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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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schweigen und euch unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Für einen Elfen ist das natürlicher Anstand.«
    Das war nicht die Antwort, die Lila erwartet hatte. Sie wollte einlenken. »Ihr Elfen müsst uns Menschen ganz schön aufdringlich finden.«
    »Diese Meinung existiert. Aber ich glaube, in Sachen Neugier stehen wir uns in nichts nach. Wir Elfen haben nur eine andere Art, damit umzugehen.« Er wischte sich mit der Stoffseite seiner Bogenschützen-Armschienen den Schweiß von der Stirn. »Aber es ist gut, dass Sie stehen geblieben sind, weil wir jetzt gleich an den Fuß des eigentlichen Gebirges kommen, das die Grenze zwischen Lyrien und Sathanor bildet, und das ist eine Gegend, wo sich eine Menge wilde Magie sammelt. Ich wollte Ihnen sagen, dass Sie auf der Hut sein müssen. Es würde für uns alles sehr schwierig machen, wenn wir in ein Spiel verwickelt würden, und sei es noch so trivial.«
    Lilas Stimmung sank beträchtlich. »Ich habe schon das letzte nicht kommen sehen, und dabei war ich darauf gefasst. Mehr oder weniger. Jedenfalls wusste ich, dass das Risiko bestand. Ihr Elfen versucht doch immer … ich meine, ihr seid doch bekannt dafür, dass ihr Menschen in Spiele hineinzieht.« Beschämt stammelte sie ihren Satz zu Ende. Worte, die ihr noch vor ein paar Tagen ganz selbstverständlich erschienen wären, jetzt aber in ihren eigenen Ohren total rassistisch klangen. Sie blickte auf, in der Erwartung, jetzt den echten, hochmütigen Dar zum Vorschein kommen zu sehen, aber Dar zuckte nur die Achseln.
    »Wir haben uns vieler idiotischer Spiele mit Otopiern schuldig gemacht, wobei die romantischen nur eine Version sind. Aber sagen Sie nicht, dass es Ihnen keinen Spaß macht, denn das wäre wohl gelogen.«
    Ins Schwarze getroffen, dachte Lila und leugnete es nicht.
    »Kommen Sie.« Er winkte und musterte den Himmel. Die Sonne ging gerade unter, und die Schatten wurden immer länger. »Die Nacht kommt um diese Jahreszeit in Alfheim schlagartig. Wir sollten bald einen Unterschlupf finden und uns ausruhen. Es gibt Stunden, da ist es nicht gut, in diesem Teil des Landes unterwegs zu sein, und eine solche naht jetzt rasch.«
    »Das klingt so unheimlich, wenn Sie es so ausdrücken«, grummelte sie und hielt sich dicht hinter ihm. »Warum können Sie nicht sagen, es wird dunkel, wir machen besser Rast und außerdem können ein paar häusliche Aktivitäten auch nichts schaden? Das klingt viel weniger streng.«
    »Ich …« Dar blieb stehen. Lila spürte ein leises Prickeln auf ihrer Haut, und ein Duft wie von Limonen drang ihr in die Nase.
    »Oh«, sagte sie, als ihr plötzlich aufging, dass wilder Äther in der Nähe war. Und dann fiel ihr auf einmal etwas aus ihrer Kindheit ein, woran sie bis jetzt nie mehr gedacht hatte. »Weiße Kaninchen, weiße Kaninchen, weiße Kaninchen …«, sagte sie sieben Mal.
    Die albernen Worte brachen den Zauber, der sich zwischen Dar und ihr formiert hatte, und den er mit der Beantwortung ihrer Frage endgültig auf sie gezogen hätte. Die Luft um sie herum funkelte von winzigen, glühwürmchenartigen Lichtern, und das Prickeln wurde stärker, fast wie von Brennnesseln. Etwas wirbelte um sie herum, und für einen Sekundenbruchteil war ihr, als bildete es ein Gesicht, das sie mürrisch anstarrte, aber dann war es wieder weg, und der Abendwind war nichts als Abendwind.
    »Es hat funktioniert«, sagte Lila aufrichtig verblüfft. Das mit den weißen Kaninchen funktionierte nie gegen irgendetwas Konkretes, es war einfach nur etwas, was man am ersten Tag des Monats sagte, um Pech abzuwenden … sie hätte sich nie träumen lassen, dass es wirklich etwas bewirkte.
    »Gut«, sagte Dar fast lautlos. Er forderte sie mit einer Kopfbewegung auf weiterzugehen, und sie konzentrierte sich ganz auf ihre Füße. Das Zwielicht war jetzt dunkler geworden, blau. Seine Haut hatte denselben Farbton angenommen, sodass er kaum noch zu sehen war. Die Bäume hier oben hatten Stämme, die wie Aschesäulen aussahen, während jetzt der Mond von Alfheim aufging. Seine schmale Sichel gab so gut wie gar kein Licht. Dar war ein Schatten. Und dann schaltete Lila auf Nachtsicht um und blieb erschrocken stehen.
    Zwischen den Bäumen am Berg sah sie, jetzt klar bis ins kleinste Detail und von ihrer Kl-Optik in ein realistisches Bild zurückverwandelt, Schwaden von wässrigen Regenbogenfarben über die Landschaft wallen. Nicht wie Wolken, nicht wie Wasser – von beidem etwas. Die zarten, durchscheinenden Gebilde wanden

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