Lila Black 03 - Elfentod
erschuf am Hang eine sommerliche Lichtung, und Lila setzte sich verwirrt und schweigend mit Tath in die warme Sonne.
Einige Minuten nachdem alle die Höhle verlassen hatten, löste sich eine Gestalt aus der eisigen Dunkelheit der Stalaktiten an der Höhlendecke und ließ sich mit ausgebreiteten Flügeln zu Boden sinken. Teazle suchte einige Augenblicke in der Asche, bis er ein kleines Objekt gefunden hatte, das er auflas. Er wischte die Metallschale sauber und musterte sie im Licht seiner Augen.
Eine Gestalt erschien neben ihm und sagte: »Wie ich sehe, hast du meinen Fingerhut gefunden.«
Er blickte auf und reichte ihr die Schale.
»Danke«, sagte die Frau und polierte sie mit dem Saum ihres Kleides. Dann steckte sie die Schale in eine Tasche an ihrem Gürtel und faltete die Hände vor ihrem runden, schwangeren Bauch. Sie musterte Teazle spöttisch. »Wie dumm von mir, sie einfach herumliegen zu lassen.«
»Sehr dumm«, antwortete er und musterte sie mit unverhohlener Neugier. Er hatte noch nie eine Andere aus solcher Nähe gesehen. Er konnte nicht entscheiden, ob sie eine Göttin war oder nicht. Dafür schien sie zu bescheiden.
»Kennst du Lilas Schicksal?«
»Du fragst eher nach ihrem als nach deinem?« Sie wirkte überrascht.
»Ich ziehe es vor zu glauben, dass mein eigenes Schicksal allein meine Sache ist«, sagte er, und sie hob die Hand, um ein Lachen zu verbergen. Er stimmte mit ein.
»Nun, ich kenne es nicht«, sagte sie. »Und wenn, sollte ich es dir wohl auch nicht verraten. Es macht keinen Spaß, das Ende einer Geschichte zu kennen, ohne den Rest miterlebt zu haben. Ich nehme an, du hast vor, einen dramatischen Auftritt hinzulegen, wenn man am wenigsten damit rechnet?«
»Etwas in der Art«, sagte Teazle. Sie war wirklich geradeheraus, dachte er, und auch ihre Kleidung war wenig aufsehenerregend. Sie wirkte sehr bodenständig, vor allem im Vergleich zu Zals Beschreibung von ihr. Vermutlich konnte er sie nur nicht auf die richtige Weise sehen.
»Gut, ich mag es dramatisch.« Sie raffte ihren Rock und drehte sich langsam auf der Stelle, als würde sie einen Tanzschritt üben. Bevor sie die Drehung beendet hatte, war sie verschwunden, und Teazle stand allein in der Höhle. Nun fielen ihm viel nützlichere Fragen über das Schicksal ein als die, die er hatte stellen können, aber bald verlor er das Interesse daran. Er liebte nur den Moment. Das war der Grund, warum er in Lilas Nähe bleiben wollte. Die Gegenwart konnte sehr langweilig werden, wenn sie Tag für Tag gleich blieb, aber Lila war ein Garant für Veränderungen, die meisten davon sehr ungewöhnlich, und so hatte er ihr nicht fernbleiben können. Und sie hatte ihn vermutlich aufgrund einer anderen Art von Neugier oder vielleicht sogar Angst akzeptiert. Ihre Beweggründe waren unwichtig. Sie behandelte ihn, als wäre er wichtig, und das war gut genug. Er wusste, dass Zal ihr etwas bedeutete, er hingegen nicht. Er wusste nicht, was für eine Bedeutung das war, und machte sich etwas Sorgen, dass es eine schädliche Bedeutung sein könnte, die man nicht fördern sollte, wie Sicherheit oder Status, obwohl er sich mit Letzterem anfreunden konnte. Was Lila sonst noch an dem Elf anzog, war offensichtlich, wenn auch nicht nach Teazles Geschmack. Er hätte gerne mehr Zeit mit Lila allein verbracht. Er hätte gerne Sex mit ihr gehabt, wenigstens einmal, weil er noch keine Erfahrungen mit Menschen gesammelt hatte, aber es hatte sich nie ergeben. Er war von ihrer Bereitschaft fasziniert, ihn in ihrer Nähe zu dulden, obwohl sie ihn so offensichtlich nicht mochte. Das war eher kein Zeichen eines guten Charakters, vielmehr das Gegenteil. Ihre schlechten Eigenschaften gefielen ihm. Auf den ersten Blick erschienen sie wie Schwächen, aber je öfter er sie in Aktion erlebte, umso stärker war er davon überzeugt, dass die Schwächen nur oberflächlich waren. Sie klammerte sich daran, aber darunter lag Charakterstärke, vielleicht sogar Wildheit.
Er war wegen ihrer bevorstehenden Verwandlung etwas besorgt. Was würde die Maschine tun? Er hoffte, dass Lila von ihr nicht grundsätzlich verändert wurde. Es wäre sehr enttäuschend, wenn sie zur Ruhe kommen und fortan nur noch eine eindeutig definierte Person sein würde.
Bis dahin war er sehr, sehr glücklich, an so vielen wichtigen Ereignissen beteiligt zu sein. Es tat ihm leid, dass Zal floh, und er glaubte nicht, dass der Elf es überleben würde. Sobald die Nerven mit einem durchgingen, veränderte
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