Lila Black 03 - Elfentod
stopfen und hinter seinem Kopf festzubinden, nachdem sie vorher schon seine Hände gefesselt hatten. Dabei sprangen sie immer wieder außer Reichweite, sobald sie Gefahr liefen, ohnmächtig zu werden. Sie waren sehr geschickt darin, als hätten sie schon öfter Elfen gefangen genommen.
Hinter ihr zielten weitere Gegner mit Bogen auf sie, von denen ihrer Einschätzung nach aber nur die Hälfte treffen würde, weil sie so aufgeregt und ängstlich waren.
»Eisenschlampe!«, rief einer von ihnen, den sie als Anführer erkannt hatte. Sein Geweih war größer und sein Verhalten arroganter als beim Rest des aufgebrachten Mobs. Blut lief aus frisch geschnittenen Runen an Armen und Beinen – vielleicht waren sie Teil der Magie, mit der sie aufgespürt worden waren.
»Das muss Madrigals Werk sein. Jack will sie haben. Ja, zahlt einen guten Preis.« Seine Flügel – über die sie alle verfügten – hingen unter seinem vermeintlich feinen Mantel kraftlos und feucht herab. Seine Hände waren krallenbewehrt und erinnerten an knochige Äste, doch sie waren geschickt genug, um eine Waffe zu führen. Er wies mit einer brennenden, rauchenden Fackel auf Zal, der sich noch immer wehrte, sich aber nicht aus dem Griff der Angreifer befreien konnte.
»Lasst ihn los«, sagte Lila und versuchte, nicht verzweifelt zu klingen. Je länger sie die Angreifer betrachtete, umso weniger menschlich wirkten sie. Nur wenn sie einen direkt ansah, hatte er ein Gesicht. Sie schienen wie Tiere, die aufrecht gingen, ähnelten dabei aber keinem Tier, das Lila kannte. Sie trugen abgewetzte, äußerst grobe Kleidung, die wenig mehr als Stoffstücke und Leder waren, die man mit Korallen und Knochen zusammengesteckt hatte. Alle waren stark und mindestens so groß wie sie, einige größer und schwerer. Es regnete, und sie dampften vor Anstrengung, sodass sie nach feuchter Erde und Schweiß stanken. Und sie beachteten sie gar nicht.
»Aber dieser Elf«, sagte einer, dessen Stimme fast genauso wie die des ersten klang. »Was hat er bei ihr zu suchen? Madrigal interessiert sich nicht für Elfen. Ich sage, sie sind Spione, und wir bringen sie um.« Er zog ein Messer und ging auf Zal zu.
»Spione, Spione – Grips, da seid ihr ohne!«, sagte eine laute und arrogante Stimme neben Lilas Ohr. Der Kobold legte seinen üblichen, schmerzhaften Griff an, und seine Flammen prasselten an ihren Haaren. »Ihr dämlichen Wurmscheißer. Wenn ihr sie abmurkst, bringt euch das gar nix. Lebend sind sie was wert, aber tot sind sie nur tot.«
»Ein Dämon«, grunzte der nächststehende Jack. »Also wirklich Spione.« Er grinste und summte vor sich hin, kam aber nicht näher. Sie blickten alle mit zusammengekniffenen Augen auf Thingamajig, als würden sie von einem einzelnen Geist geleitet.
»Was noch wichtiger ist«, sagte Lila kalt. »Wenn ihr einem von uns auch nur ein Haar krümmt, pumpe ich euch mit dem kältesten Eisen voll, das ihr je gespürt habt.« Sie ließ die Kurzschwerter wirbeln und als die Bewegung endete, waren 44er-Magnum-Pistolen daraus geworden.
Die Jacks waren ebenfalls mit Eisen bewaffnet, und im Laufe des Kampfes hatte Lila den Grund dafür erkannt: Es war das Einzige, was Feenmagie nicht abwehren konnte. Sie berührten das Eisen selbst jedoch nicht. Die Griffe der Klingen waren aus anderen, weniger gefährlichen Materialien, und sie wurden in eine Scheide gesteckt, wenn sie nicht gebraucht wurden.
In der Ruhe, die auf ihre Worte folgte, fuhr sie fort: »Lasst ihn augenblicklich los, sonst mache ich es sofort.« Nach der Sache mit Sorcha hatte sie keine Probleme damit, dies ernst zu meinen und das auch zu zeigen.
Ein sanfter Nebel bildete sich um die Jacks herum und verdichtete sich. Er stieg aus dem Boden zu ihren Füßen auf. Sie rieben die Fingerspitzen aneinander und bewegten die Lippen in einem Gesang, den sie zu analysieren sich nicht die Mühe machte.
»Wir können ihn mitnehmen und später ihretwegen zurückkommen …«, schlug hinter ihr einer kichernd vor.
»Zu dumm für euch«, sagte sie in die dichter werdende Wolke, »dass ich euch nicht sehen muss, um euch zu töten.«
Sie schoss zuerst denen in den Kopf, die Zal festhielten. Eine ihrer Kugeln zog eine Brandspur über Zals Wange und Schläfe, aber es war noch mindestens ein halber Millimeter Platz gewesen. Bei den anderen fiel es ihr noch leichter, weil sie sich bei ihnen keine Sorgen machen musste, den Falschen zu treffen. Sie wirbelte elegant herum und war sich ihrer Bewegung kaum
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