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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Einzelnen und für die Kaste so viel auf dem Spiel steht. So ist es doch schon seit den Dämonenkriegen. Sila und Elyn dort draußen sind tot und gefressen. Nicht, weil ich sie nicht geliebt hätte, sondern weil wir in einem Krieg um die Zukunft der Sphäre stehen, in dem sie nicht auf meiner Seite waren und ich nicht auf ihrer, obwohl sie das bis eben nicht wussten.«
    »Du hast die Panik gekriegt«, erinnerte ihn Lila, entschlossen, jedweden Zauber, den er auf Dar übte, zu torpedieren. »Wenn du die Macht hattest, etwas zu tun, hast du sie nicht gerade entschlossen genutzt.«
    Er sah sie so hasserfüllt an, dass sie beinah einen Schritt zurückgewichen wäre. »Habe ich das nicht gerade gesagt? Sie waren Freunde von mir. Silalio war einst sogar die Liebste meines Herzens. Du hast doch gesehen, was ich getan habe. Vielleicht hättest du ja mutiger sein können als ich und sie selbst töten?«
    Dar sah Lila fragend an. Sie zuckte die Achseln, jetzt zutiefst beunruhigt, weil seine Zweifel so offensichtlich waren und dies wiederum ihre eigene Gewissheit erschütterte. Sie hatte das Gefühl, dass alles Vertrauen, das zwischen ihnen entstanden war, in diesem Moment zu bröckeln begann. Gleich würde es in sich zusammenbrechen, zerstört von der Willenskraft, die von ihrem Gefangenen ausging. Sie schaltete auf Äthersicht, weil sie Dars Ätherleib berühren wollte, um sich rückzuversichern oder wenigstens Dars inneren Zustand zu erkunden, aber stattdessen sah sie das Andalun des Nekromanten nach Dars Ätherleib greifen und ihn kurz berühren. Dar zuckte zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen, und ganz kurz zeigte sein Gesicht einen Ausdruck von Schmerz. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, und sein Gesicht wurde hart und ausdruckslos.
    »Deshalb darf man ihn niemals reden lassen«, sagte Dar schließlich. Und so schnell, dass Lila nicht mehr dazwischentreten konnte, fuhr er herum, in der Hand ein Messer, das er dem blonden Elfen bis ans Heft in die Brust stieß.
    Ein flehender Ausdruck trat in das hübsche Gesicht des Elfen. Das Licht in seinen grasgrünen Augen erlosch. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel er auf den Boden und rollte, der gefesselten Arme wegen, auf die Seite.
    Entsetzt starrte Lila Dar an, und er schrie sie an, ein unartikulierter Schrei der Pein, der ihren Schock auslöschte und gleichzeitig verdoppelte. Sie war wie gelähmt ob dieser jähen Wende des Geschehens, konnte kaum glauben, was passiert war.
    »Was glauben Sie, was das war? Ein Spiel?«, brüllte er sie heiser an, obwohl sie spürte, dass es ebenso an ihn selbst gerichtet war.
    »Hat er gelogen?«, schrie sie zurück, durch den Schreck und durch Dars Kontrollverlust für einen Moment selbst völlig aus der Fassung, aber immerhin riss es sie aus der Erstarrung.
    »Ich weiß nicht! Ich weiß es nicht!« Er starrte auf den Leichnam und bückte sich abrupt, um ihm das Messer aus der Brust zu ziehen. Es rührte sich nicht, und er musste es mit Gewalt herauszerren. Sobald er es draußen hatte, ließ er es fallen, als ob es in Flammen stünde, und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Das ganze euphorische Abenteuergefühl, das sie am Tag verspürt hatte, war wie weggeblasen, und sie schalt sich dafür, dass ihr so lange das konzentrierte Denken abhanden gekommen war. Sie bückte sich und hob den Leichnam des Elfen auf. Er war ein bisschen leichter als Zal, ein bisschen schwerer als Dar. Das goldene Haar hing herab und umspielte ihre Beine, als hätte es seinen leblosen Zustand noch gar nicht realisiert. »Tut mir leid«, sagte sie leise und schob die Gefühle beiseite, so wie sie es immer tun musste, wenn sie an zu Hause dachte. An das hier würde sie sich nie gewöhnen, dachte sie. Was sie in den Momenten tat, in denen der Job absolute Priorität hatte, würde sie immer verabscheuen.
    Sie sah Dar an, wollte ihm zeigen, dass sie die Bürde mit ihm teilte. Nach kurzem Überlegen sagte sie: »Sie gehen nicht sanft hinüber. Ich glaube, darin sind elfische Nekromanten auch nicht anders als Dämonen oder Feen oder Menschen.«
    »Nein«, sagte Dar. »Und er wird nicht leichter zu handhaben sein, wenn er aus Thanatopia zurückkehrt, obwohl wir nicht wissen, wie ihn das verändern wird.« Er holte tief Luft. »Wir hätten gleich daran denken sollen. Er hat etwa Ihre Größe. Mit seinen Kleidern und Waffen würden Sie hier weniger auffallen, obwohl Ihr Metall Sie natürlich auf kurze Entfernung immer verraten wird.«
    Gemeinsam

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