Lila Black 03 - Elfentod
als sie die beiden interessiert musterte. In ihrem Hinterkopf deutete sich das Wissen um ein riesiges Universum voll kaum voneinander getrennter Maschinen an, durch Stränge so fein wie Spinnweben verbunden.
Ihre Stränge waren miteinander verwoben, sie kannten keine wahren Grenzen, lauschten die Leitungen entlang. Eine Stimme in ihrem Mund sagte: »Kinder.«
Und sie kannte ihren Feind.
Sie spürte die Überraschung der Maschine.
Das ist also Leben, sagte ihre Stimme, die nicht ihre Stimme war.
Ja, antwortete sie innerlich.
Trennung, sagte die Stimme. Exemplifizierung.
»Schützen und dienen«, flüsterte die Frau von ihrem Bett.
»Schützen und überleben«, stimmte der Mann zwischen blauen Lippen hindurch zu.
Habe ich das auch gesagt, als ich hier lag?, fragte sich Lila und wusste sogleich, dass es nicht so gewesen war.
Zwei Sicherheitsleute kamen herein und schossen mit Tasern auf sie. Sie wich aus, nahm ihnen die Waffen aus der Hand und zerdrückte sie zu einem Klumpen Metall, um sie dann vor ihnen auf den Boden zu werfen.
Sie warf ihnen einen verletzten Blick zu, während sie mit offenem Mund und starr dastanden. »Was soll das? Ich mache schon nichts kaputt.«
»Sie haben hier keinen Zugang.«
»Zu dumm. Ich gehe trotzdem weiter.« Sie richtete sich auf und ging zwischen ihnen hindurch, ohne sie anzublicken. Sie duckten sich leicht, und das brachte sie zum Lächeln.
Nur um ein Statement abzugeben und ihre Wut abzulassen, brach sie durch die Tür in das Büro, in dem die Kontrollsysteme standen, und brachte die Kontrollgeräte zum Schmelzen, die auf sie eingestellt waren. Dabei sagte sie zu den verängstigten Technikern: »Ist nichts Persönliches. Fassen Sie das eine Weile nicht an, es ist sehr heiß, Sie verbrennen sich die Finger.« Sie legte die nutzlosen Dinger auf dem hölzernen Arbeitstisch ab, wo sie ein Brandmuster hinterließen.
»Soll ich … anrufen …«, fragte einer von ihnen die anderen nervös.
»Ach du meine Güte, sparen Sie sich die Mühe«, fauchte Lila. »Als wenn Williams nicht schon lange wüsste, dass ich hier bin und was ich tue. Aber gut, hier, wenn Sie sich dann besser fühlen, rufe ich selbst an.« Sie streckte ihre Hand aus und trat auf den in sich zusammensinkenden Mann zu. Er blickte auf die Hand, griff danach und hielt dann inne. Lila verdrehte die Augen und wies auf seinen Kragen, an dem eine Telefoneinheit in den Stoff des Kittels eingewoben war. »Benutzen Sie einfach die Erweiterung.« Er fummelte an dem Knopf herum.
Sie zog die Hand zurück und schüttelte sie aus, denn sie schmerzte.
Das Telefon sagte: »Dr. Williams ist zurzeit nicht erreichbar, wird aber binnen drei Minuten auf ihren wichtigen Anruf reagieren. Möchten Sie so lange warten?«
Die Techniker starrten sie unbewegt an.
»Ja, sie wollen warten …«, sagte sie, unterbrach die Verbindung und verließ den Raum.
Die Stimme in ihrem Kopf flüsterte: Wir.
Wir drei, wir verdammten, glücklichen drei, antwortete Lila.
Tath drehte sich, grün, kühl. Seine Anwesenheit wirkte beruhigend auf sie.
Sie ging zu Williams’ Zimmern, ignorierte die Blicke der aufgeregten Mitarbeiter, die man bereits über ihr seltsames Verhalten in Kenntnis gesetzt hatte. Williams schlief noch immer tief und fest. Lila unterbrach den automatischen Alarm und setzte sich ihr gegenüber. Sie wollte einen Augenblick allein sein und spielte in zwei Minuten tausend Spiele Solitär. Sie wünschte, sie hätte einen Mantel mitgebracht. Obwohl die Heizung lief, war ihr kalt. Sie wählte sich ein und überflog die Celebrity-Magazine im Weltenbaum, wobei sie jede Erwähnung Sorchas weiträumig umschiffte. Sie las über Mode und die letzten Rückzugsorte, an denen berühmte Leute sich vor den Motten verbargen und zugleich ihre makellose Haut erneuern ließen. Schließlich las sie die Tageszeitungen, ihre Terrorüberschriften und ihre Kolumnen voller effektheischerischer, grimmiger Panikmache. Sie rief Max an, aber sie ging nicht dran. Ihre Schwester war ausgegangen. Aber wohin? Es war vier Uhr morgens. Vielleicht schläft sie, dachte Lila und erinnerte sich erst jetzt daran, dass die meisten Leute nicht vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche einsatzbereit waren und Max durch ihren Beruf als Köchin nach dem Aufräumen um zwei Uhr sicher völlig geschafft war.
Sie rief Musik auf und fand einige alte Lieder von Zal – bevor er berühmt geworden war, hatte er ausführlich mit verschiedenen Genres
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