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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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darüber als damals, was ein Segen und ein Fluch war: Téméraire war der Name eines Geisterschiffs, das zum Teil eisernes Kampfschiff, Piratenschiff, Raumschiff, Dampfschiff und möglicherweise auch noch eine Art U-Boot war, ähnlich der berühmten Nautilus. Sie trug die Merkmale der ersten großen Boote ihrer Art, die langen Ruder, die sich an den Seiten der Argo hoben und senkten, die pompöse Majestät der Titanic und das schreckliche, ernste Versprechen der Schlachtschiffe früherer Zeiten, beladen mit Kanonen und instabilem Dynamit. Sie war aus all jenen Legenden entstanden, die durch den Namen und den Anblick des alten Bildes des seit langem verstorbenen Malers Turner so einmalig beschrieben wurden. Sie war der Ruhm und der Verlust aller seefahrenden Gefährte, seit dem Anbeginn der Zeit. Sie war ein Urschiff.
    Niemand wusste, ob sie eine Mannschaft oder einen Kapitän hatte. Sie glaubten es nicht, aber sie wollten es genau wissen. Es war Teil der Untersuchung, wie Geister tickten, und die Antwort, die sie suchten (wenn nicht, um die Wahrheit zu erfahren, dann zumindest, um die weitere Finanzierung ihrer Forschungen sicherzustellen), war folgende: Geister waren Konstrukte, eine Form von Äther, die auf das Bewusstsein eines Wesens traf und sich eine Form wählte. Danach wollten sie von anderen, die sie trafen, das Gleiche und saugten es ihnen mit ihrer Energie und ihrem Leben und ihrer stofflichen Struktur durch einen großen Trichter aus bedeutungsschwerer Energie ab – Informationen und Kraft.
    Die Tém war ein großer alter Geist, und zu sehen, wie sie sich formte, wie sie die verschiedenen Stadien vor der Gestaltwerdung durchlief, bedeutete, in ihrer Geschichte zu lesen. So behaupteten es zumindest die Geisterjäger, und wer war er, dass er ihnen nicht glauben könnte.
    Diese Informationen würden den Grundstein für eine Theorie bilden, wie die Gestaltwerdung von Äther in all seinen Formen funktionierte. Die Implikationen für die ätherischen Rassen lagen auf der Hand – die Evolutionstheorie brach sich Bahn, und die Wissenschaft würde sie mit soliden Daten untermauern: Daten, bei deren Sammlung Malachi half!
    Dann musste man nur noch die Arbeit an der Relativitätstheorie des Äthers abschließen, und eine Wissenschaft des Äthers wäre auf dem besten Weg, sich in die Physikwissenschaften der alten Erde einzugliedern – die Weltformel! Für einen Moment fühlte er sich leicht und erhaben wie eine Feder im Wind. Dann erzitterte die Barke.
    Etwas zog an der Schnur. Die ausgelegte morphische Energie, die der Ätherform mehr Informationen und Energie versprach, war, ohne zu zögern, aufgenommen worden.
    »Die Tém packt immer zu wie ein verdammter Hai«, murmelte die andere Dämonin und schob ihre Füße und den Schwanz in spezielle Halterungen, die in regelmäßigen Abständen an Deck befestigt waren. »Gut festhalten.«
    Die Barke legte sich mit einem Übelkeit erregenden Ruck auf die Seite. Malachis Geschirr grub sich in seinen humanoiden Körper, und dann flammten drei der kleineren Flecken auf und verdichteten sich zu Punkten. »Es sind sogar drei!«, rief er, durch Jones darauf gedrillt zu reagieren, ohne nachzudenken.
    »Verdammt!«, zischte Jones, und gleichzeitig begann der Kristall zu kreischen, das Dröhnen des Motors wurde um einige Oktaven höher, die Barke erzitterte, als stünde sie kurz davor zu zerfallen, und die Energieschnur, die zur Falle führte, spannte sich. Man musste Malachi nicht erst erklären, dass sie gezogen wurden …
    »Wie kann so was passieren?«, fragte die Elfe, so cool, als würde sie ein langweiliges Theaterstück sehen.
    »Die Tém gibt Energie weiter …«, vermutete Jones. »Ich habe immer befürchtet, dass sie das tut. Sie hat sich der Flotte angeschlossen. Sie sind nicht mehr allein.«
    »Sollen wir die Schnur kappen?«, fragte der Steuermann nervös, und seine Barry-White-Stimme ließ alle zusammenzucken.
    »Nein, wir bleiben dran«, verlangte Jones, und Malachi erkannte in ihren Worten Spuren von Wahnsinn und Genie. Er war sich nur leider nicht klar, in welche Kategorie sie fiel.
    »Nina, Pinta, Santa Maria …«, konstatierte die Elfe ruhig. »Die Schicksale …«
    Malachi brummte der Kopf – die Schicksale? Hatte er richtig gehört?
    »Dreier sind üble Scheiße«, erklärte die andere Dämonin. »Ich sage: Wir brechen ab.«
    »Dranbleiben!«, befahl Jones. »Konzentriert euch auf die Tém, vergesst den Rest …«
    »Kappen!«, rief Malachi über das

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