Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
hinabglitt. Ihr ganzer Körper war weich und vibrierend, warm und so von Tath durchdrungen, dass dieser für den Moment ein Teil von ihr war.
Dar ordnete seine Kleider und setzte sich neben sie. Er streckte die Hand nach ihrem bestiefelten Fuß aus, umfasste ihn kurz, ließ sich dann auf den sandigen Boden im Schatten des Baums zurücksinken, heftig atmend, mit geschlossenen Augen, den freien Arm überm Gesicht, um es gegen die Sonne abzuschirmen.
Nach ein paar Sekunden hob er den angewinkelten Arm und sah sie an. Lila sah ihn an, lächelte ein wenig verlegen und streckte die Hand aus. Er ergriff sie und zog sich in eine sitzende Position hoch. Er presste seine Schulter an ihre und ließ den Kopf zur Seite sinken. Sie lehnte ihren Kopf an seinen und rieb sich den Bauch.
»Ich glaube, es wäre besser gewesen, das Wehrgehänge vorher abzunehmen«, sagte sie.
Dar sah sie an und lachte, fasste reflexartig an die Schließen des Schwertgurts, der sich über seine Brust spannte. »Tut mir leid.«
»Vergiss es.« Sie zeigte auf den Rest der Baumrinde, der jetzt zertreten am Boden lag. Sie warf ihn ein Stück beiseite, für die Insekten. »Hat gut geschmeckt.« Sie war absurd glücklich, gemessen an dem, was vor ihnen lag. »Tath war …«
»Ich weiß«, sagte Dar, der gerade seine Tunika schnürte, und sie lachten beide. »Wo ist er jetzt?«
»Überall«, sagte Lila und zuckte die Achseln, als er sie fragend ansah.
»Wir müssen los«, sagte Dar und erhob sich mit einiger Anstrengung. »Es ist noch mindestens ein Tagesmarsch.«
Lila ging zu der Felskante ein paar Meter weiter und blickte hinab. Noch immer hunderte Meter steilen, felsigen Abstiegs. Wenn sie das Ganze doch nur hätte planen können … aber hier gab es keine Hängegleiter und keine geeigneten Materialien, um einen zu bauen. Sie hob Taths Bogen auf und folgte Dar. Sie versuchte, nichts zu tun, was das Wohlgefühl, das sie erfüllte, hätte trüben können. Bei jedem Schritt war ihr Taths Anwesenheit bewusst, aber es war keine Belastung oder Störung. Er hatte den Anstand zu schweigen.
Es dauerte noch zwei Stunden, den steilen Hang hinabzusteigen. Sie rutschten auf Geröll, kletterten über Felslawinen und sprangen, wo Springen möglich war. Als sie schließlich im Tal anlangten, hatte Lila es bereits ausführlich studiert. Trotz Dars geographischer Erklärungen war sie sich sicher, dass es gar kein Tal war. Es war ein Krater.
Sie sagte nichts. Ihre Agenteninstinkte, so korrumpiert sie auch sein mochten, hielten sie davon ab. Sie wusste, der einzige Grund, weshalb Dar ihr von Zal erzählt hatte, war die Tatsache, dass er ansonsten alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Es war ein Anflug von Schwäche gewesen, aber sie konnte es verstehen. Und ob es die Wahrheit war, hatte sich noch nicht erwiesen. Hungrig und verschwitzt aktivierte sie ihr Kühlsystem und war froh, als Dar sich dafür entschied, einen kleinen Umweg zu machen, um zu einer Quelle zu gelangen. Zum Zeitvertreib überschlug sie, wie weit sie jetzt schon hinter dem Tourplan zurücklagen, und fragte sich, ob sie wohl irgendwelche Zeitschleifen nützen könnte, um das Desaster etwas weniger desaströs zu machen. Aber das war ein Science-Fiction-Traum. Niemand hatte je eine Zeitreise gemacht.
Tath, der sich inzwischen von seinem übersinnlichen Liebesakt mit Dar erholt hatte, fand das höchst belustigend. Bestürzt musste sie feststellen, dass ihn dieser Vorgang irgendwie revitalisiert hatte. Er erklärte ihr, er glaube nicht, dass sie diesen Tag überleben werde. Lila beachtete ihn gar nicht. Das sathanorische Wasser, das Dar ihr reichte, war sehr gut. »Das solltest du abfüllen und verkaufen«, sagte sie zu Dar und fühlte, wie Tath vor Empörung bebte. »Damit könntest du ein Vermögen machen.«
»Es ist heilig«, sagte Dar zerstreut. »Das Wasser erhält jung, heilt Krankheiten und lindert den Hunger. Dass ich dich, einen fremden Eindringling, davon trinken lasse, würde in fast ganz Alfheim und auch vielerorts außerhalb seiner Grenzen genügen, um mich zu hängen. Es gibt Leute, die für dieses Wasser töten, und solche, die dafür sterben. Wenn du ein Gefäß hast, solltest du es füllen, weil es das letzte Wasser vor dem See ist, und aus dem zu trinken, wäre wohl nicht ratsam.«
»Das Wasser des Lebens: schmeckt gut und tut gut«, sagte Lila und trank sich damit voll. »Ich bleibe bei meiner Einschätzung. Eine absolute Goldmine. Denk doch nur mal, was man alles daraus
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