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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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das von Tath, und da war ein kurzes Knistern wortloser Kommunikation. Tath erklärte ihr rasch: Dar hat Angst. Er sagt, der Hofstaat wird eine zehnfache Schale bilden, von der Struktur zwei und acht. Du verstehst nichts von Magie, aber ein solcher Muschelzauber wird ihr eine Macht verleihen, die eine Größenordnung über der von zehn elfischen Großmagiern liegt. Ihr gesamter Hofstaat ist magisch sehr erfahren, und ich bezweifle, dass viele heimliche Revolutionäre darunter sind. Und selbst wenn, könnten sie uns wohl nicht viel helfen. Wenn Arië erst einmal die Perle in dieser Muschel ist, gibt es keine magische Energie in Alfheim, die sie nicht anzapfen kann, und sie war immer schon eine hervorragende Hellseherin. Wir müssen unsere Gedanken auf ein Minimum beschränken und unsere Worte erst recht, oder sie wird all unsere Absichten durchschauen.
    Fantastisch, stöhnte Lila innerlich. Sie versuchte nicht zu verzweifeln, als sie Dar mit finsterem Gesicht hinter der Fürstin hergehen sah.
    Lila und Tath folgten einem der handzahmen Gefolgsleute der Fürstin durch den Palast, immer weiter hinab durch lange Hallen und von Fischen gesäumte Wandelgänge, bis sie schließlich in einer kleinen Ansammlung von Räumen am äußersten Rand der Palastanlage allein gelassen wurden. Diese Räume lagen so tief im See, dass das Wasser fast schwarz war – volle zweihundert Meter unter der Oberfläche, wie Lila durch einen kurzen Radarstoß feststellte. Fische kamen auf die Kerzen und glimmenden Minerallampen, die ihre Zelle erhellten, zugeschwommen. Es war, wie in grünem Nachtdunkel zu schweben, dachte Lila, jetzt allein mit Tath, der seine Andalun- Aura zurücknahm, wodurch sie sich plötzlich nackt fühlte, obwohl sie noch immer seine Kleider trug. Und jetzt musste sie so tun, als verführte sie Zal, und ihm gleichzeitig vermitteln, dass das ihre beste Fluchtchance war. Natürlich würde er misstrauisch sein und ihr womöglich kein Wort glauben; schließlich wussten Agenten nie, was wirklich stimmte und was nicht …
    Sie zog Taths Kleider aus und legte sie in eine Truhe, die an der Innenwand stand und zum Teil von einer efeuartigen Pflanze mit blassgelben Blättern verhangen war. Weder sie noch Tath hatten besonders viel Zutrauen in ihre Fähigkeit, ein so komplexes Gespinst von Tarnungen aufrechtzuerhalten. Um sich zu sammeln, ging sie wieder in die Mitte des Raums und sah hinaus.
    In der spiegelnden Wand der Blase sah sie plötzlich sich selbst: ihr scharlachrotes Haar, das grelle magische Mal, und die Silberaugen bildeten einen krassen und bizarren Kontrast zu ihrer bräunlichen Haut und den sanften Waldfarben des Raums. Ihr Unterhemd und ihre Shorts waren schmuddlig, ihr verbrannter Arm sah aus wie ein normaler Menschenarm, auf dem flüssiges Wachs und Quecksilber klumpig erstarrt waren, und durch den Zerreffekt der runden Wand war sie absurd in die Länge gezogen. Dieser Anblick wirkte auf sie wie ein Kaltwasserguss. Obwohl die Übergänge zu ihrem Cyborg-Körper durch den überraschenden Heilprozess hier in Sathanor natürlicher wirkten denn je zuvor, war sie nicht hübsch. Nein, wahrhaftig nicht. Sie sah aus wie eine Jahrmarktsabnormität. Die Elfen hatten recht. Wie hatte sie je von Zal träumen können?
    Zu ihrer Überraschung fühlte sie, wie Tath eine dicke Decke um ihren Selbsthass schlug und ihn tatsächlich zu dämpfen vermochte.
    Nein, sagte er. Stimmt nicht.
    Diese unerwartete Freundlichkeit trieb ihr Tränen in die Augen.
    Hör auf. Werden wir bespitzelt?, fragte Lila Tath und drehte sich von der Wand weg, damit er sie nicht ebenfalls sehen konnte. Sie wünschte sich so sehr, dass seine beruhigenden Worte aufrichtig wären, wusste aber, dass sein Erfolg genau wie ihrer davon abhing, dass sie im Lot blieb, nicht ins Wanken kam. Wahrscheinlich war es nur eine notwendige Stützmaßnahme für ihr wackeliges Ego.
    Wahrscheinlich. Er war hellwach und neugierig, und Lila fühlte, wie er über ihre Frage lachte, weil sie natürlich bespitzelt wurde – er war ja da. Und das erinnerte sie an andere Situationen, in denen er auch da gewesen war, und Scham überschwemmte sie. Um dies zu überspielen, ging sie an die Außenwand und begann, deren Struktur und Stärke zu erforschen. Während sie gegen die Membran aus magischer Oberflächenspannung klopfte und die dadurch erzeugten gekrümmten Druckwellen im dahinter liegenden Wasser beobachtete, sah sie plötzlich vor sich aufgewirbelten Schlick und ein schemenhaftes

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