Lila Black 02 - Unter Strom
Hausmeister ist schon außer sich wegen der unangekündigten Beerdigungsvorbereitungen. Sein Job lohnt den Ärger nicht, man bezahlt ihn nicht dafür, Leichen hier herumzukarren, er denkt darüber nach, eine Gewerkschaft zu gründen … Verflucht seist du, junger Spund.«
Sein Stab leuchtete auf und knisterte. Er warf Lila einen betrübten Blick zu. »Natürlich kann man die Toten nicht verfluchen … und ich schätze, ich sollte dir gratulieren, aber das wäre wohl grausamer Sarkasmus in Anbetracht der Tatsache, dass du dich freiwillig auf eine Vendetta mit der Sikarzi-Familie eingelassen hast. Sie haben in dieser Stadt großen Einfluss, weißt du? Einer ihrer Söhne ist der erfolgreichste Assassine von Bathshebat bis Zadrulkor, vielleicht sogar der erfolgreichste in der Geschichte Dämonias, aber das muss man sagen, falls der Mistkerl sich hinter den Regalen versteckt.«
Er rieb sein Knie mit einer siebenfingrigen Hand und blickte finster auf den toten Dämon. »Der ist es natürlich nicht.«
»Nein«, sagte Lila. Sie blickte hinab, fühlte sich krank und fiebrig, als die Schadstoffe aus ihrem vergifteten Blut kurzzeitig ihre Leber überlasteten. »Natürlich nicht.«
»Nein«, sagte der Bibliothekar mit grimmiger Befriedigung. »Der hier war der schwächste Welpe des Wurfs, kein Zweifel. Wenn es Gerechtigkeit auf dieser Welt gäbe, würden sie einen anderen Sohn ausschicken, um dich für diesen Gefallen zu heiraten.« Er machte eine Hackbewegung und dann eine schneidende – eine gebräuchliche Geste in Dämonia, mit der die Wichtigkeit der Beseitigung der Schwachen ausgedrückt wurde. »Stattdessen wird es jedoch mit Sicherheit auf einen endlosen Krieg hinauslaufen, je nachdem, wie lange es dauern wird, jeden deiner lebenden Verwandten zu töten.«
Er sah zu Lila auf und nickte anerkennend. »Schwach und dumm, aber Mamas Liebling. War ganz vernarrt in ihn. In alle ihre Söhne, natürlich, wie das so ist, aber in diesen hier ganz besonders, weil er schwach war und sie die Schande nicht ertragen konnte, ihn aus dem Ei schlüpfen zu lassen, also reimte sie sich zusammen, es sei alles Teil seiner Charakterentwicklung und er wäre eine neue, experimentelle Zucht, um zu versuchen, mehr wie die Menschen zu sein: großes Maul und nichts dahinter. Soll keine Beleidigung sein. Hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dass er sich weiterentwickelt. Er war ihr Leben. Wie er sie gehasst haben muss! Und dann kommst du, eine menschliche Diplomatin und dann auch noch ein totaler Freak – alles, was er niemals war oder sein konnte –, wie eine Nemesis oder ein böser Zwilling, ausgeschickt, um ihn zu quälen, was, meine Dame? Na ja, er muss froh gewesen sein, dass du aufgetaucht bist, verstehst du? Dein öffentlicher Tod wäre das Einzige gewesen, mit dem er sich hätte Respekt verschaffen können. Jetzt fährt er in den Dreck, unbeweint wie der Esel, der er war.
Tja, du kannst hier zwischen meinen Büchern nicht mit diesem Blut herumlaufen. Ich schicke dich in deine Unterkunft …« Er wirbelte mit den Händen durch die Luft. Ein blaues Leuchten legte sich um sie.
»Aber …«, setzte Lila an.
Und dann stand sie in ihrem Zimmer in Sorchas Haus.
Der alte Dämon, der tagsüber die Zimmer frei von wandernder Magie hielt, war dort und sammelte versprengte Essenzen aus der Luft, die durch die Fenster hereinkamen, um sie dann aus seiner heiligen Schale zu trinken. Er hob eine dornenbesetzte Augenbraue. »Du siehst aus, als hättest du einen erfolgreichen Tag gehabt.«
Lila war kalt, sie fühlte sich krank und klebrig. Sie hätte sich erbrechen können, aber das alles erschien ihr trivial im Vergleich zu ihrer neuen Situation als Mörderin eines Lieblingssohns, Opfer einer Vendetta und zukünftiges Opfer des größten Assassinen in einer Welt pflichtbewusster Mörder. Und sie musste zu einer Party gehen, und ihr Kleid war völlig ruiniert. »Schätze schon«, sagte sie.
Du musst zufrieden wirken, sagte Tath. In ihren Augen bist du gerade in die oberste Liga aufgestiegen. Du solltest eine eigene Party feiern und deine Erbschaft dafür verwenden, solange du das noch kannst.
Ich habe keine Erbschaft, erklärte Lila ihm, während sie zur Dusche ging.
Stopp!
Stopp? Sie fing an, das Wasser aufzudrehen.
Du musst so gehen, wie du bist. Trage das Blut.
Nein.
Doch. Es wäre ein Zeichen gewaltiger Feigheit, es abzuwaschen.
Es stinkt.
Du wirst es überleben.
Das klang wie ein Versprechen. Tath versicherte ihr, dass es so
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