Lila Black 03 - Elfentod
luchst mir mein Spielzeug ab. Ich biete euch nichts als Freundlichkeit, und ihr verschmäht mich. Das ist sehr kaltherzig, Elf. Ausgesprochen kaltherzig.«
»Als wenn dir diese geliehenen Angeber irgendetwas bedeutet hätten«, antwortete Zal leichthin. »Und dein uralter Streit bedeutet mir nichts. Eine Puppe ist ein Fluch, der nur darauf wartet einzutreten, das weißt du nur zu gut. Wir sind so schlau wie am Anfang, voller Neugier, und das war es auch schon. Es sei denn, du möchtest einen Gefallen erbitten?«
Tath zog unruhig seine Kreise. Er brummte vor Aufmerksamkeit. Das ist ein uralter Verhandlungsreigen, sagte er und mochte es ganz und gar nicht. Ich hoffe, Zal kennt die Melodie.
Lila kniff die Augen zusammen und lauschte. Es machte ihr Spaß, unbewegt und schweigend dort zu stehen und Zals selbstbewusster Art zuzusehen. Sie wusste, dass Momente wie dieser stets gefährlich waren und niemand seine wahren Gefühle zeigen würde, aber sie sah ihm einfach gern bei der Arbeit zu. Sie sah ihn allgemein einfach gern an.
Die Fee lachte, ein überraschend fröhlicher Laut, und neigte das Kinn, um ihre Schokoladenseite zu zeigen. »Welchen Gefallen könnt ihr anbieten?«
»Ich vermute, Jack ist einer der Jäger.«
»Nein, Riesentöter ist der Lord dieser Gegend«, verriet Gulfoyle. »Der Jäger geht stets bei ihm bei Fuß. Es ist für den Jäger eine Qual, mit einem solchen Meister die Runde gehen zu müssen, aber Jack ist nun mal der Meister.«
»Und du stehst ebenfalls in seiner Schuld? Oder warum solltest du ihm sonst vorausgehen?«
»Die Schuld liegt bei ihm, Elf, vertu dich da nicht. Dies ist mein Land. Er hat sich mit Gewalt Zutritt verschafft. Könnte ich ihn abhalten, ich würde es tun«, sagte sie so leise, dass man sie kaum verstand. Als sie dies sagte, hielten sogar die Tropfen, die von den laubleeren Bäumen fielen, mitten in der Luft inne. »Aber er hat viele Verbündete in der Stadt, und ich bin allein. Er kommt näher. Eilt euch, wenn ihr ungehört sprechen wollt.«
»Wir sind gekommen, den Meister der Jagd zu befreien«, sagte Zal.
Tath erstarrte in Lilas Brust. Zu viel.
Die Fee starrte Zal an und stand ohne ersichtliche Bewegung mit einem Mal so nah bei ihnen, wie sie es wagen konnte, ohne ohnmächtig zu werden – einige Schritt.
»Aber wie? Der Meister befindet sich bei all den anderen fürchterlichen Dingen im Darunter. Jack hat ganze Menschenzeitalter darauf verwandt, einen Weg hinab zu suchen, und keinen gefunden. Ja, und wir halfen ihm, von der Hoffnung auf Freiheit getrieben, und gingen leer aus. Ich würde euch gerne helfen, aber das ist ein närrisches Unterfangen. Ihr werdet scheitern, und Jack wird euch jagen und verspeisen.«
»Kannst du uns helfen?«
»Ja«, sagte sie. »Ich werde euch einen Rat geben: Wenn ihr mich verlasst, werdet ihr eine Bergkuppe sehen, die wie von einem Himmelsblitz geteilt wirkt. Die Steine, von der eure Puppe sprach, liegen an ihrem Fuße. Der Pfad dort windet sich in alle Richtungen, aber ihr dürft ihn nicht verlassen, sonst findet ihr den gesuchten Ort niemals. Mehr kann ich nicht für euch tun. Und wenn die Zeit gekommen ist, dass Jack euch jagt, werde ich ihn nicht daran hindern, denn ich komme ihm nicht erneut in die Quere.« Sie wich mit sorgenvollem Gesicht zurück, blickte zu Lila, und ihr Blick glitt erneut über das T-Shirt.
Tath?, wisperte Lila. Zal wirkte verwirrt und enttäuscht.
Er hat zu viel verraten. Sie braucht jetzt nicht mehr zu handeln, sie hat schon alles erfahren, was sie wollte … den wahren Grund eures Hierseins. Er hätte mehr aus ihr herauslocken müssen, aber jetzt braucht sie nichts mehr von euch und glaubt nicht, dass ihr mächtig genug seid, um ihr von Nutzen zu sein.
»Halte dich an deinem Witz fest, meine Dame. Halte dein Eisen bereit. Bete für deine Freunde, dass sie nicht Jacks Wölfen begegnen, und du genauso wenig. Ich würde euch mehr verraten, aber du hast mich belogen, und darum musst du die Schärfe deines Geists mit den anderen messen. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch, und ihr dürft wählen, zu welcher Baumsorte ihr werden wollt.«
Zumindest ist sie umsichtig genug, uns erst einmal gehen zu lassen.
Da setzte der Wind wieder ein, ein Schwall kalten Wassers traf Lilas Wange, woraufhin sie zusammenzuckte und blinzeln musste, und als sie die Feuchtigkeit wegwischte und sich umsah, war der Wald verschwunden, und sie standen am Fuß eines Hügels in unangetastetem Schnee. Der Mond schob sich
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