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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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nie jemandem so geöffnet, von Zal abgesehen, und selbst mit ihm hatte sie äußerst intim werden müssen, bevor sie das gewagt hatte. Aber sie hatte keine Wahl. Ihr blieb zu wenig Zeit, und um diese zu dehnen, nutzte sie die Verarbeitungsmöglichkeiten und die Geschwindigkeit der KI. Mit einem Mal schienen in jeder Sekunde mehr Dinge zu passieren. Sie bewegte sich mit seltsamen, langsamen Schritten, als liefe sie auf dem Mond, dann wie unter Wasser, und schließlich blieb sogar das Haar vor ihren Augen stehen, das sie mit einer Kopfbewegung aus dem Gesicht warf.
     
    Sie betrachtete die Blaupausen, die Malachi ihr gezeigt hatte, um ihre Nerven zu beruhigen, während sie im Hintergrund ein kleines Lied des Widerstandes auf binären Tasten komponierte.
    Sie zeigten den Bau ihrer mechanischen Teile, der lang vor ihrem Einsatz durch das Außenministerium nach experimentellen Plänen erfolgt war. Die Prothesen, ihre Waffen und die Panzerung waren der einfache Teil.
    Sie beendete die Analyse ihrer einfachen Teile. Der Ping-Signalgeber. Er würde alle Maschinenteile aufspüren, die sie suchte, und sie anweisen, Lila ihre genaue Position mitzuteilen. Jetzt wurde es schwieriger, denn sie musste eine Trägerwelle finden, auf der sie den abgeschalteten Geräten die Energie zuführen konnte, die für eine Reaktivierung nötig war.
    Währenddessen las sie im Vordergrund weiter, und ihre Entschlossenheit wuchs. Das Interface zwischen Gehirn und Maschine war deutlich komplexer. Es war, als sprächen die Computer in einer unbekannten, stummen Sprache mit dem Herrn der Maschinen und lieferten die Antworten, die sich den Bemühungen des Fleisches entzogen. Karten des menschlichen Gehirns ermöglichten es, Kopien der neuen intelligenten Metallschaltkreise anzufertigen. Sie züchteten sie aus Samen in Nährlösungen, wie Kristalle. Dann hüllten sie sie in Nährstoffe. Dann benutzten sie Ratten, und später machten sie Experimente mit sterbenden Patienten in Krankenhäusern, die keine Verwandten besaßen und die nirgendwo gemeldet waren. Sie erprobten sie an den Opfern der ersten Einsätze im Feenreich, in Dämonia und Alfheim.
    Versuchsobjekt: Verstorben.
    Versuchsobjekt: Verstorben.
    Versuchsobjekt: Katatonie, gefolgt von Tod.
    Sie war nicht die Erste. Sie war Nummer 2045. Eine der wenigen, die überlebt hatten.
     
    Sie verfügte nun über die Trägerwelle und die nötigen Befehle, sodass nun eine noch schwierigere Entscheidung anstand. Sie hatte nur einen Versuch. Das Signal senden, die Orte ablesen. Und was sollte sie dann mit den vielen Rückmeldungen machen, die von fern und nah einträfen, auch von Orten, die sie nicht erreichen konnte, und von Leuten, die sie nicht kannte?
    Im Hintergrund begann sie mit der Berechnung der wahrscheinlichen Anzahl an Geräten und der Chancen, dass sie es schaffte, alle zu vernichten. Wenn sie auch nicht alle kriegen würde, einige würde sie erwischen. Würde das ausreichen? Und wenn nicht, konnte sie dann eine Immunität derselben Technologie gegenüber entwickeln, die sie geschaffen hatte? Konnte sie das erreichen, ohne sich dabei selbst zu töten? Wie konnte sie das fertigbringen? Wenn sie erwischt würde, könnten sie Lila dann abschalten, bevor sie die Mission beendete?
    Strategische und taktische Algorithmen bearbeiteten die Liste, bis es ihr mit einem Mal egal war.
     
    Vor ihr sah sie ein Foto von sich selbst, wie sie in einem gerade erst gewobenen, grünen Leichensack aus Alfheim zurückkam. Für jemanden, der die rote Farbe nicht als Auswirkung eines Zaubers erkennen würde, sah es so aus, als sei sie nackt durch dichtes Dornengebüsch gelaufen und dabei mit Paintball-Kugeln beschossen worden. Der Punkt war … sie hatte diese Verfärbungen immer noch, auf ihrem Schädel, in den Haaren, auf ihrer Schulter … und nun waren es nur noch kleine Flecken, die dann und wann stachen und brannten. Aber der Punkt, der eigentliche Punkt war: Sie war im Koma und neurologisch in Fetzen gerissen zurückgeschickt worden, aber an einem Stück. Das Foto zeigte eine intakte Frau. Ihr wurde der Mund trocken, und ihr Herz zog sich zusammen.
    Auf das Foto folgten in dem Bericht Anmerkungen zu den Körperteilen, die sie entfernt hatten, damit sie die Prothesen anbringen konnten: linker Arm, rechter Arm, linkes Bein, rechtes Bein, Teile des Beckens, Teile des Schädels, diverse Rückenwirbel, linkes Auge, rechtes Auge, Nasenbein, Teile des Kiefers, Zähne, rechte Niere, Leber, rechter Lungenflügel,

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