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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Dämons eindrang. Er kreischte, röchelte und spuckte vor Schmerz. Lila fühlte einen Anflug von schrecklichem Voyeurismus, als Tath mit ihrer Hilfe als Relaisstation das Leben aus der Wunde und aus dem Blut des Dämons saugte. Sie spürte, wie Taths Energie wuchs und sich verdichtete. Er veränderte sich …
    Was tust du da?
    Er hat mich gesehen. Dämonen besitzen Seelen. Geister. Wenn der hier das Reich der Toten mit dem Wissen um meine Anwesenheit erreicht, wird es genug Nekromanten geben, die seine Geschichte wieder ins Reich der Lebenden zerren. Der Tod bringt einen nicht zum Verstummen.
    Blut floss über sie. Rauch stieg auf. Der Dämon schrie, und ihr Körper wurde schlaff, als ließe jemand die Luft heraus. All seine wütende Energie floss durch sie. Sie konnte sie sehen und fühlen, aber sie war kein Teil von ihr. Sie strömte in Tath. Sie war erschrocken und angewidert. Er verzehrte die Seele des Dämons.
    Zum ersten Mal war dies keine nüchtern beschriebene Aktivität in einem Buch. Es war Raserei; die Zerstörung von etwas Einzigartigem, Wunderschönem und Zerbrechlichem. Obwohl der Dämon sie hatte töten wollen und sie ihn, war dies eine Gräueltat, die keiner von ihnen im Sinn gehabt hatte. Und außerdem konnte sie Taths Reaktion auf seine eigene arkane Macht spüren: Er empfand es als abscheuliche Tat, die er kaum ertragen konnte, aber zugleich genoss er sie. Er badete in der Identität des Dämons, während er sie in puren Äther verwandelte, und er fühlte eine große, orgasmische Freude, als er sie trank. Tath wuchs. Lila spürte, wie sich seine Präsenz verstärkte. Seine Verwunderung, seine Wut und sein Selbsthass füllten sie aus.
    Sie ließ den leblosen Körper des Dämons fallen, und er schlug mit einem dumpfen Klatschen auf. Gift floss durch sie, echtes, emotionales und psychisches. Tath spürte ihre Reaktion, und Wut und Hass flammten in ihm auf. Zum ersten Mal erkannte sie wirklich, dass er sie mit Leichtigkeit töten konnte, es immer hatte tun können.
    Es gab einen Blitz.
    Sie blinzelte Blut aus den Augen. Auf der Fensterbank stand ein kleiner roter Dämon mit einer Kamera.
    »Stillhalten, Liebes«, kreischte er.
    Es gab einen weiteren Blitz.
    »Perfekt!« Er grinste und sagte dann: »Uff …«, als er zur Seite getreten wurde. Lila hörte seinen wütenden Protest, während er fiel, und sah dann einen weiteren flammenden Dämon auf dem Balkon. Er war groß und blau, wirkte wie ein Drache und hatte ein langes, pferdeähnliches Gesicht. Er hatte Hörner, Schnurrhaare und grausame goldene Augen. Statt Augenbrauen und an den Armen trug er weiße Federn, wo ein Mensch Haare gehabt hätte. Einige waren violett gesprenkelt, andere reinweiß. Eine Mähne dichter weißer Daunen erstreckte sich vom Kopf über den Rücken und den Grat des Schwanzes bis zur Spitze, wo er in einem dicken, weichen Büschel schillernder Federn endete. Er war schlank, muskulös und nackt. Die blaue Haut schimmerte wie poliertes Vinyl, und die wolkigen weißen Engelsflügel gaben ein Knarren von sich, als er sie auf seinem Rücken zusammenfaltete.
    Er sprang mit der Leichtigkeit fließenden Wassers von dem Geländer und kam auf den Hinterbeinen zu ihr, grinsend, nun beinahe menschlich wirkend, wenn er aufrecht stand. Er strahlte ein warmes, sinnliches Charisma aus. Wie ein Tier hockte er sich hin, auf den Zehen balancierend, und schnüffelte an den zerfetzten Papieren und der Blutlache. Das Gesicht war beweglich und ausdrucksstark; er hob die Augenbrauen und bewegte den Mund, legte dann den Kopf schief und schaute auf den toten Dämon.
    »Azarktus, mein Bruder«, sagte er sanft und flötete. »Du ungestümer Dummkopf.« Eine Träne rollte aus seinem Auge und fiel auf den Körper. Als sie landete, erklang ein Geräusch wie ein Seufzen, und etwas Blasses, beinahe Unsichtbares stieg aus dem Körper auf und floh, wie ein Spuk, zum Fenster hinaus. »Ich würde dich selbst umbringen, wenn du nicht schon tot wärst.« Dann richtete sich die Gestalt auf und streckte ihre schlanke Hand aus, lächelte und zeigte dabei all ihre scharfen Raubtierzähne.
    »Ich bin Teazle«, sagte sie mit schwerem dämonischem Akzent. »Erfreut, dich kennen zu lernen.«

 
5
     
     
    »Natürlich«, fuhr der Dämon im Plauderton fort, während er einladend zwischen seiner ausgestreckten Hand und ihr hin- und hersah, »liegt meine Familie nun, da du einen meiner Blutsverwandten getötet hast, im Krieg mit dir, und ich bin durch ein unzerstörbares

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