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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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experimentiert. Sie hatte es nie geschafft, alle alten Stücke zu hören, weil er so verdammt fleißig gewesen war. Als die mit romantischem Gesang unterlegten Hardrock-Töne sie trafen, fragte sie sich, warum er davon nicht mehr gemacht hatte. Sie drehte die Lautstärke auf und musterte Williams’ Gesicht.
    Vielleicht lag es an dem in der Musik liegenden Zauber, oder vielleicht machte ihr der Schlafentzug zu schaffen, oder die Trauer hatte sie eingeholt … auf jeden Fall spürte sie, während sie dort saß, einen zunehmenden Druck in sich, der von hinten zu kommen schien. Es fühlte sich zäh und klebrig an, dick wie Sirup, aber ohne jede Süße. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Zals auf mehreren Spuren aufgenommene Stimme flackerte in ihrem Hirn wie zehn gequälte Seelen, deren Gesang in die Harmonien einsickerte. Sie lockerte ihre Schultern, aber das Gefühl blieb bestehen.
    Lila?
    Ich bin nur ein bisschen bange, antwortete sie Tath, aber er hatte es nicht wirklich als Frage gemeint.
    Sie lenkte die Aufmerksamkeit der KI auf die Musik, auf sich selbst, sicher, dass dieser Effekt nur von ihren eigenen Gefühlen beim Hören dieser Musik hervorgerufen wurde.
    Lila.
    An der Oberfläche ignorierte sie ihn, aber sie konnte jede Nuance von dem spüren, was er aussagen wollte. Auch er spürte dieses unangenehme Gefühl, und auch er glaubte nicht, dass es an der Musik lag, zumindest nicht allein daran. Wie Zal würde er sagen, dass es keine Zufälle gab. Er würde sagen, dass sie ihre eigene Realität schuf, und wenn es eines Liedes bedürfte, damit sie einer Sache auf den Grund käme, dann würde sie es abspielen, ob ihr diese Wahl nun bewusst war oder nicht. Und dann würden die Dinge für sie einen Sinn annehmen, und sie würde erkennen, was sie erkennen musste. Denn so funktionierte Magie, sogar in der schwächsten Form hier in Otopia. Jeder war sein eigener Magus.
    Sie hatte das immer »Schwachsinn« genannt.
    Hinter ihr nahm der klebrige Druck zu. Sie wollte sich umsehen, obwohl sie wusste, dass nichts als die Wand dort zu finden war. Tatsächlich musste sie gegen dieses Verlangen ankämpfen und sich daran erinnern, dass das alles nur abergläubischer Scheiß war und sich umzudrehen zudem ein Zeichen von Schwäche wäre. Man blickte niemals zurück. Wenn man sich umdrehte, dann um zu kämpfen, und wenn man floh, dann floh man, punktum. Sie würde nicht fliehen, nicht vor Dingen, von denen ihr menschlicher Geist ihr sagte, dass sie lediglich ihrer Einbildung entsprangen. Und wenn es Teufel waren oder die formlosen Spuren böser Energie, die näher kamen, dann würde sie dennoch nicht fliehen. Sie trug genug davon mit sich herum, dachte sie und vermisste den Kobold in diesem Augenblick.
    Die Musik änderte sich, das Gefühl einer wachsenden Präsenz nicht.
    Zur Hölle, dachte sie und erkannte den Zusammenhang zwischen der Musik und ihrem Gefühl. Zal, du Spinner. Du stimmst die Leute darauf ein. Ein leichtes Lächeln entspannte ihre Züge.
    Ha! Mir juckt der Daumen schon … Die Worte sickerten in ihren Geist, doch sie kamen nicht von Tath oder der KI. Kurz glaubte sie, das Ding hinter ihr habe gesprochen, würde sie verspotten.
    Was ist das? Es erschien ihr ganz natürlich, den Elf zu fragen, der würde es wissen.
    Urtümliche Energie,  sagte er. Ohne körperliche Form und ohne Geist. Eine Art Elementar und zugleich eine Art Geist.
    Wie alle Antworten, die in diese Richtung gingen, konnte Lila sie nur schwer akzeptieren. Sie war in einer rein materiellen Welt aufgewachsen, in der es keine Magie und keine Welt gegeben hatte, außer der eigenen mit ihren alltäglichen Schrecken. Andere Leute hatten davon gesprochen, dass sie andere Orte und Wesen fühlten oder sahen, aber darauf hatte sie sich nie eingelassen. Ihr Vater nannte all das einen großen Schwindel, mit dem leichtgläubige Leute dazu gebracht werden sollten, diesem Aberglauben anzuhängen, damit man sie besser manipulieren konnte. Es war ein Teil der primitiven Einstellung, die man hinter sich lassen sollte. Ihre Mutter sagte, man solle lieber die Finger davon lassen und sich mit Dingen beschäftigen, die wichtig waren, Hausaufgaben zum Beispiel. Jetzt fiel Lila jedoch auf, dass ihre Mutter die Straße überquert hatte, wenn eine schwarze Katze im Weg war, und Salz über ihre Schulter geworfen hatte, wenn sie glaubte, dass niemand sie beobachtete. Das schmerzhafte Gefühl von Verlust und Einsamkeit erfüllte Lila, und die Dunkelheit hinter ihr

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