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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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seltsamen, aber nicht unangenehmen Glühen und Vibrieren in ihrem Inneren. Ihre KI erkannte nichts Schädliches. Ihr geschah nicht wirklich etwas Schlimmes. Was sie sagte, stammte aus einem Buch, das ihre KI gelesen hatte. »Nur etwas sehr Dummes und Gefährliches.«
    »Sie ist der schwierigste Weg und droht, das Schlechte in einem zu wecken, weil ihre Macht so ungeheuer groß ist«, sagte Dar. »Und schon deshalb hätte ich nicht gewollt, dass er sich je damit beschäftigt. Zu der Frage, was das hier für Sie und uns und ihn bedeutet … Ich habe so etwas noch nie erlebt und weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lila. Sie fühlte sich so isoliert und verängstigt und wollte, dass Dar sie in den Arm nahm. Aber sie war nicht in der Lage, ihn darum zu bitten, und hätte es auch gar nicht gewagt.
    Sag dem guten Dar, er war immer schon zu sensibel für diese Arbeit, sagte die Geisterstimme in ihrem Kopf, und wieder durchfuhr sie der Schreck. Doch ihre KI arbeitete auf Hochtouren und fand in allem, was sie entdeckte, bizarre positive Aspekte, die Lila zwar nicht gefielen, deren Nützlichkeit sie aber sah. Selbst wenn ihr Körperbewohner ein Lügner war, konnte er außerordentlich hilfreich sein.
    Laut sagte Lila zu Dar: »Er macht Ihnen keinen Vorwurf. Er sagt, was Sie getan haben, war das einzig Kluge.« Sie fühlte, wie die Bienen unwirsch summten, und sagte innerlich, Ruhe.
    »Sagen Sie das, oder hat er es gesagt?«
    Name, herrschte Lila das Andalun in ihrer Brust an, oder Strahlentod.
    Ich bin Tath.
    »Tath sagt es«, erwiderte Lila ruhig. Sie nahm die Hand von ihrer Brust und ließ sie sinken, hob die Bedrohung auf, weil ihr klar wurde, dass der Ätherelf ihr völlig ausgeliefert war.
    »Tath. Er verschweigt Ihnen seinen wahren Namen und nennt Ihnen nur seinen Gebrauchsnamen«, bemerkte Dar verdrossen, noch immer Taths Kleidung in den Händen.
    »Sie kennen ihn doch sicher«, sagte Lila. »Den richtigen Namen, meine ich.«
    »Ja, ich kenne ihn. Ich würde ihn niemals leichtfertig gebrauchen, aber ich werde ihn benutzen, falls er Sie gegen Ihren Willen zu steuern versucht. Nennen Sie ihm Ihren Namen auch nicht. Es hätte bei Ihnen vielleicht nicht die gleiche Wirkung wie bei einer Elfe, aber er würde ihn gegen Sie verwenden, wenn er könnte.«
    Tath hatte sich in ihrem Herzen zu einem Punkt verdichtet: ein regloser, stummer Smaragd. Zu ihrer immensen Beunruhigung begriff Lila, dass sie, solange er da war, nie wissen würde, wie gründlich er sie auszuspionieren vermochte. Vielleicht war es für ihn als Agenten ja ein großer Glücksfall, dass Dar die Nerven bewahrt hatte, sie aber nicht. Womöglich würde sie nie wieder Ruhe haben.
    Lila wusste nicht genau, was es bewirkte, jemanden in Alfheim bei seinem wahren Namen zu nennen, sie wusste nur, dass es ein mächtigerer Akt war als in irgendeiner der anderen Sphären und erst recht in Otopia, wo es gar keine Wirkung hatte, es sei denn bei einem Elfen. »Eben haben Sie noch gesagt, Sie hätten ihn geliebt, und jetzt reden Sie über ihn, als wäre er von Natur aus böse«, sagte sie.
    »Ich kenne Taths wahre Natur so wenig wie die Ihre, und außerdem richtet sich Zuneigung selten nach solchen Kriterien«, sagte Dar ausweichend. Er streckte ihr die Kleidungsstücke hin. »Hier. Sie laufen jetzt schon lange genug in Ihrer Unterwäsche herum.«
    »Das ist keine richtige Unterwäsche«, sagte Lila defensiv und wartete auf irgendeine Reaktion ihres Körperpassagiers, aber es kam keine. »Es ist ein Militärhemd mit Militärshorts. Arbeitszeug. Um es unter den ganzen schweren Sachen zu tragen. Es sind nicht meine persönlichen Dessous.«
    »Das beruhigt mich ungeheuer.« Dar sah ihr zu, und sie hatte das Gefühl, dass er es mehr als amüsant fand.
    Beim Anziehen registrierte sie das neue Gefühl, Tath in sich zu tragen. Ihr Herz fühlte sich stärker und leichter an, lichter, mit seinen neuen Bienenbewohnern und deren grüngoldenem Leuchten. Sie war zwar auf weitere, invasivere Aktionen gefasst, spürte aber, dass das nicht in der Macht des Geistes lag. Er gehörte nicht zu ihrem Körper und konnte ihn nicht in Besitz nehmen. Gut so. Sie hatte gar keine Lust, von einem verrückten Elfen gesteuert zu werden.
    Bei diesem Gedanken spürte sie, wie ein wütender kleiner Stromstoß in ihr Zwerchfell hinabschoss. War nur ein Witz, sagte sie innerlich und dachte dann: Was zum Teufel tue ich da? Doch so wie sie und Dar sich durch das gemeinsame Erleben der Heilkräfte Sathanors

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