Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Zeit begonnen haben, als die Verfechter der Hochlichtelfen-Hegemonie beschlossen, auf totale Abtrennung und diesen ganzen separatistischen Blödsinn zu setzen«, sagte Zal. Der Blick seiner dunklen Augen, der sich noch vor wenigen Minuten wie ein Speer auf Dar gerichtet hatte, war jetzt ein klein wenig weicher geworden. »Ich kann nicht glauben, dass du hier sitzt, bei dieser fantasielosen, ängstlichen Frau, die nur noch Stunden davor ist, alles, was sie einmal an Werten besaß, in den Wind zu schlagen und den wahnsinnigen Versuch zu unternehmen, zu retten, was nicht zu retten ist. Aber du hast heilerische Fähigkeiten, also hoffe ich, du wirst dich hinter mich stellen, wenn ich dir beweise, dass das Letzte, was ihr zu fürchten habt, dämonischer Äther ist, und dass ich alles andere als krank bin.«
Lila und Tath saßen so still und gebannt vor ihrem erkalteten Essen wie die Übrigen, als Zal sein Hemd auszog und sich umdrehte. Das Flüssigfeuer auf seinem Rücken war ein gleißendes Lohen von Gelb und Orange. Stühle schrappten und Besteck klirrte, als alle Anwesenden unwillkürlich zurückschraken. Das vereinte Andalun der Höflinge wich ebenfalls zurück, und selbst Lila zuckte zusammen und presste sich gegen die Lehne ihres stabilen Stuhls, als das, was sie für ein magisches Mal gehalten hatte, aufging und zwei riesige, tropfende Feuerflügel sich aus Zals oberem Rücken entfalteten.
Die Wächter, die gerade auf ihn zutreten wollten, erstarrten mitten in der Bewegung.
Hitze schlug gegen Lilas Haut. Die Flügel waren riesig, ähnlich wie die von Fledermäusen, aber mit einer dünnen Schicht überzogen, die aussah wie Lava, aus der Flammenfedern wuchsen. Die lavaartige Substanz rann und tropfte in orangefarbenen Fäden und Klumpen herab. Kleine Mengen verdampften noch in der Luft, größere fielen auf den Boden, wo sie sofort die magische Oberflächenspannung durchschlugen und mit einem Schweif aus kochendem, schäumendem Wasser in die Tiefe hinabsanken. Dampfwolken stiegen auf. Es roch intensiv nach heißem Metall.
Irgendwie wäre es mir lieber, er hätte das schon mal erwähnt, sagte Lila zu Tath. Ist das alles nur Show, oder kann es wirklich etwas ausrichten? Meinst du, mit Gewalt kommen wir hier raus? Ihre Waffenöffnungen zuckten.
Das schaffst du nicht. Arië hat hier mindestens fünf Großmagier und den See unter ihrem Kommando. Wir müssen sie noch stärker ablenken.
Zal drehte sich langsam um und sagte mit solcher Überzeugung, dass Lila das Songzitat kaum wiedererkannte: »I am the God of hellfire and I bring you … «
Niemand kapierte den Witz. Lila sagte Tath den Text von »Fire« auf – Zal hatte vor sechs Monaten eine Version aufgenommen.
Nur gut, dass sie diesen Text nicht kennen, flüsterte Tath, aber er achtete kaum auf Zals Worte. Was er sah, war schlicht unmöglich – ein allgemein bekannter Oberkasten-Lichtelf mit Dämonenattributen und verderbten otopischen Gewohnheiten, der durch und durch lebendig hier in Sathanor stand. Lila fühlte, dass Tath durch und durch erschüttert war, fast schon in Auflösung begriffen. Sie war sich nicht sicher, ob sie selbst für diese Wahrheit bereit war, aber was half es? Da war sie, vor ihren Augen.
Zal amüsierte sich prächtig. Er sagte lachend: »Na, was ist, Dar, sehe ich krank aus?«
Dar konnte nicht antworten. Er war genauso erstarrt wie alle Übrigen. Selbst Arië war wie vom Donner gerührt.
Der Beweis, sagte Lila. Ich hab’s schon mal gesehen, aber ich dachte …
Schiere Verzweiflung, sagte Tath nach kurzem Schweigen. Es ist alles, was er hat. Ein Beweis, ja, aber es wird auch nichts ändern.
Warum nicht?, fragte Lila.
Weil die Wahrheit in diesem Fall immateriell ist, sagte Tath. Arië will über Alfheim herrschen, und nichts, was ihren Behauptungen widersprechen könnte, darf überdauern. Zal ist ein Narr. Er glaubt immer noch, dass seine ursprüngliche Mission etwas Wertvolles erbracht hat, und dass andere Mächtige hier an der Wahrheit interessiert sind. Er hält an seinen Idealen und Träumen fest. Er hat sein Schicksal selbst besiegelt.
»Hör auf, oder ich ertränke dich auf der Stelle«, sagte Arië jetzt.
Aber das hier muss doch wichtiger sein!, insistierte Lila. Sieh doch, was es bedeutet …
Deine Naivität bringt uns noch alle um, sagte Tath kalt. Laut sagte er: »Tu, was sie befiehlt.«
Zal wandte sich an Tath. »Und du, Ilya. Setzt deine Fähigkeiten ein, um den Blödsinn zu stützen, den nach Ariës Willen ganz
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