Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
genauer. Sie hob Sorchas Kopf an, damit er nicht herabhing, als sei sie besiegt. Ihre pechschwarzen, leeren Augen standen offen, ein wölfisches Grinsen lag auf ihren Lippen, das ausgesprochen charmant übelste Absichten ankündigte. Kurz musste Lila darüber lächeln, dass ihre Seele den Körper so deutlich geprägt hatte. Sie konnte Sorcha beinahe sagen hören: »Starr mich nicht so hirnlos an, Mädchen. Du hast doch sogar zwei verdammte Gehirne …«
    Zals weiße Hand schob sich in ihr Sichtfeld, um Sorchas Augen sanft zu schließen.

 
8
     
     
    Malachi versuchte seine Anweisungen die Motten betreffend zu widerrufen, aber natürlich vergeblich. Er hatte erwartet, dass nur ein paar sich nach Otopia aufmachen und an wenigen Orten auftauchen würden. Er hatte nicht kommen sehen, dass sie in solchen Massen erscheinen würden.
    Ganze Siedlungen waren wegen des Staubes schläfrig, voller Visionen, und an jeder Schwelle brummte der Äther. Städte erzitterten, voller verängstigter Augenzeugen und eisigen Misstrauens. Die Leute wurden von seltsamen Bedürfnissen und Neigungen gequält, ihre Köpfe füllten sich mit Träumen und ließen sie mit der vagen Erinnerung an Leben zurück, die sie in anderen, lang vergangenen Welten geführt hatten. Überall fand man merkwürdige Vögel. Einige sagten, sie würden Vieh und einzelne Menschen jagen und töten, Kinder verschleppen und sie durch Puppen ersetzen. Auf jeden Fall waren sie die Vorboten der wandernden Fremden, die bei ihrem Auftauchen eine vertraute Verkleidung anlegten, Prophezeiungen vortrugen und wieder verschwanden, wobei nur ein Bündel leerer Kleidung an einer Straßenkreuzung zurückblieb.
    Am Morgen war nur noch der feine graue Staub da, der in Wolken über die Bürgersteige fegte, im Morgengrauen funkelte und mittags aufflammte. An einigen Tagen schien die Welt gänzlich in Brand zu stehen, doch nichts entzündete sich oder verbrannte. Man konnte einfach in dieses Feuer hineingehen, und nichts geschah. Und des Nachts kam der Schlaf mit der Dunkelheit und erzählte unendliche Geschichten, die wie bei einem arabischen Rätsel ineinander verschachtelt waren und einen so sehr verwirrten, dass man nicht mehr wusste, was echt war und ob man schlief oder wach war. Die Nächte und Tage gingen grenzenlos ineinander über. Mordlust und Liebe sprossen. Vermögen vergingen, und langsam brach die Wirtschaft zusammen, und das nicht nur in Malachis Teil Otopias, in Bay City.
    Vor der westlichen Küste öffnete sich die größte otopische Bruchlinie und schnitt durch den halbüberfluteten Kontinent, einen Finger breit und unendlich tief.
    Malachi bereute es. Er konnte sie nicht abziehen, weil die Motten nicht zurückkehren wollten. Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Außerdem, und das war noch wichtiger, waren die Motten jetzt nicht mehr im Feenreich, sodass er ihnen nicht einmal mehr als König Befehle erteilen konnte. Er würde sie auf die harte Tour jagen und zurückbringen müssen.
    Der Geheimdienst war völlig überlastet und überarbeitet. Seine Ablenkung war wirklich ein voller Erfolg geworden. Aber obwohl die Show schon lief, fehlte der Star noch. Lila war trotz seines Besuchs bei ihr noch immer nicht zurückgekehrt. Sie hatte wie benommen gewirkt, erfüllt von mächtigen Gefühlen, von denen sie einige noch nie erlebt hatte. Diese waren aus ihrem Gesicht verschwunden, als er angekommen war, wie bei einem unartigen Kind, das man bei einer Missetat erwischt hatte. Diese Gefühle waren sicher aus der plötzlichen Konfrontation mit einem hohen Status, mit den Verpflichtungen und dem Verlangen in ihrem neuen Leben bei den Dämonen erwachsen. Man müsste schon bedeutend langweiliger und kleingeistiger sein, um in der Nähe von Zal und Teazle nicht vom rechten Pfad abgebracht zu werden. Aber sie fühlte sich dabei nicht unwohl, nein, da war er sicher.
    Er machte sich Sorgen um sie, und sich zu sorgen war eigentlich gar nicht seine Art. Und wenn sie ihr wehtaten, würde er sie umbringen müssen, doch er hatte keine Lust, sich mit einem der beiden anzulegen. Es lag in seiner Feennatur, große Schwierigkeiten abzuwehren, umzulenken und zu vermeiden, indem er kleine Schwierigkeiten verursachte.
    Er lief in seinem Büro auf und ab, versteckte sich vor Williams und dem Ärger vor der Tür. Auf den Nachrichtenkanälen wurden allerlei Vorwürfe und Schuldzuweisungen geäußert. Man trieb Feen zusammen und brachte sie in sogenannte »Sicherungsanstalten«. Oder sie hatten

Weitere Kostenlose Bücher