Lila Black 02 - Unter Strom
über das mit Metallplatten versehene Deck des Schiffs und schlugen harmlos in Malachis spiegelnd polierte Schuhe. Er merkte sich dies ebenfalls und versuchte alles im Gedächtnis zu speichern. Lila hätte es mühelos aufgezeichnet – er vermisste ihre tadellose Feldarbeit mehr denn je. So war dies nur ein weiteres seltenes und unvollständig verstandenes Phänomen direkt vor seiner Nase, und er würde vermutlich unvollständig über die wichtigen Details berichten, weil er keine Ahnung hatte, was sie bedeuteten. Der Dämon knurrte und riss das Steuer herum. Der Kristall gab ein Kreischen von sich, das Malachi für einen Moment taub werden ließ, dann kehrte er zu einem Mollakkord der Schönheit zurück.
Die Meditierenden im Bug sprangen auf, begannen einen Singsang und streckten ihre Hände in einer Zauberhandlung nach vorn, die Malachi von Feenhexern kannte, wenn sie Elementare und andere unzuverlässige Kreaturen beherrschten. Der glatte graue Schleier hinter diesem Geschehen erschien ihm zugleich weit entfernt und näher als sein eigener Atem. Wo der Äther sich an das Feld des Schiffes drängte, verdichtete er sich zu einer dicken, öligen Flüssigkeit und zog kurz Schlieren über die Oberfläche, bevor er sich wieder auflöste. Er dachte, der Nebel würde Formen zu schaffen versuchen, aber das bildete er sich vielleicht auch nur ein. Wo er in die Ansaugstutzen des Kristalls gesogen wurde, verwandelte er sich zu einem zähflüssigen weißen Gas. Vor ihm erschienen Messdaten auf den farbigen Anzeigen, die man vereinfacht hatte, damit er sie verstand.
Er schaute auf den gelben Streifen, der rapide kürzer wurde. »Erhebliche Verringerung bei den Potenzialen«, sagte er und fühlte sich wichtig dabei, als der zweite Dämon darauf sofort reagierte und eilig an diversen Rohren am zitternden Motor mittschiffs hantierte. Die Vorrichtung klapperte und stöhnte, und der Ätherfluss verstärkte sich, als die Ventilatoren sich schneller drehten und ihre verzierten Edelsteinblätter den Gesang des Hauptkristalls mit einem Brummen unterlegten.
Ein orangefarbener Balken sank, ein blauer schoss hoch. »Energiezufluss optimiert. Stabilität bei über neunzig Prozent.« Das war wirklich aufregend!
»Anker los«, rief der zweite Dämon in den Nebel.
Die folgende Ruhe währte keine Sekunde, dann war plötzlich alles still. Der Kraftfluss versiegte zu einem gleichmäßigen, beinahe geraden Strahl. Malachis Farben verloren an Intensität und sanken auf gleichmäßige Werte. Die Barke schien plötzlich in eine Flaute geraten zu sein, und der Dämon am Steuerrad seufzte laut auf. Das Zauberpärchen gab seine Kontrolle über was auch immer auf. Es war ruhig.
Malachi wandte seine Aufmerksamkeit den gleitenden Anzeigen seines zweiten Monitors zu, dem Annäherungsdetektor. Bis eben hatte er ihn schlichtweg vergessen und war erleichtert, darauf weder die gepunkteten Hinweise auf Geister noch die Streifen von Drachen zu sehen. Für einen Moment war es wunderbar still, und der Äther brandete mit perlmuttglänzendem Leuchten an ihre Blase, wie ein besonders teurer Nagellack oder die sich neu bildende Leere einer heftig geschüttelten Zaubertafel.
Malachi verlor sich in dieser Schönheit, bis sein Sonar zu piepen und dann besorgt zu plärren begann. Ein Geist formte sich aus dem Äther und bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit auf die Barke zu. Auf dem Weg wurde er mit jedem Moment spitzer und tödlicher, wie ein Pfeil. Er beachtete die Falle oder das lockende Summen der Schnur gar nicht.
»Kontakt!«, schrie Malachi warnend und hörte dann den großen Dämon mit einem Geräusch wie von rollenden Felsen lachen, als wären Barry White und ein paar von Barry Whites größeren Cousins anwesend.
Ein silberner Streifen teilte das Gas, durchdrang den Schild der Barke mit nicht mehr als einer kleinen Welle – und die Welle schloss sich über dem nassen Kopf von Calliope Jones, überzog ihre Vagabundenkleidung mit einem Schimmer, der sich schon auflöste, während sie sich noch aufrichtete. Sie warf ihr Geschirr, mit dem sie sich an dem Seil festgemacht hatte, aufs Deck. Die Zauberer standen auf, und einer reichte ihr ein Bier, das sie mit einem Handkantenschlag öffnete und in einem Zug halb leerte. Die Elfin lachte.
»Jiiiiiiieh-haaaaaaa!«, rief Jones fröhlich und wirbelte zu Malachi herum, der immer noch erstarrt an seinem Posten stand.
»Abwehrstellungen!«, rief der Dämon am Steuer, und sofort sprangen alle auf neue Positionen,
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