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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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bewusst. Binnen Sekunden kehrte wieder Ruhe ein; der böige Wind blies Regentropfen heran und wehte den Gestank fort.
    Zal befreite seine halb gefesselten Hände, nahm seinen Dolch aus einer toten Hand und zerschnitt den Knebel. Er spuckte ihn angewidert aus und trat ihn in den Schlamm. »Das ist offensichtlich nicht die Oberflächenwelt«, sagte er eindringlich und berührte seine Wange, woraufhin er leicht zusammenzuckte. »Guter Schuss.«
    »Muss Munition sparen«, sagte sie und überschlug die wahrscheinliche Anzahl an Toten, wenn es so weiterging. »Demnächst muss ich etwas anderes benutzen.« Sie untersuchte einen der Toten. Von seinem Kopf war nicht allzu viel übrig, und sie fand auch keine Patrone.
    Sie schaltete ein magnetisches Suchfeld in ihren Füßen ein und ging langsam umher, durchsuchte den Boden. Er war weich und feucht und fing Kugeln gut auf. Nach kurzer Zeit kniete sie sich hin und fing an zu graben.
    »Das soll wohl ein Scherz sein!«, fragte der Kobold zitternd.
    »Siehst du meinen Rucksack hier irgendwo?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Da sind meine Ersatzmagazine drin.«
    »Kannst du nicht einfach welche machen?«
    »Soweit ich weiß, nicht.« Sie zog ihren Arm aus dem engen Loch und schüttelte die matschige braune Erde ab, bis die schwere, lippenstiftförmige Kugel in Sicht kam. »Wenn es sein muss, werde ich es versuchen. Aber bis dahin gibt es keinen Grund, verschwenderisch zu sein.«
    In ihrer Brust lachte der Nekromant, was sich als federweiches Kitzeln darstellte. Tath musste sie mittlerweile nicht mehr darum bitten, die Leichen zu berühren, und während sie über sie hinwegschritt, glitt er durch ihre Arme und Fingerspitzen hinaus in das eiskalte Fleisch der toten Feen. Anscheinend brauchten sie zum Leben keine Wärme. Sie waren auch nicht blutig und rot. Sie waren braune, schlammige Dinger, klebrig und quallenartig, mit Knochen aus Holz. Noch während sie umherging, zerfielen sie und wurden zu Matsch.
    Warne mich das nächste Mal vor,  sagte Tath. In ihnen steckt große Macht.
    Sie nickte ihm innerlich zu. Im Moment war alle Abscheu vor seinem Vorgehen verschwunden. Wenn er Macht brauchte, sollte er sie bekommen. Sie brauchte ihn, oder besser gesagt, würde ihn noch brauchen.
    Aber sei vorsichtig,  sprach er leise weiter, als könnte sie jemand belauschen. Wenn in einer Leiche so viel Äther steckt, bedeutet das, dass wir weit, weit ins Land der Feen vorgedrungen sind. Kein Wunder, dass sie von deiner Anwesenheit hier überrascht waren. Aber zugleich war es einfach, dich zu finden. Alles hier ist von Äther durchwirkt. Alles verrät, wo du bist. Und der Herr dieser Lande wird nun davon überzeugt sein, dass du ein Feind bist, weil ihm fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig seiner Gefährten fehlen. Es wäre vielleicht klüger gewesen mitzuspielen.
    Klüger ist nicht meine Art, sagte Lila bloß und wühlte in Schädelresten, doch die Kugel, die sie darin fand, hatte sich an einer Schnalle auf dem Rücken des Wesens verbogen. Sie steckte sie trotzdem ein. Ich habe mal geglaubt, ich könnte Weisheit hinkriegen, aber seit gestern ist das Geschichte. Du kannst von jetzt ab davon ausgehen, dass dieser Zug für mich abgefahren ist.
    Zal durchsuchte die Überreste nach anderen Dingen. Er steckte etwas in den Beutel an seinem Gürtel; sie sah es, fragte aber nicht nach, so wie sie sich auch nicht wegen seiner veränderten Ausstrahlung erkundigte. Seine Ausstrahlung war nun nicht mehr licht, sondern düster, die Bewegungen waren schnell, effizient und gnadenlos. Seine Erzählungen über die Vergangenheit waren ihr übertrieben vorgekommen, aber nun konnte sie erahnen, woher der Schmutz stammte, der sich in seinen früheren Liedern gezeigt hatte. In Otopia war er gut drauf gewesen, in Dämonia ernsthaft leichtsinnig, aber hier war er sehr konzentriert, und das war eher beunruhigend. Sie hatte in seiner Anwesenheit bisher nur gute Gefühle gehabt, sogar die Spannung zwischen ihnen war auf charmante Weise aufregend gewesen. Hier strahlte er tödliche Entschlossenheit aus, und das erschreckte sie und regte sie gleichermaßen auf. Aber sie war froh darüber. Ihre eigene innere Kälte hätte seine helle Seite nicht ertragen können, nicht nach den Erkenntnissen der letzten Nacht. Sie waren nun durch Ernsthaftigkeit vereint, und das war, auf ganz eigene Art, prächtig. Zwei Mörder.
    Zal nahm dem Anführer die Schließe ab, die den Umhang zusammengehalten hatte. Sie war aus Bronze und zeigte ein grob

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