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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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die Jacke in die Arme. Sie zog auch ihre Hose aus, sodass sie nur noch in Militärshorts und -unterhemd dastand und ihr Metall entblößt war. »Die auch. Los!« Ihre Stiefel würden wohl für immer zurückbleiben, verschollen in Zeit und Raum, sobald der magische Kreis in sich zusammenfiel.
    »Warum?« Er gehorchte. Er war geschickter und anmutiger als irgendein Menschenmann, selbst wenn er seine Elfenärmel in ihre Jacke zwängte.
    »Wir gehen hier raus«, sagte sie. »Und es wird sehr heiß sein. Und dann sehr, sehr kalt.«
    »Und wie soll das gehen, wenn du so gut wie nichts …«
    »Reaktorkern«, sagte sie geistesabwesend und spähte in die Flammen. Sie spürte jetzt eine sich langsam steigernde Hitze an ihren Armen und Schultern, im Gesicht und auf der Brust. »Alles klar?« Reißverschlüsse und Druckknöpfe klangen wie das Knistern und Knacken von Feuer.
    »Ein Glück, dass wir beide nicht so auf Backwerk stehen«, sagte er, aber es klang ziemlich lahm.
    Lila drehte sich um und sah ihn schwanken. Sie fing ihn gerade noch rechtzeitig auf und stützte ihn. Sie umfasste sein langes, blondes Haar, drehte es schnell zusammen und stopfte es ihm hinten in die Jacke. »Stell dich auf meine Füße. Los, mach schon. Okay, jetzt lass den Kreis zusammenbrechen.«
    »Hmmm?«
    Sie sah ihn an, suchte seinen Blick. Und während die Ausstoßöffnungen in ihren Fußsohlen sich öffneten, verlor sie sich in einem tiefen Meer von Wärme und Dunkel. Die Düsensysteme in ihren Fußgelenken aktivierten sich, und sie fühlte, wie die Hitze des Feuers plötzlich von kühler Frische – wie von einer Gebirgsquelle – weggespült wurde, als Zals Ätherleib, den er während der Erschaffung des Zoomenon-Kreises unter strenger Kontrolle gehalten hatte, aus ihm hervorströmte. Er überspülte sie wie eine Flutwelle, ehe er sich wieder in seine üblichen Grenzen zwei Fingerbreit unter seiner Haut zurückzog.
    Es hatte nichts zu bedeuten, redete sie sich ein, obwohl es sich eindeutig wie eine Umarmung angefühlt hatte.
    Sie schloss die Augen und gestattete sich nur ein winzig kleines inneres Lächeln bei der Vorstellung, einen ganz in Leder gekleideten Zal in den Armen zu halten. Timing war alles. Sie musste den richtigen Moment erwischen. Sie fühlte die subtilen Vibrationen durch ihr Skelett emporsteigen, als die Ansaugöffnungen in ihren Waden aufgingen. Sie spürte, wie der Boden zurückwich, hörte das Sirren des Sands, der in dem Feuerstrahl zerstob und unter ihren Füßen verglaste. »Jetzt!«
    Das einströmende heiße, ionisierte Gas des Phönix traf auf die kühle Luft ihrer Schutzhülle, und durch den Sauerstoff gleißte das Feuer jetzt weiß. Es leckte an Lilas Füßen, versengte das Leder ihrer Hose und Zals Stiefelsohlen, wurde aber von dem gewaltigen Strahl ihrer Düsen abgewehrt, während sie und Zal mit ihrem eigenen feurigen Kometenschweif senkrecht emporschossen. Wie sie gehofft hatte, schreckte der Phönix zurück: Er hatte sie nur zu bereitwillig gefangen gehalten, scheute sich aber zu beschädigen, was er bewachen sollte.
    Das magische Geschöpf drehte den mächtigen Kopf, um ihnen nachzusehen. Sein Schnabel öffnete sich, als es sich in die Luft schwang. Aber Lila war schon sehr hoch, zu hoch und zu schnell. Sie war jetzt im bitterkalten Jetstream über der Wolkendecke und fühlte Zals physische Schockreaktion auf den jähen Temperatursturz, fühlte, wie sein Griff sich lockerte, weil seine Hände taub wurden. Kondenswasser in den Haarsträhnen um sein Gesicht verwandelte sich rasch in Reif. Und noch immer kam der Feuervogel hinter ihnen her.
    Sie sah einen Adler, genauso groß wie der Phönix, von Westen nahen. Sie blickte in Zals Gesicht – seine Lippen waren blass vor Kälte, aber er grinste sie an.
    »Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir uns immer so nah sind?«, sagte er. »Und da hinter dir ist ein Adler.«
    Lila stellte die Düsen ab. Sie fielen wie ein Stein. Der Adler stürzte hinter ihnen her, die Schwingen pfeilförmig angelegt, aber er war zu groß, der Luftwiderstand bremste ihn zu sehr. Der Phönix, ein Zauberwesen, dem es im nicht magischen Otopia an »Nahrung« fehlte, schwand dahin, und seine Kraft ließ nach, weil er die magische Energie, die ihn am Leben hielt, buchstäblich verbrannte. Ein solches Wesen konnte hier nicht von Dauer sein. Lila sah auf die rasch näher kommende Erde hinab und erkannte zwei dunkle Gestalten auf einem Motorrad, das sich der Stelle näherte, wo ihre wunderschöne

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