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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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das damit zu tun?«
    Diesmal wandte die Dämonin ihr den Kopf zu und schaute sie aus beiden hervorstehenden schwarzen Augen an, während der Schnabel direkt auf Lilas Brust zielte. »Der Punkt ist, Lila, dass es niemals in meiner Macht lag, dich oder irgendwen sonst in die Hölle zu schicken. Thingamajig ist in diesem Zustand, weil er diesen Ort betreten hat und nicht zurückkehren will oder kann. Sein einziger Ausweg besteht darin, sich an seinen Namen zu erinnern. Wenn ich ihm den Namen verrate, hilft ihm das nicht. Und du brauchst, genau wie er und alle anderen, kein Tor, um das Reich der verlorenen Seelen zu betreten, denn du hast bereits alle nötigen Voraussetzungen. Wir erinnern uns: Du bist eine Lügnerin.
    Meine Rolle hier besteht nicht darin, dir den Weg zu einer großen Prüfung zu zeigen, deren Erfolg ich beurteilen und deren Belohnung ich vergeben könnte. Meine einzige Kraft liegt darin, diejenige zu sein, die sieht, was ist. Ich werde die sein, zu der du kommst, wenn du bereit bist, sie zu verlassen. Ich bin die, zu der alle kommen, wenn sie bereit sind, die Hölle zu verlassen. Ich bin nicht der Weg hinein, ich bin der Weg hinaus.«
    Lila starrte die feine Dämonin an und verspürte brennenden Hass. Sie starrte den nassen und tropfenden Kobold an, der sein trauriges Gesicht auf die Pfoten stützte, mit denen er sich am Rand der Kanne festhielt. Sie verspürte Hass und Mitleid für ihn.
    »Bringen Sie da einen Sinn rein!«
    Madame Des Loupes zuckte leichtherzig mit den Schultern. »Es gibt niemals einen Grund, die Hölle zu beschwören, Lila. Wir gehen alle zu unserer Zeit dorthin. Es ist ein Ort, der im Jetzt geschaffen wird, ein Akt der Wahrnehmung. Ich bin die Hüterin der Hölle, denn ich sehe, was ist, und das sind die Grenzen der Hölle. Es besteht keine Notwendigkeit, dich irgendwohin zu schicken, denn du bist bereits dort, und du warst schon dort, lange bevor du nach Dämonia kamst.«
    »Was für ein Schwachsinn!«, schnaufte Lila. Sie warf dem Kobold einen weiteren Blick zu, um ihn zum Mitkommen zu bewegen, denn es war augenscheinlich Zeit zu gehen, und sie würde gehen, daran bestand kein Zweifel. »Kommst du?«
    »Du kannst ihn nicht retten«, sagte Madame traurig.
    »Ich will ihn nicht retten!«, fauchte Lila. »Er schuldet mir einen Zauber.«
    Die Vogeldämonin drehte den Kopf auf die Seite und betrachtete Lila. »Es gibt vielleicht noch Hoffnung für dich«, sagte sie, kippte den Kobold aus der Kanne auf die Platte und schaute dann zu Lila auf. »Hüte dich stets vor Männern, die an die Mutterbrust zurückkehren wollen.«
    Dann sagte sie streng zum Kobold: »Dieses Porzellan wurde aus den Knochen meiner Feinde gemacht. Du hattest das Glück, nicht zu ihnen zu gehören, als ich es anfertigen ließ. Verschwinde und behindere diese hier nicht auf ihrem Weg. Wenn du dich zu sehr einmischst, werde ich mir aus deiner Haut eine Handtasche machen.«
    Der Kobold stolperte über den Tisch, wobei er eine Spur aus Milchtropfen hinterließ, und lief Lilas Arm bis zur Schulter hinauf. Ein mittlerweile vertrauter Schmerz durchzuckte ihr Ohr, als er sich festklammerte. Er zitterte wie Espenlaub.
    »Kehre zurück, wenn du bereit bist«, sagte Madame zu Lila. »Ich erwarte dich.«
    »Fahren Sie zur Hölle«, sagte Lila.
    »Schon geschehen«, antwortete Madame. »Sei streng mit deinen Knechten. Sie begreifen Güte nicht.« Ihr Blick war über den Schnabel hinweg auf den Kobold geheftet.
    Lila starrte die Dämonin einen Augenblick an, unfähig, etwas zu sagen, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stürmte hinaus, wobei sie die breit gebauten Gestalten kaum bemerkte, die zur Seite traten, um sie passieren zu lassen.

 
12
     
     
    Calliope Jones ritt auf dem Kristallstrom, die Wellen wie ein alter Rodeocowboy die Sprünge eines wilden Bullen ausgleichend. Während Malachi sie aus der Sicherheit der Geisterjägerbarke beobachtete, setzte sie ihre Füße auf den gleißenden Strom ätherischen harten Lichts, wurde in einer geübten fließenden Bewegung von einer Reiterin zur Surferin.
    Hinter Malachi riss der Dämon die Barke hart herum, als der Kristall in dessen Bug ein kreischendes Geräusch von sich gab und sichtbar gegen die fein gearbeiteten Bänder ankämpfte, die ihn gefangen hielten. Der Fluss geleiteten Äthers, der aus seiner Mitte strömte, peitschte und wand sich hin und her wie eine Schlange. In dem Licht, aus dem er bestand, erkannte Malachi Bruchstücke der Runen, Worte und

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