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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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bis auf Malachi, der an den Monitoren bleiben sollte, egal, was geschah – hauptsächlich zu seiner eigenen Sicherheit. Er versuchte immer noch den seltsamen Anblick der sich so mühelos von einem Universum in ein anderes materialisierenden Jones zu verarbeiten, herauszufinden, ob er seine Vorstellung der Gestadenläufer überdenken musste, ob er dieser Bande von Verrückten vertraute … da erschien ein ausgefranster Punkt auf seinem Radar – oder was das Ding auch immer war. Es sah aus wie ein Radar und war bei den Details nicht kleinlich.
    Etwas hatte den an dieser Stelle mit Zaubern befestigten Köder, den Jones »morphische« Energie genannt hatte, und die vielversprechende Kristallschnur entdeckt.
    Als Reaktion darauf öffnete das Team noch ein Bierfass, und noch mehr Party- und Feierstimmung breiteten sich an Bord der Matilda aus. Jemand machte Musik an. Die No Shows spielten eine Soulnummer mit gequältem Mode-X-Bass – das war eine bessere Party als die letzten, auf denen Malachi gewesen war.
    »Zu spät …«, dröhnte Zals spukartige Stimme durch das Schiff, »um sich hübsch zu machen … zu spät für gute Ratschläge; dein Lächeln geht mir nicht aus dem Kopf, aber ich tanze nicht gern …«
    Der Groove wurde stärker, und alle tanzten, getrieben von dem unwiderstehlichen Bass und dem individuellen Rhythmus ihrer Maschinen, während sie sich auf etwas einstimmten, das Malachi erkannte und genoss, als er sich ihnen anschloss: der Rausch, etwas zu tun, dass sie lieber taten als alles sonst auf der Welt, jenseits der Zeit, jenseits des Einerleis und der Regeln normaler Tage. Auf der Musik schwebten sie in den genialen Groove, der entstand, wenn Geist, Körper und Seele sich vereinten; wie beim besten Fick oder dem wunderbarsten Essen oder dem Moment, in dem ein unerwartetes Lächeln einen traf …
    Er tanzte ebenfalls, während er dem seltsamen Schimmer dabei zusah, wie der sich mit dem sanften Schwanken eines Betrunkenen früh am Morgen auf ihre Falle zubewegte. Weit entfernt, tief im Äther, erklang eine Glocke; klong, klong … klong, klong … die warnenden Töne eines sich nähernden Schiffes, das sich im Nebel oder der Dunkelheit verfahren hatte.
    »O Mann«, stieß die Elfe aus – oder irgendetwas anderes, das er nicht so richtig verstand. »Es ist hier … die ganze Zeit schon so nah, wie gehofft.«
    »Kategorie fünf«, rief Jones. »Juhu, es IST die verdammte Téméraire!«
    »Ja, Baby«, bestätigte der Dämon hinter Malachi und band das Steuerrad mit einem Tau fest, das ein Mensch nicht mal hätte anheben können.
    Dann zeigten sich fünfzig weitere Lichtpunkte, sanft wie Glühwürmchen im Abendnebel, auf dem Radar.
    »Hey«, sagte Malachi. »Was ist das … ich habe hier eine Menge …« Er suchte nach dem richtigen Wort und gab auf, bevor es zu spät war. »… kleiner Geisterchen …«
    »Die Tém bringt eine ganze Flotte mit«, grummelte der Dämon und klang zum ersten Mal nervös. Die anderen zögerten für einen Augenblick, wie Malachi nicht umhinkam zu bemerken.
    »Flotte?«
    »Kategorie-fünf-Erscheinungen sind hoch entwickelte, komplexe Schöpfungen, die Geister der Kategorie vier und drei in ihrem Mythos ansammeln«, sagte die Elfe. »Sie sind semiintelligent, aber die Vierer und Dreier vermutlich noch nicht. Achte auch auf Zweier und Einer und auf Protoaktivität in ihrer Umgebung. Verzeichne alles.« Sie klang wie jemand, der sich sehr bemühen musste, bei dem dummen neuen Mannschaftsmitglied, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, nicht die Geduld zu verlieren.
    »Geisterschiffe«, fügte sie mit einer plötzlichen Drehung in seine Richtung hinzu und starrte ihn aus grünen Augen an. »Die ›Verlorene Flotte‹.«
    Sie klang jetzt ebenfalls nervös. Nach ihren Worten wuchs bei allen die Anspannung. Sie kippte ein stark wirkendes Elfengebräu mit leichter Besorgnis hinunter. »Wir kennen die Flotte«, sagte die Elfe und starrte einige Sekunden vor sich hin, bevor sie sich zusammenriss.
    »Sie werden keine Gestaltwerdung erleben«, rief Jones bestimmt über den mühelosen Übergang der No Shows zu hämmerndem Dancefloor-Rock hinweg. »Konzentriert euch auf das Schiff selbst! Los doch!«
    Es folgte ein wildes Durcheinander aus Befehlen, die man sich zurief, rund um die Falle und die Sicherung des gewaltigen Schiffs, der Téméraire, deren Segel Malachi nur wenige Stunden zuvor hatte in einer bedrohlichen Ätherdämmerung vor sich hersegeln sehen. Jetzt wusste er mehr

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