer wieder helfe.«
Ich hob die Hand. Mein Kopf drehte sich, sowohl von seinen Worten als auch von der seltsamen Umgebung, in der ich mich befand.
»Feuer von Abaddon«, sagte jemand. »Hat sie sich etwa wieder in ihr altes Ich verwandelt?«
»Sei still, Jim. Äh … Herr Erster Drache?« Die Frau, die eine merkwürdige abgeschnittene Tunika und Leggings trug, winkte dem Mann zu, der immer noch meine Hand hielt. »Ich weiß, dass Ysolde jede Menge Fragen hat zu dem, was sie für Sie tun soll, und da sie im Moment nicht so ganz bei sich ist, dachte ich, ich kann Ihnen die Fragen vielleicht stellen.«
Der Mann warf ihr einen Blick zu und wiederholte: »Sie muss ihren eigenen Weg gehen.«
»Ja, aber …«
»Einst wurde ein Leben für deines gegeben, Tochter. Vergelte es nicht wieder mit Versagen.«
Mir blieb der Mund offen stehen, als der Mann auf einmal in einem hellen, silbernen Licht flimmerte, als bestünde er aus Tausenden von Regentropfen, die in der Sonne schimmerten. Hell glitzerten die Tropfen, bevor sie sich in Nichts auflösten.
»Beim Kreuz!«, keuchte ich und fuhr mit der Hand durch die Luft, wo eben noch der Mann gestanden hatte. »Das muss ich Papa erzählen. Selbst er kann sich nicht in Lichttropfen verwandeln.«
»Wenn ich nicht solches Interesse an Elementarwesen wie dem Vorfahr aller Drachen hätte, hätte ich das jetzt langweilig gefunden«, sagte der große, dünne Mann mit den wässerigen blauen Augen. Er beäugte mich, als sei ich ein Eimer voller Schmutzwasser. »Aber jetzt, wo er weg ist, fesselt mich die Situation nicht mehr. Aisling Grey, bitte entferne meinen früheren Lehrling.«
»Sie können sie doch nicht einfach so hinauswerfen!«, protestierte die Frau. Sie gefiel mir. »Sie wurde vor ein paar Minuten gerade getötet! Getötet wegen Ihrer Magie!«
»Jemand wurde getötet?«, fragte ich und blickte mich um. Mir war immer noch schwindlig, aber wenn hier irgendwo eine Leiche lag, wollte ich sie gerne sehen. Leichen haben mich immer schon fasziniert, sehr zum Entsetzen meiner Mutter. »Wer?«
»Du«, sagte eine Männerstimme, und mir fiel der Unterkiefer herunter, als ich feststellte, dass sie von dem großen schwarzen Hund kam.
»Ich?« Ich kniff mir in den Arm. Es fühlte sich real an.
»Ja. Du bist umgefallen wie ein nasser Sack. Dann hatte der Erste Drache seinen großartigen Auftritt, wedelte mit den Händen, und schwupps, warst du wieder lebendig.«
»Der Erste Drache …« Etwas an diesem Namen kam mir bekannt vor.
Die Frau und der Mann hatten sich gestritten, während der Hund mit mir redete. Einen Moment lang fragte ich mich, ob ich jetzt völlig irre geworden sei, dachte dann aber, dass es eigentlich egal war, wenn ich mit Hunden reden konnte. »Wer bist du?«, fragte ich ihn.
»Mann, du stehst wirklich
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