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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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wir den Weg, den du gewählt hast, missbilligen«, begann Dar und drehte sich gerade so weit, dass er Zal nicht mehr frontal gegenüberstand, sondern den Konfrontationsdruck leicht zur Seite lenkte, was weniger aggressiv war.
    »Verschon mich.« Zal schob den Stuhl weg und straffte sich, blieb aber stehen, um Dar anzuhören, im Gesicht einen seltsamen Ausdruck von Schmerz, den Lila nicht zu deuten wagte.
    Sie sind Freunde, sagte Tath. Ganz gleich, wie es aussieht. Dar mimt vor der Fürstin den ergebenen Diener. Zal wartet erst mal ab, um zu sehen, was gespielt wird.
    »Jeder hier will, dass Alfheim die Missstände der jüngsten Zeit überwindet, genau wie du«, fuhr Dar in appellierendem Ton fort. »Der wilde Äther greift um sich. Die Saaqaa verbreiten sich mit jedem Mond, der vergeht, explosionsartig über Delantis hinaus, und wir können sie nicht zurückdrängen. Alte Mondzauber zur Beherrschung von Licht und Dunkel sind völlig aus dem Lot geraten und reißen jetzt Löcher in die Welten, durch die thanatopische und feenländische Magie eindringt. Alle zahmen Kreaturen verwildern. Waren es nicht dieser Verfall und diese Verunreinigung, die zu beenden die Jayon Daga seit Beginn des otopischen Zeitalters geschworen haben? Als die Wände zwischen den Welten dünner wurden, haben wir Abgesandte in die fünf Sphären geschickt, damit sie deren Künste und magische Praktiken erlernten und praktizierten oder aber Agenten fänden, die wir umdrehen und als Doppelagenten nutzen könnten. Bist du nicht zu diesen Zwecken in Dämonia zurückgelassen worden? Und hast du uns nicht im Stich gelassen, uns, deine wahren Freunde und Brüder, süßer Gefährte meines Herzens?«
    Süßer Gefährte meines Herzens?, dachte Lila fassungslos. Aber Dar hatte doch gesagt, er kenne Zal gar nicht persönlich … hatte ihr doch erklärt, sie könnten niemals Freunde sein. Sie konnte nicht glauben, dass er sie so schamlos angelogen haben sollte – aber Zal sagte nichts, um dem zu widersprechen. Warum hatte Dar das getan? Sie musste völlig verrückt gewesen sein, ihm so rückhaltlos zu vertrauen. Was war noch alles Lüge gewesen?
    Glaub nichts. Es steht zu viel auf dem Spiel, sagte Tath und schien sich dann auf seine Art auf die Zunge zu beißen, als ob es ihm nur aus Versehen herausgerutscht wäre.
    Während sie noch darüber nachdachte, errechnete ihre KI noch einmal die Dimensionen der Kluft, die Zal übersprungen hatte, indem er zu den Dämonen übergelaufen war. Sie hatte ja gewusst, dass diese Kluft beträchtlich war, aber nach den Reaktionen der hier Anwesenden zu urteilen, war sie gigantisch.
    Tath klärte sie auf. Nie zuvor hat irgendein Geschöpf in irgendeiner Sphäre die klare Trennung der verschiedenen Spezies in Frage gestellt. Sie sind wesensmäßig unverträglich, ja, manchmal sogar tödlich füreinander. Zal hat sich ein gegnerisches magisches System und eine gegnerische Kultur angeeignet, die sein Geburtsland als Antithese zum eigenen verachtet und fürchtet. Er ist zurückgekehrt und hat ihnen demonstriert, dass er noch lebt, aber sie wissen nicht, was er jetzt ist. Sie fürchten und verachten ihn. Sie sind gefährlicher denn je. Sein Streben, Grenzen einzureißen, hat das Gegenteil bewirkt. Du kannst es fühlen, und er kann es auch.
    Ja, aber trotzdem, knurrte Lila, unendlich stolz auf Zal, süßer Gefährte meines Herzens? Sie verstand diese ganzen elfischen Ausdrücke der Zuneigung nicht – so viele förmliche, so viele intime Abstufungen, so viele Bedeutungsschattierungen. Sie durchsuchte rasch ihre KI-Datenbank und beobachtete Zals Gesicht. War da ein minimales Aufflackern von Emotion in seinen starren Zügen? Die Ohrspitzen legten sich enger an sein dickes, blondes Haar.
    Dar sprach immer noch weiter. »Es ist ein Wunder, dass es den Daga bislang gelungen ist, so viele Geheimnisse vor den anderen Sphären zu bewahren, vor allem vor den Otopiern. Und wenn du nicht ein weiteres Symptom des Verfalls unserer alfheimischen Heimat bist, was bist du dann? Im Ernst, Zal, sieh mal einen Augenblick von dir selbst ab, und überlege, wie viel von dem, was du getan hast, wirklich, wie du behauptest, aus deinen persönlichen Interessen erwachsen ist, und wie viel Ausdruck der allgemeinen Krankheit ist, die Alfheim von innen her zerfrisst. Du bist krank, und du wirst leiden, wenn der Zusammenbruch Alfheims nicht aufgehalten wird.«
    »Es wird dir nicht entgangen sein, dass Alfheims Probleme mit der Ätherverunreinigung etwa um die

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