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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Schwänze der schwarzen Kreaturen schwangen umher, auf der Suche nach den stärksten Konzentrationen. Die Ungeheuer schienen den Äther durch die Haut aufzusaugen, denn in dem Maß, wie er schwand, wurden sie immer schwärzer und grimmiger.
    Die Elfe mit dem Schwert strauchelte. Ihr Energieleib war fast verschwunden. Auf der magischen Ebene war sie jetzt so wehrlos wie Lila. Der Speer der Kreatur traf ihre Schulter, als ihre Parade missglückte, und sie fiel vornüber. Mit einer Geschwindigkeit, die selbst Lilas Möglichkeiten überstieg, stürzte sich der zweibeinige Nachträuber auf die Elfe, stieß ihr den Speer durch den Oberkörper und nagelte sie am Boden fest. Er ließ einen grässlich schrillen Triumphschrei los, und sein hundeartiger Gefährte sprang herbei, senkte den Kopf auf den Leichnam herab und vollführte Bewegungen, als tanzte er, während er den letzten Äther trank.
    Das Werlicht verschwand. Lila verlor den dritten Elfen aus den Augen, als der zweibeinige Saaqaa sich aufrichtete und den blutigen Speer aus dem Elfenkörper riss. Das alles war eine Sache von Sekunden gewesen.
    Es wurde kritisch. Lila konnte jetzt verschwinden und den dritten Elfen seinem Schicksal überlassen. Das wäre das Klügste. Es wäre die professionelle Agentenreaktion, die Natur die Sache erledigen zu lassen – dann träfe sie nicht mal irgendeine Schuld.
    Sie wählte eine Starlight-Leuchtrakete mit langer Brenndauer und feuerte sie aus der Pistole in ihrem Unterarm ab. Plötzlich war der Wald taghell erleuchtet. Bei dem Schussgeräusch fuhr der dritte Elf herum, wobei ein Zweig knackend brach. Im Schein der Leuchtrakete stand der Elf vor dem bewaldeten Hang wie eine weiße Statue. Der Nachträuber wandte sich ihm sofort zu, und Schatten sammelten sich um seinen Kopf wie ein Umhang aus Dunkel. Er schleuderte seinen Speer, der eine schwarze Linie durch den Äthernebel zog und im Flug immer schneller wurde.
    Lila schoss den Speer mit einem Flechette-Geschoss ab, das ihn mitten im Flug zerlegte. Andere Nadelgeschosse der winzigen Granate trafen die beiden Nachträuber, und der stechende Schmerz verwirrte sie so sehr, dass sie in dunklere Gefilde davonstürzten und die Toten und ihren Verteidiger einen Moment freigaben. Ohne zu zögern rannte der überlebende Elf auf Lila zu.
    Als er auf ihrer Höhe war, packte sie ihn am Arm und zog ihn noch schneller den Hang hinauf, zum Unterschlupf. Begleitet wurde ihr Rückzug vom triumphierenden Kreischen der Saaqaa, als die Leuchtrakete erlosch und zu Boden fiel.
    Lila verriegelte die schwere Tür von innen. Ihr Gefangener versuchte sofort, ihr durch den engen Gang zu entwischen, wusste aber nicht, dass sie jede seiner Bewegungen so deutlich sehen konnte wie bei Tageslicht. Sie holte ihn mühelos ein und nutzte im Dunkeln ihre überlegene Kraft, um ihn gegen die Wand zu drücken und ihm die Hände mit einer Plastikhandfessel hinterm Rücken zusammenzuschnüren. Sein Atem ging schnell und heiß in dem engen Raum, schneller als ihr eigener, und sie fühlte, wie er zitterte, obwohl er alles daransetzte, es zu unterdrücken.
    Dar war wach und schob gerade sein zweites Schwert in die Scheide auf seinem Rücken, als sie den Gefangenen vor sich in die Kammer stieß. Im Laternenschein glommen seine Augen grün, sein Haar war so fein und hell wie das von Zal, seine Haut porzellanweiß. Er war ein Lichtelf, dachte Lila, stolz, dass sie das zu erkennen vermochte. Er fand sich im Dunkeln nicht besonders gut zurecht. Vielleicht war sein Trupp ja deshalb erwischt worden.
    Dars Augen weiteten sich überrascht, wurden dann ganz schmal. Er sah Lila an, und sein Ärger war offenkundig. »Was soll das? Sind Sie verrückt?«
    »Dar«, rief der Gefangene auf Elfisch. »Wer ist das? Was macht ihr hier?«
    »Versuche nicht, dich zu rechtfertigen«, befahl ihm Dar, ohne den Blick von Lilas Gesicht zu wenden.
    »Er soll ruhig reden«, sagte Lila auf Otopisch, für den Fall, dass das für sie ein Vorteil war, weil der Elf es nicht verstand. »Die anderen werden nicht so gesprächig sein. Etwas frisst sie gerade auf.«
    Bei diesen Worten entriss der blonde Elf die gefesselten Hände ihrem Griff und stolperte auf Dar zu. »So wirst du nicht über sie reden«, fauchte er Lila über die Schulter an.
    »Halt den Mund«, sagte Dar nebenbei. Er sah immer noch Lila an. »Und was wollen Sie jetzt machen? Ihn foltern? Er wird nicht reden. Nur lügen.« Sein Blick war seltsam verzweifelt, dachte Lila, fast schon

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