Lila Black 03 - Elfentod
kam in seiner Katzengestalt am Feenbaum der Stadt heraus, was einigermaßen sicher war, und lief schnellstmöglich zum Ahriman-Anwesen.
10
Lila maß die Entfernung zu Sarasiliens Zimmer. 0,43 Kilometer. Seit der Sezession in Alfheim wohnte er hier, so wie Williams und andere Geheimdienstmitarbeiter, die entweder keine Zeit mehr für ein anderes Leben hatten oder keines haben wollten; oder für die dieses Gebäude den einzig sicheren Aufenthaltsort darstellte. Sie wollte an ihre eigene Stellung in dieser Armee der Unglücklichen gar nicht denken, darum zählte sie Meter, Zentimeter, Millimeter, Teppichfliesen, Deckenleuchten und anderes Zeug, bis sie die grüne Tür erreicht hatte und ihre Hand auf die Klingel drückte. Sie kratzte sich den Kopf, während sie auf eine Reaktion wartete, und spürte, dass ihre glatte, drucksensitive und unveränderliche Haut von einem feinen Film aus Fett und Dämonia-Schmutz überzogen war.
Er hatte offensichtlich geschlafen, denn er kam in makellose Roben gehüllt zur Tür, das Haar zurückgebunden, und ein Schal, mit dem er wohl seine Augen bedeckt hatte, hing locker um seinen Hals. Er war dicht mit Worten einer magischen Sprache beschrieben. Sarasilien bat sie herein, und als sie eintrat, legte sich kurz ein Schimmer magischer Aktivität über ihre Sicht. Im Innern war es fünf Grad wärmer, und es herrschte hohe Luftfeuchtigkeit. In jeder Nische und Ecke drängten sich Pflanzen. Leise Nachtgeräusche und Lichter drangen aus der Decke. Das Büro war nicht wiederzuerkennen.
»Ein Heim fernab der Heimat?«
»Fürs Erste«, sagte er, und seine vertraute Stimme sorgte dafür, dass sie sich etwas entspannte. Einen Moment lang war sie schon nicht mehr ärgerlich auf ihn.
Sie wandte sich ihm zu, und sein Anblick ließ ihre Beherrschung beinahe schwinden. Er wirkte alt und seltsam verbraucht. Die Ränder seiner langen, schmalen Augen waren rot, und er ließ die Schultern hängen. Er hielt etwas in der Hand, und als sie genauer hinsah, erkannte sie Hochglanzseiten eines Glamour-Magazins, auf denen Sorcha abgebildet war.
Er schloss das Magazin, als sie daraufblickte, und legte es sorgsam auf einer seiner Arbeitsflächen ab. Sie fühlte sich fehl am Platz und unhöflich, als hätte sie ihn nackt überrascht, und brachte kein Wort heraus.
Er bemerkte ihr Unwohlsein und riss sich sichtlich zusammen. »Tee?«
»Nein, danke«, sagte sie. »Ich habe gerade mein Körpergewicht in Feenbräu getrunken.«
Er lächelte viel zu kurz und zuckte dann mit den Schultern. »Das sollte ich vielleicht auch mal versuchen.«
Dann musterte er ihr Gesicht. »Du warst lange in Dämonia.«
»Zu lang«, sagte sie und wollte nonchalant klingen, was ihr jedoch misslang. Er wartete, aber sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte.
»Wie geht es dir?« Er ließ es so unverbindlich klingen, wie es ein Vater bei einer aufsässigen Tochter in der Pubertät täte. Lila konnte nicht entscheiden, ob sie darüber lachen oder weinen sollte. Sie fühlte sich wie eine solche Tochter.
»Ach, du weißt schon.« Sie winkte mit der Hand. Das war ihr gemeinsamer Scherz, der kurz nach der lebensrettenden OP aufgekommen war.
»Aber es gibt dich noch«, sagte er, und sie spürte, dass er ebenso wie sie mit der Befangenheit rang. Sie lächelten traurig. »Doch dies ist vermutlich kein Freundschaftsbesuch, oder?«
»Hier gibt es so etwas nicht.«
»Nein.«
Ihr Bedürfnis nach Trost verging, denn sie erkannte, dass sie hier, zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort und von dieser Person, vergeblich darauf hoffte. Sie hielt ihm das Amulett hin. »Hierüber wollte ich mit dir reden.«
»Das Amulett, das den armen, verlorenen Ilya verbirgt«, sagte Sarasilien leise und nickte. »Ja, ich hatte vermutet, dass es darum geht.« Er bedeutete ihr, ihm zu folgen, und sie schritten durch den Dschungel in seinem Büro und Labor in das kleine Zimmer, in dem er nun wohnte und in dem sie ihm beim letzten Mal dabei zugesehen hatte, wie er Sorcha bedient hatte, gefangen von ihrem gutartigen erotischen Zauber. Sie sah einen Schal auf der Couch liegen, der ihrer Schwägerin gehört hatte. Wertvolle Steine funkelten darauf, und als sie näher kam, roch sie mit einem Mal Sorchas typisches, moschushaftes Parfüm, mit einer Note Schwefel. Sie warf dem hochgewachsenen, stoischen alten Elfen vor ihr einen Blick zu und fragte sich aufrichtig, ob es zwischen den beiden mehr gegeben hatte, als sie vermutet hatte.
Er hielt inne, spürte
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