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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Entschuldigung, nur eine Erklärung. Sie werden das sicher verstehen.«
    »Ich bin noch ziemlich neu in dem Job«, sagte Lila. »Trotzdem, ich verstehe schon einiges. Aber warum konnten die Daga Zal nicht einfach in Ruhe lassen? Wenn er doch weg war und gar nicht zurückkehren wollte?«
    »Es dürfte Ihnen ja nicht entgangen sein, dass Zal eine öffentliche Figur ist.« Dar drehte sich wieder zu ihr. Den Kopf auf die Hände gebettet, blinzelte er in das sanfte Laternenlicht. »Sein Weiterleben birgt die Gefahr, dass in ganz Alfheim und den anderen Sphären bekannt wird, wie tief er gesunken ist, am ehesten durch Agenten wie Sie. Diese Schande ertragen die Elfen nicht. Was er getan hat, noch dazu als Sohn einer hohen Kaste, zeigt, dass Alfheims Kultur und Magie nicht der Inbegriff spiritueller Perfektion sind, ein Anspruch, auf den sich die gesamte Macht der Kasten gründet. Und es zeigt anderen in Alfheim, dass es möglich ist, die gesamten alfheimischen Lehren abzuschütteln und in anderen Sphären bestens zurechtzukommen. Das vor allem darf nicht sein. Alfheim steht auf Messers Schneide, Lila Black. Die hohen Kasten haben sich seit langem durch die Macht korrumpieren lassen, und sie werden natürlich behaupten, dass ihre Macht Alfheim vor der unausweichlichen Vernichtung bewahren wird. Sie horten seit Jahrhunderten Wissen und Macht für sich allein, und was einst eine gerechte Aufgabenteilung zwischen Kasten war, die sich nicht in hoch und niedrig, sondern nach ihren Gaben unterschieden, ist längst eine absolutistische Hierarchie geworden. Das gab es schon oft in der Geschichte. Daran ist nichts Neues. Aber all die, die daran glauben, werden so tun, als wäre es diesmal etwas ganz anderes. Sie werden behaupten, Geheimwissen, das sie nicht mit anderen teilen könnten, sage ihnen, dass Grausamkeit, Manipulation, vorausgreifende Vergeltung und Drohgebärden die einzigen Mittel seien, eine schreckliche Katastrophe zu vermeiden. Das sind die Leute, die Zal gefangen genommen haben. Er dient einem doppelten Zweck. Mag sein, dass er das zentrale Element eines gewaltigen Abtrennungszaubers ist, falls es denn so etwas gibt. Aber sicher ist, dass sie noch etwas anderes von ihm wollen, solange er noch am Leben ist, und wir müssen uns beeilen, ihn ihrer Gewalt zu entreißen, obwohl ich fürchte, dass es längst zu spät ist.«
    »Was wollen sie noch von ihm?«, fragte Lila.
    »Was glauben Sie?« Dar schloss die länglichen Augen. Jetzt, wo er sich entspannte, sah Lila, dass er wesentlich älter war, als sie zunächst gedacht hatte. Er war in ausgezeichneter Verfassung, und die meisten Elfen wirkten auch im Alter noch jugendlich. Dars Altersspuren waren weniger physischer als seelischer Natur. Er sah aus, als hätte er zu lange eine zu schwere Last getragen, und als hätte das – und nicht körperliche Anstrengung wie Laufen oder Kämpfen – eine tiefe Erschöpfung hinterlassen.
    »Dass er widerruft«, sagte Lila intuitiv. »Dass er öffentlich bereut, was er getan hat.«
    »Gut«, murmelte Dar schon fast im Schlaf. »Sie haben es begriffen.«
    »Aber was ist mit Ihnen?«, fragte sie. »Was haben die mit Ihnen gemacht, nachdem Sie Zal nicht getötet hatten? Sie sind doch immer noch bei den Daga.«
    »Man gab mir die Chance, es noch einmal zu versuchen, sobald Zal in Otopia war«, sagte Dar und rollte sich zusammen, indem er die Knie an die Brust zog. »Eine Freundin und Anhängerin unserer Sache konnte erwirken, dass das Todesurteil gegen mich nicht vollstreckt würde, wenn ich es im zweiten Anlauf schaffte. Man gab mir die Zeit und die Mittel, es zu tun, aber ich hatte es natürlich nicht wirklich vor. Ich tat so, als wäre ich entschlossen, Zal zu töten, während ich mich in Wirklichkeit nur an seine Fersen heftete, um ihn vor anderen Daga-Agenten zu schützen. Und dann, vor ein paar Tagen, lief meine Gnadenfrist ab. Meine Freundin dürfte inzwischen Zals Überleben mit ihrem eigenen Leben bezahlt haben, und Gwil wird es genauso ergehen. Und wir beide werden mit großer Sicherheit auch zahlen – dafür, dass ich den Fehler gemacht habe, Sie zu unterschätzen.«
    »Mich?«
    »Zal hätte besser unterwegs sterben sollen, als zurücknehmen, was er getan hat«, sagte Dar. »Wenn ich ihm seine Freiheit nicht erhalten konnte, hätte ich ihn getötet. Obwohl er ein … gerissener Hund ist, wie Sie sagen würden. Es liegt Magie in dieser Musik und in seiner veränderten Stimme. Wo er singt, ist fast so wichtig, wie was und für

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