Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
erfüllen. So viel List und Stärke sind wahrhaft bewundernswert. Und ganz offensichtlich sind Sie … emotional involviert.«
Lila öffnete den Mund, aber die Elfe ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Bezähmen Sie Ihren Zorn, ich meine es nicht abfällig. Wir sind alle Gefangene unseres Herzens. Dennoch ist in den letzten Minuten alles sehr schwierig geworden. Dar möchte, dass ich Sie bitte, jetzt mit ihm zusammen nach Alfheim zu fahren, um Ihre Mission zu erfüllen. Er wird bald geheilt sein, wenn Sie erst einmal in Lyrien sind, und dann werden er und die, die den wahren Jayon Daga die Treue halten, Ihnen helfen.«
»Verzeihen Sie meine Skepsis, aber warum haben Sie dann diese ganzen Drohbriefe und diese Giftbotschaften per Pfeilschuss geschickt?«, wollte Lila wissen.
»Wir haben keine Briefe geschickt«, erklärte die Agentin eisig. »Die Daga haben Feinde in den eigenen Reihen. Wir haben deren Pläne in Otopia vereitelt, auch wenn wir die Adler der Fürstin nicht aufhalten konnten. Im Gegensatz zu ihr und ihren Verbündeten wollen wir die Verbindungen zwischen den Separierten Sphären aufrechterhalten, denn eine radikale Trennung dient nicht den Interessen Alfheims. Die Zeit wird knapp. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie mit Dar gehen und eine Chance haben wollen, Zal zu befreien, oder ob Sie es allein riskieren und in Sathanor getötet werden wollen, von den Daga, den Gefahren des Landes oder unserem gemeinsamen Feind, denn die Fürstin ist mächtig, und in Alfheim vermag Ihre ganze Stärke nichts gegen sie. Sie waren ihr ja nicht einmal hier gewachsen.«
Lila sah wieder zu Dar hinüber, und er erwiderte ihren Blick. Es kostete sie ihre ganze Kraft, nicht zuerst wegzuschauen. Er atmete mühsam ein, und seine Stimme war ein einziges Pfeifen und Blubbern.
»Ich möchte mich dafür entschuldigen, Lila Black, dass ich Ihre derzeitige Gefangenschaft in diesem Metall verursacht habe. Seien Sie versichert, dass es nicht mein Wille war.«
»Ich erinnere mich genau, wessen Wille es war«, zischte Lila. »Ich war dabei, und mit meinem Verstand war und ist alles Ordnung.«
»Nein. Sie sind viel cleverer, als Ihnen guttut«, flüsterte er und schloss die Augen, außerstande, noch mehr zu sagen.
Seine Partnerin ging schnell in die Knie und stützte ihn gerade noch rechtzeitig. Ihre Augen waren schmal und dunkel vor Zorn, als sie Lila jetzt anstarrte. »Hier wird er bald sterben. Fahren Sie jetzt los. Dieses Motorrad trägt zwei Personen, aber nicht drei.«
»Auf einer Geländemaschine schaffen wir’s nie bis zum Übergang nach Alfheim«, sagte Lila. »Das ist viel zu weit weg, drüben in Bayside.«
»Es gibt andere Schlupflöcher«, sagte die Elfe. »Er wird Ihnen den Weg zeigen. Sie schaffen es leicht. Wenn Sie erst mal dort sind, werden Sie Mittel und Wege finden.«
»Die finde ich hier auch«, insistierte Lila. »Mein Einsatzteam ist bereits unterwegs.« Dar nach Alfheim zu bringen war ihr eine schreckliche Vorstellung. Ihm physisch so nah zu sein, schien ihr unerträglich.
»Vergeuden Sie nicht noch mehr Zeit!«, flehte die Elfe, und Lila sah Tränen in ihren länglichen Augen. »Dar kann nicht mehr warten.« Sie holte Luft, als wollte sie Lila noch weiter beschwören, hielt sich dann aber im Zaum. Stolz und Zorn kämpften um die Herrschaft über ihre Züge. Sie war leidenschaftlich, dachte Lila, und sie war verzweifelt. Es war gar nicht angenehm, Zielscheibe dieses Blicks zu sein. Sie fühlte sich wie der letzte Dreck.
Sonne funkelte auf ihrer metallenen Panzerung und blendete sie, als sie auf Dar zuging und sich neben ihn kniete. Sie näherte trotz ihrer Widerstände ihre Hand langsam und vorsichtig seiner Schulter und zwang sich, sie zu berühren. Der Andalun- Leib, den sie so fürchtete, war entweder in sich zusammengefallen, oder er hielt ihn willentlich zurück. Sie fühlte nichts als den Stoff seiner Jacke. Sie sah die Elfenfrau an. »Wie heißt du?«
»Gwil«, spuckte die Elfe vor Hast und Gereiztheit regelrecht hervor.
»Okay, Gwil. Ich werde ihn vor mir auf die Maschine heben. Du musst ihn an mir festbinden, damit ich ihn unterwegs nicht verliere, klar?« Lila ertappte sich dabei, wie sie sehnsüchtig zu dem Klumpen teergeschwärzten, verbogenen Metalls hinüberblickte, der ihr Motorrad gewesen war. Gwils Cross-Maschine war im Vergleich erbärmlich. Aber auch wenn sie und Dar die Aufhängungen und den Motor bis ans Limit fordern würden – es würde gehen.
Lila hockte sich hinter Dar. Sie
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