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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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wäre nicht wirklich was passiert. Jetzt hast du alles vermasselt.«
    Lila ließ sie los. »So was Idiotisches hab ich noch nie gehört.«
    Poppy rieb sich den Arm und sah sich um, aber noch kam niemand herbeigerannt. »Bitte«, sagte sie leise. »Können wir’s vergessen? Für uns behalten? Sag’s ihm nicht. Bitte, Lila. Sonst war niemand dran beteiligt. Nur sie und ich. Wir sind die Einzigen.«
    »Wer war deine Freundin?« Lila fühlte Blut ihre Seite hinuntersickern. Sie war plötzlich unverhältnismäßig müde.
    »Niemand.«
    »Betrachte dich als festgenommen.«
    »Okay, okay, schon gut!« Poppy rieb sich das Gesicht und stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf. »Es war seine Cousine, okay? Seine Cousine aus Alfheim. Sie will auch nicht, dass er stirbt – die Einzige aus seiner Familie, die’s nicht will. Lass sie da raus, Lila, bitte, sie ist erst zwölf.« Die Fee sah Lila flehend an.
    »Zwölf!«
    »Bitte, Lila.« Vor lauter Angst schwebte Poppy einen halben Meter über dem Boden. Sie hatte beschwörend die Hände gefaltet.
    Lila war plötzlich so müde, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Nicht mal ihr Zorn vermochte sie wach zu halten. »Poppy«, brachte sie gerade noch heraus. »Hilf mir.« Dann sank sie zu Boden, und das Letzte, was sie mitbekam, war, wie ihr die Augen zufielen.

 
5
     
     
    Die Sonne schien. Der blaue Himmel präsentierte hohe Wolkenfetzen, die warme Luft war erfüllt von Spritzen und Platschen und dem Geruch nach Süß- und Salzwasser. Lila war wach, bekam aber die Augen kaum auf. Sie lag auf einer Art Liege und konnte sich nicht bewegen. Sie fühlte ihren Körper, aber nur die menschlichen Teile. Die robotischen Teile waren völlig tot. Auf ihren Versuch, sie per Gedankenkraft wieder zu beleben, erfolgte keine Reaktion. Sie mühte sich, eine Verbindung herzustellen, wünschte, sie könnte ihre Systeme genauso mühelos wecken wie ihre Systeme sie, merkte dann aber, dass der Strom weg war. Sie fühlte sich einfach nur schwer, wie während der schlimmsten Grippe ihres Lebens. Dass sie überhaupt etwas sah, lag nur daran, dass eins ihrer Augenlider leicht offen stand. Das gleißende Licht tat weh, weil ihre Irisblenden weit geöffnet waren, so wie in dem Moment, als der Zauber gewirkt hatte. Sie konnte nichts machen. Eine Träne bildete sich in ihrem Augenwinkel und rann ihr über die Schläfe. In der Nähe plätscherte Wasser.
    Nach ein, zwei Minuten begriff sie, dass sie auf einer Sonnenliege an dem großen, unregelmäßig geformten Pool vor dem Haus lag, nicht weit von der Stelle, wo er mit Wasser aus einem kleinen Bergbach gespeist wurde. Das Sonnenlicht war warm, aber in der Luft lag die Kühle des Waldes, also war es wohl noch früh am Morgen, vor sieben vermutlich.
    Allmählich konnte sie durch das, was noch von ihren menschlichen Organen übrig war, mehr spüren. Mit Entsetzen merkte sie, dass ein leichter, loser Stoff gegen ihre Haut flappte. Das sagte ihr, dass sie eine Art dünnen Morgenrock trug und möglicherweise nichts darunter. Nein, doch sicher einen Badeanzug? Oder irgendetwas. Aber das änderte auch nichts. Jeder konnte jetzt sehen, was sie vor allen hatte verbergen wollen – bis sie es vielleicht irgendwann weit genug akzeptiert hatte, um es jemandem, dem sie vertraute, offenbaren zu können: dass sie ein Cyborg war. Scham und Angst überfluteten sie, aber selbst das änderte nichts an ihrer Bewegungsunfähigkeit. Nur ihre Atmung und ihr Herz funktionierten, reagierten aber in keiner Weise auf ihre Gefühle, so als schliefe sie einen tausendjährigen Schlaf.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf sie – endlich eine Erlösung für ihre Augen. Sie roch einen frischen, mineralischen Duft wie von Badesalz.
    Poppy beugte sich über sie und setzte ihr behutsam eine Sonnenbrille auf, schob ihr die Bügel vorsichtig hinter die Ohren. »So«, sagte sie wie jemand, der eine Puppe anzog. »Drüben im Haus wird niemand merken, dass du nicht einfach nur ein Sonnenbad nimmst.« Sie tupfte Lila mit der Fingerspitze die Träne vom Gesicht. Lila hörte, wie Poppy sich aufrichtete, und der Saum ihres duftigen Flattergewandes streifte Lilas bloße Hand. Es war quälend, alles fühlen, aber nichts tun zu können. Lila wollte wissen, was mit ihr los war, und sie musste nicht lange warten.
    »Hey!«, rief Poppy in Richtung Pool. »Zal, wie lange hält das an?«
    Nein, nein, nein, stöhnte Lila innerlich. Nachdem sie gerade eben noch gedacht hatte, schlimmer könnte es gar nicht sein,

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