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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Niedergangserscheinungen in Alfheim sind durch Kontakte mit Otopia und Dämonia, Feenland, Thanatopia und der Leere entstanden. In früheren Zeiten waren es unsere eigenen einfältigen Versuche, ferne Gegenden jenseits unserer Grenzen zu erkunden und ihre Schätze mit nach Hause zu bringen, die immer wieder um ein Haar zu unserer Vernichtung geführt hätten. Andere Rassen halten Dinge für gut, die wir verabscheuen. Sie haben alle ihre eigene Heimat und ihre eigene Macht. Wir haben uns doch alle gegenseitig gesehen und unsere Erfahrungen gemacht. Mögen sie dort bleiben, wo es ihnen am besten gefällt, und nicht durch das verunreinigt werden, was ihnen an Alfheim so widerstrebt.«
    Zal zog seinen Stuhl zurück und setzte sich. Aus seinem Verhalten sprach jetzt eine gewisse Müdigkeit, was aber an der Intensität seiner Argumentation nichts änderte. »Schau mich an. Mir geht es nach wie vor gut. Ich bin halb Dämon und trotzdem noch Elf. Ich kann das Wasser hier trinken und die Luft atmen. Ich kann nach Zoomenon hinüberwechseln wie jeder Elfengroßmagier, und die Elementargeister kommen zu mir. Ich kann leben, wo immer ich will.«
    »Kein Elf kann ein halber Dämon sein«, sagte Arië. »Die magischen Systeme sind antithetisch. Eine solche Harmonie existiert nur in deiner Einbildung, nirgends sonst. Du hast dich nur durch häufige Übergänge nach Zoomenon am Leben erhalten, und du wärst immer dazu gezwungen. Du kannst nicht auf Dauer in einer anderen Sphäre leben, du musst immer wieder nach Hause kommen, und wenn du das nicht kannst, musst du dein Zuhause zu dir holen. Dieses krankhafte Tun wird dich unweigerlich umbringen, auch wenn es dir noch so großartig erscheint.«
    »Noch bin ich nicht tot«, sagte Zal achselzuckend. »Ich bin mir sicher, ich kriege den Bogen raus, bevor mir was passiert. Es ist ein langfristiges Projekt.«
    »Aber du wirst doch nicht leugnen, dass du die Elementargeister brauchst, um deine Kräfte wiederherzustellen«, sagte Arië. »Du bist von ihnen abhängig.«
    »Nicht annähernd so sehr, wie du es gern hättest«, sagte Zal. Er senkte den Kopf und presste die Kiefer zusammen. Sein Gesicht wurde hart.
    Arië machte eine Handbewegung, und die Wachen traten auf Zal zu. Er erhob sich, und die eisige Verachtung in seinen Worten war selbst für Lila körperlich schmerzhaft, so als wären diese Worte tatsächlich Waffen. »Von unserer ganzen Familie warst du immer die Schwächste. Ich würde dich ja bemitleiden, wenn ich es noch könnte, aber meine Geduld mit dir ist schon lange zu Ende, etwa seit dem Moment, als du befunden hast, es wäre besser für uns, uns in alle Winde zu zerstreuen und die Drecksarbeit für dich zu machen, egal, um welchen persönlichen Preis.« Er sah jetzt Dar an, und was er ihm zu sagen hatte, war nicht minder vernichtend. »Du überraschst mich. Ich dachte, du hättest mehr Charakter.«
    Dar zitterte und wurde aschfahl. Lilas Herz wollte ihm beispringen, aber jetzt ließ Zal sich abführen.
    Wenn wir keine zweite Chance kriegen, sind wir geliefert, sagte Lila zu Tath.
    Eins steht fest, sagte er. Zal hat es geschafft, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und mich auch. Ich glaube, du wirst deinen heroischen Moment kriegen. Keine Bange. Er klang bitter und voller Selbsthass. Lila war ganz schlecht.
    Das Essen, das inzwischen kalt geworden war, wurde abgetragen und durch neues ersetzt, aber Lila konnte nichts anrühren. Die Höflinge um sie herum unterhielten sich jetzt über andere Dinge. Sie beobachtete Dar. Er war blasser als sonst und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Zwischendurch sah er immer wieder mit beunruhigter Miene zu Lila herüber, und Arië beobachtete sie beide.
    Lila wurde jetzt klar, wie unvorbereitet sie in dieses ganze Unternehmen gestolpert war. Incon musste doch wohl zumindest von der engstirnigen Tyrannei geahnt haben, die sich hinter dem ach so weltoffenen politischen Gehabe Alfheims verbarg. Sie hatten sie blind hier hineintappen lassen, dachte sie, und der Ärger war ein harter Klumpen in ihrem Magen. Und sie mussten auch mehr über Zal gewusst haben, als sie ihr gesagt hatten, vor allem Sarasilien. Er wusste doch garantiert, dass Zal früher bei den Daga gewesen war, und dass das, was er machte, was es auch immer sein mochte, Teil des allgemeinen Verfalls Alfheims und tödlich war. Das tat weh.
    Und dann dachte sie plötzlich ohne ersichtlichen Grund an ihre Familie und an das Grab auf dem Hügel, das sie vor sich gesehen hatte.

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