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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Tag der Konferenz.«
    Lila nickte. Natürlich erinnerte sie sich. Es war warm und sonnig gewesen, der See so glatt wie ein Spiegel, und die Boote waren so ruhig und leicht dahingeglitten, während sie alle abwechselnd so getan hatten, als verstünden sie etwas vom Rudern. Sie hatte nicht geahnt, dass Dar dort gewesen war. Wie auch? Es waren so viele fremde Gesichter gewesen, und außerdem hatten damals für sie alle Elfen gleich ausgesehen.
    »Dorthin können wir nicht gehen. Wir werden von hier aus den direktesten Weg nehmen. Schnell, wir müssen hinunter.« Er ging voran, über steil abfallende Wiesen auf den Wald zu, der so weit, wie er irgend konnte, den Hang hinaufkroch. Im Hinabsteigen sah Lila sich noch einmal um und bemerkte die Wärmefelder dreier menschengroßer Wesen weit hinter sich in den Hügeln.
    »Wir werden verfolgt«, sagte sie.
    »Zweifellos«, bestätigte Dar.
    »Dar«, sagte sie, als sie in einen schnelleren Laufschritt verfielen. »Kennen Sie Zal?«
    »Nicht persönlich«, antwortete er. »Obwohl ich ihn schon lange beobachte.«
    Irgendetwas in Dars Ton ließ Lila aufhorchen. »Sie sind ein Fan?«, fragte sie. Sie traute ihren Ohren nicht.
    »Wir sind politisch nicht so weit auseinander.«
    Also nicht die Sorte Fan, die Lila gewohnt war, die kreischende, Slips werfende Sorte. Aber dennoch. »Ist er aus Alfheim?«
    »Natürlich«, sagte er mit einem Schnauben, das ein Lachen sein mochte.
    Das Terrain wurde flacher, und Dar watete jetzt gegen die Strömung eines tief eingeschnittenen, schmalen Baches an. Sie folgte ihm und sah ein Stück weiter ein hohes, mit Nisthöhlen von Uferschwalben gesprenkeltes Sandufer. Die Nisthöhlen waren leer, da keine Brutzeit war. Auf dem Sandufer stand eine weitere Schutzhütte, fast völlig mit wildem Wein überwuchert. »Warten Sie hier«, sagte Dar. »Ich gehe und stehle uns, was wir brauchen.«
    Lila stand bis an die Knie im strömenden Wasser und zitterte vor Kälte, aber auch vor freudiger Erregung. Über ihr und um sie herum tanzten sanftgrüne Blätter im leichten Wind. Sie fragte sich, was ihre Agentenkollegen zu Hause wohl machten, und wie die arme Jolene die Situation managen würde, wenn Zal zu dem Konzert in Frisco nicht auftauchte. Ihre Zeitanzeige sagte ihr, dass ihr noch ganze zwei Stunden blieben, um Zal rechtzeitig abzuliefern. Ausgeschlossen. Und sie fragte sich, ob Malachi wohl mehr über die seltsamen Tonbandaufnahmen aus dem Wagen in Bay City herausgefunden hatte. Aber es war so erleichternd, sich mit alldem nur in Gedanken beschäftigen zu müssen, und während sie so allein dastand, ging ihr auf, dass diese Minuten, in denen niemand wusste, wo sie war, und niemand etwas von ihr wollen konnte, ein Geschenk an Freiheit waren.
    Dar erschien auf dem Sandufer und winkte ihr wortlos, und sie setzte sich gehorsam in Bewegung. Es war schon wieder vorbei.
    Lila kletterte zu ihm hinauf und folgte ihm in ein dichtes Stechpalmengestrüpp. Darin war ein höhlenartiges Plätzchen, mit einer trockenen Laubschicht am Boden. Hier setzten sie sich hin und aßen gierig. Hunger hatte Lila in dem Moment überwältigt, als sie das Essen gerochen hatte, und obwohl es Trockenvorräte waren, die man mit viel Wasser kauen musste, hielten sie ein Festmahl ab.
    »Keine Lembaswitze bitte«, sagte Dar, als er in der Lage war, zwischen zwei Bissen einen Moment zu pausieren. »Ich kenne sie alle.«
    »Fiele mir nicht ein. Mmm, gut«, sagte Lila mit vollem Mund. Als die Gier nachließ und ihre Sinne nicht mehr ganz und gar mit dem köstlichen Vorgang des Magenfüllens beschäftigt waren, wurde ihr bewusst, wie nah sie sich waren, so Schulter an Schulter in der kleinen grünen Höhle, mit angezogenen Beinen wie Kinder in einem Versteck. Sie sah zu Dar hinüber und stellte fest, dass sie ihn überhaupt nicht mehr hasste, selbst wenn sie es versuchte. Sie musste lächeln. »Machen Sie das oft?«
    »Ständig«, sagte Dar trocken. »Es ist mein Schicksal, so zu darben, während ich von weiß gekachelten Badezimmern, luxuriösen King-Size-Vibrationsmassagebetten, Laken aus feinster ägyptischer Baumwolle und einem Fünf-Sterne-Zimmerservice träume.«
    »Sie wollen mich aufziehen.«
    »Ja, will ich.« Er leckte sich die Finger ab, schluckte und horchte. Lila sah seine Ohren zucken. Die langen Ohrspitzen, die aus seinem Haar ragten, machten winzige Schwenkbewegungen. Es war ziemlich komisch, aber sie lachte nicht. Sie wusste, er belauschte irgendeine magische Dimension, die sie

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