Lila Black 02 - Unter Strom
etwas Ähnliches war. Müde ließ sie die Hand auf dem Kran ruhen.
Zal starrte launisch aus dem Fenster der Suite im Beautiful Palms Hotel, sah den Wellen dabei zu, wie sie an den Strand brandeten. Es war das perfekte Foto. Er hatte schlechte Laune. Das lag an dem, was der Feenmann hinter ihm einen Moment zuvor gesagt hatte; die Worte klangen auf genau diese ärgerliche Weise in seinem Kopf nach, die auftrat, wenn jemand mit dem Gesagten einen Nerv traf …
»Erzählen Sie ihr von Ihrer Sucht, bevor sie außer Kontrolle gerät und sie es auf anderem Wege herausfindet.«
Da der Tag, obwohl er perfekt war, keine Fluchtmöglichkeit bot, drehte er sich um und setzte sich auf einen der Lehnstühle, um Malachi einige Augenblicke anzufunkeln, aber das funktionierte auch nicht. Vage Fantasien eines Kampfes mit der Kreatur schossen ihm durch den Kopf, aber sie wurden von dem Wissen massakriert, dass dies einer von Lilas Freunden war – und von der Tatsache, dass der Hinweis des Feenmanns korrekt war.
Malachi hielt seinem ruhigen Blick vom anderen Lehnstuhl aus stand. Ein Strauß Blumen stand auf einem runden Glastisch. Zal richtete die Füße so aus, dass sie nicht mehr auf Malachi zeigten, und schaute auf die Blumen. Er dachte darüber nach, sein Andalun sich ausbreiten zu lassen, in der Hoffnung, dass es Malachi einschlafen lassen würde – elfische ätherische Körper interagierten mit den ätherischen Sinnen der Feen und verursachten eine Art Überladung, auf die eine Fee mit dem Schutzmechanismus tiefen Schlafs reagierte.
»Denken Sie nicht mal dran«, sagte der Feenmann.
Zal knirschte mit den Zähnen.
Malachi lächelte, und das war nicht ausnahmslos angenehm. Er genoss Zals Unbehagen, und Zal fühlte sich zu Recht bestraft.
»Fangen Sie wieder an, Fragen zu stellen«, sagte Zal. »Das hat mir besser gefallen.«
»Wie Sie wollen.« Malachi machte es sich bequem und kreuzte die Beine. Er kleidete sich, wie alle Feen, hervorragend und Aufsehen erregend, aber während die meisten ihrer Ideen zu Kleidung in fremden Augen sehr seltsam wirkten, hatte Malachi sich entschlossen, in seiner menschlichen Form einen schlichten, aber extrem kostspielig wirkenden, eleganten menschlichen Stil zu pflegen. Sein tadelloser kamelfarbener Seidenanzug umspielte seine große, durchtrainierte Gestalt. Seine pechschwarze Haut und ebensolches Haar hoben sich von der warmen Farbe ab und schimmerten leicht wegen etwas, das Zal am Geruch als Salbung erkannte. Ein seltenes und sehr teures magisches Produkt, dass man auf der Haut trug. Es schenkte magische Fähigkeiten, unter anderem Hellsicht, schützte den Träger vor tödlichen Gefahren und spendete der Haut durch einen Fettfilm Feuchtigkeit. Er strahlte auch in typischer Feenmanier zwei widersprüchliche Einstellungen aus: eine gut gelaunte Frivolität und das todernste Wissen um seine Position. Er befragte Zal im Namen von Lilas Organisation, des Geheimdiensts der Erde, fast, aber nicht ganz inoffiziell, und es machte ihm Spaß.
Zal hatte den Eindruck, er würde als Lilas neuer Freund begutachtet, als wäre Malachi ihr Bruder oder Vater. Diesen Eindruck hatte er, obwohl er nicht genau wusste, in welcher Beziehung Malachi und Lila zueinander standen, aber die Tatsache, dass der Feenmann ihn so ernst nahm, erweckte seinen Ärger wegen der Anmaßung und der Einmischung und der vermutlichen Nähe, die er zu Lila während der Arbeitsstunden haben musste. Was wiederum dazu führte, dass er an Lila dachte, die sich ohne ihn in Dämonia aufhielt, und das machte ihn verrückt. Also starrte er die Blumen an und versuchte sich zu beruhigen.
»Was wir wirklich wissen wollen, ist, warum jemand wie Sie an einem Ort wie diesem Lieder singt. Und was es bedeutet, dass Sie Elf und Dämon zur gleichen Zeit sind? Sicher verstehen Sie, dass die Behörden Ihre Anwesenheit hier kaum noch tolerieren können. Elfenstimmen reichen weiter, als man sie hören kann, und erreichen Dinge, von denen die Menschen nicht einmal wissen. Sie und ich – obwohl wir beide behaupten, ihre Freunde zu sein und ihnen unsere Welten zu erklären – haben ihnen nicht mal die Hälfte dessen verraten, was wir übereinander wissen.«
»Sie schweigen, und ich schweige«, sagte Zal.
»Ganz genau.« Malachi nickte. »Ehrensache unter Geheimnisträgern. Es gibt keinen Grund, die feine Balance zu stören, die sich über Jahrtausende entwickelt hat, nur um den Menschen die Anspannung zu nehmen. Vertrauen muss man sich mit der
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