Lila Black 03 - Elfentod
was Viridia meinte, war, dass Lila den Weg hinaus bei sich trägt«, sagte Teazle übertrieben langsam und eindringlich.
Poppy blinzelte. Nach einem Moment sagte sie: »Ich mag nicht ins Darunter gehen. Ich mag es hier, wo es mir gut geht. Wo ich wenigstens Spaß habe.« Aber sie atmete die Seeluft tief ein und klang zweifelnd. »Ich will nicht sterben.«
»Wenn ihr uns jetzt nicht hinbringt, werden Zal und Lila sterben«, sagte Malachi.
»Und ihr ebenfalls«, versprach Teazle aufrichtig, ballte die Hände, als wolle er sie lockern, und zeigte dabei, dass sie krallenbewehrt waren. Sein Gesicht war gänzlich ausdruckslos.
»Ihr müsst uns nicht terrorisieren«, sagte Poppy ruhig. »Wir wollten auch so zustimmen.« Etwas Trotz glomm in ihren Augen auf. »Und in Kürze wirst du uns nicht mehr so ansehnlich finden.«
»Das Risiko gehe ich ein«, sagte Teazle.
»Na gut.« Viridia atmete tief durch und erschauderte, dann zog sie Sarong und Bikini aus, schleuderte ihre Sandalen beiseite. »Pop, du nimmst Malachi und Nax mit, ich kümmere mich um den Dämon.«
»Danke«, sagte Malachi, und vor Erleichterung wurde ihm beinahe schlecht. »Ich hätte nicht darum gebeten, wenn einer von uns schnell genug …«
»Schon klar«, sagte Poppy, zog sich aus und blickte schmollend auf die im Sand liegende Kleidung. »Auf Wiedersehen, hübsche Desingerfähnchen«, sagte sie und ergriff Viridias ausgesteckte Hand. Sie gingen gemeinsam auf das Wasser zu, und die anderen folgten ihnen dicht auf. Als sie die Brandung erreichten, lösten die Mädchen ihren Griff, und einige Schritte weiter hatten sie sich vor Malachis Augen bereits verwandelt, als bestünden sie nur aus sanftem Licht und Schatten.
Die beiden Pferde blickten sich zu ihnen um, die Mähnen und Schweife so lang und dicht wie Prinzessinnenhaar, von Seegras durchzogen. Ein Blick auf die Füße offenbarte, dass sie statt Hufe dort dicke, mit Schwimmhäuten versehene Füße besaßen, und wo beim Streitross eines Ritters Zotteln gewachsen wären, fanden sich bei ihnen Flossen.
Poppy warf ungeduldig den Kopf zurück und tänzelte auf der Stelle. Sie wartete, bis Malachi mit Leichtigkeit auf ihren Rücken sprang und Naxis die Hand hinstreckte, um ihn hinter sich zu ziehen. Teazle hob die weißen Augenbrauen, griff dann doch in Viridias Mähne und zog sich auf ihren Rücken, als sei er sein Lebtag Zirkusreiter gewesen. Er erschrak jedoch, als ihre Mähne an seinen Armen hinaufglitt und ihn dicht an ihren Hals fesselte. Sie schnaubte ein Pferdelachen und wirbelte herum. Ihre kräftigen Muskeln trugen sie im halsbrecherischen Galopp mitten in die Wellen hinein.
Malachi hatte schon vermutet, dass es nicht angenehm sein würde, und er hatte richtig gelegen.
Poppy krachte kopfüber in die brechenden Wellen, schwamm mit mehr Kraft, als ein normales Pferd jemals aufbringen könnte, und das Wasser hieß sie willkommen, nahm sie bereitwillig in sich auf. Es tränkte Malachis Kleidung und war verdammt kalt. Naxis klammerte sich an seine Taille, als sie in tieferes Gewässer kamen und das Wasser ihnen bis zum Hals stieg. Dann tauchten sie unter, tiefer und tiefer, viel weiter, als die Kontinentalplatten es erlauben würden, und sie spürten, wie sich das Wasser veränderte. Aus dem kalten, salzigen Meer wurde ein dunkleres, kälteres und zunehmend bitteres Wasser, das jedoch weder Süß- noch Salzwasser war. Ihre Lungen begannen zu brennen, und der Druck presste auf ihre Ohren. Über das Rauschen seines Blutes hinweg hörte er entfernt Basso-profundo-Stimmen ein uraltes Lied singen, so alt, dass die Worte selbst dafür sorgten, dass der Sog des Wassers sie weiter in die Tiefe riss, als bestünde das Wasser aus Lauten und als wüssten diese Laute, was zu tun war. Sterne tauchten hinter seinen geschlossenen Lidern auf. Sein Körper schrie nach Luft, und dann spürte er das Gefühl der Leichtigkeit, als Poppy den Übergang einleitete. Er folgte ihr bereitwillig in die graue Ungewissheit des Nichts, wo zumindest das Wasser endlich zu dem wurde, was es die ganze Zeit sein wollte – Äther –, und sie von der Strömung in die durch das Lied der Kelpys vorgegebene Richtung getrieben wurden. Poppys Haar hielt noch immer Malachis Handgelenke fest. Er lauschte auf Anzeichen von Geistern oder Jägern, aber das Lied war wild und riss ihn mit sich. Wenigstens, dachte er, sind die Kelpys alt genug, um diese Region mühelos zu erreichen, wohingegen er schon so lange nicht mehr dort gewesen war,
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