Lila Black 03 - Elfentod
nicht mehr beachtete. Als sie zurückblieben, sah Lila einen gescheckten Wolf mit heraushängender Zunge neben ihr laufen.
Er sagte: »Danke« und ließ sich dann zurückfallen. Als er sich vom Tross abwandte und tiefer in den Wald lief, drehten auch die Hunde und die Vögel im Himmel ab, um ihm zu folgen. Sie blieb stehen und sah, wie sie auf Moguskuls Geistergestalt zuschossen, im grauweißen Blätterdach der gefrorenen Bäume verschwanden. Ohne ihre Stimmen war es schauderhaft still.
Diesmal flog sie, um aufzuholen. Sie spürte kaum die Kälte, die jedoch erheblich sein musste und durch den Flugwind noch eisiger wurde. Vor ihr schoss Jack aus dem Wald hinaus auf das perfekte Weiß des gefrorenen Sees. Zals Spur zeigte sich als gerade Linie aus dunklem Schmelzwasser, in dem sich der Himmel spiegelte. Am Ende dieser Spur, in der Nähe des anderen Ufers, erspähte sie ihn. Er hob sich als schwarze, von orangefarbenen Flammen umloderte Silhouette vom Blauweiß des sternenbeschienenen Schnees ab. Bei seinem Anblick klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
Er war so schnell, dass er fast flog. Alles an ihm mühte sich ab, diese unglaubliche Geschwindigkeit zu halten, aber er wurde bereits langsamer, und die Anspannung, die seinen Körper erfasste und zur Aufgabe zwingen würde, war so offensichtlich, dass sie selbst glaubte, den Schmerz zu spüren. Auch Jack erkannte es und antwortete mit einer Reihe von Verwandlungen. Er wurde zu einer springenden Katze, dann zu einem Bären, dann zu einer Lawine, die den umliegenden Schnee und das Eis mit sich riss. Hinter ihm schwenkten Madrigal und der weiße Wolf unerklärlicherweise eilig in die falsche Richtung und hielten auf das nächstliegende Ufer zu. Im gleichen Augenblick erreichte auch Zal das Ufer und stolperte. Er stürzte schwer, überschlug sich, und hinter ihm hob sich der See in einer gewaltigen Welle; das Eis an der Oberfläche zerbarst zu riesigen Brocken.
Und etwas wand sich in der Welle, hielt die Wassermassen auf.
Zal rollte sich ab und kämpfte sich wieder auf die Beine; seine Flammen waren nahezu erloschen. Da wurden Umrisse im aufgewühlten Wasser sichtbar, große Formen, die einst Pferde gewesen sein mochten, nun aber monströse Gestalt angenommen hatten.
Ihre geschuppten, muskulösen Körper glitzerten, während sie sich im Wasser wanden und mit langen, krokodilartigen Kiefern schnappten. Ihre Zähne waren nadelspitz und so lang, wie Lila groß war.
Lila begriff, dass es sich dabei nicht um Jack handelte, sondern um Kelpys. Sie schufen eine hohe Welle und versuchten so, ihn ins Wasser zu werfen, wo sie ihn packen und in die Tiefe ziehen konnten, um ihn zu ersäufen. Von Jack war in dem Durcheinander nichts mehr zu sehen.
Zal kletterte das Ufer hinauf, als Lila auf den See hinausflog. Er hielt inne und blickte zurück. Madrigal und der Wolf sprangen auf halbem Weg zum Ufer von Scholle zu Scholle, aber die künstliche Flut war zu stark. Die Risse wurden zu Schluchten. Im einen Moment sah man sie, im nächsten verschwanden sie in der schwarzen Wassermasse des eisigen Sees. Zal rief etwas, aber vermutlich war Lila die Einzige, die es verstand: »Poppy! Viridia!« Er war entsetzt, und Lila erkannte, warum, hörte den Singsang der Puppe: »Hilfe heißt betrügen, und das heißt Dresche kriegen.« Das sanfte, gespenstische Licht des Hoodoo flammte im See auf, wo Madrigal trieb, und leuchtete ihn kurzzeitig aus, sodass alles wie invertiert wirkte. Das Eis leuchtete unter ihr, die Körper der Kelpys flogen durch ihr Element. Dann erlosch es, und die Welle erzeugte gewaltige Verwirbelungen, die auf die Ufer zurasten. Eine von ihnen krachte gegen das leicht ansteigende Ufer, an dem Zal stand, und riss ihn von den Füßen. Er suchte nach einem Halt, während er in das aufgewühlte Wasser stürzte. Hinter ihm erhob sich Jack aus dem unberührten Schnee. Weit draußen auf dem See mühten sich Madrigal und der Wolf zwischen Eisblöcken ab, die sie weit überragten.
Unter der Oberfläche sanken zwei schwere Körper sich langsam drehend in die Tiefe.
Jack Riesentöter schlenderte zur Wasserkante und watete hinein, wobei er das Eis mit kräftigen Armbewegungen beiseiteschob. Er tauchte mit einer kraftvollen Bewegung bis über die Schultern unter und pustete dann Luft aus, als er wieder auftauchte. Das Wasser, das ihn benetzt hatte, gefror sofort zu Eis, zerbarst und fiel in glitzernden Wolken, die vor Kälte dampften, von ihm ab. Mit zwei heftigen Schwimmstößen zog er
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