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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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»ich kenne euch ja gar nicht. Und wenn ich jemanden nicht kenne, soll ich weglaufen. Hat meine Mutter gesagt.«
    »Das ist ja auch richtig«, bestätigte Lilli. »Normalerweise solltest du das tun. Aber du hast es nicht getan …«
    Das Kitz stellte ein Ohr zurück. »Nein. Komisch, oder?«
    Lilli lächelte. »Das liegt daran, dass du mir vertrauen kannst. Und das merkst du, richtig?«
    »Du bist nett«, stellte das Kitz fest. Dann verdüsterte sich seine Miene. »Ob Mama böse mit mir sein wird, dass ich nicht weggelaufen bin?« Bei der Erwähnung seiner Mutter begann es zu zittern. »Mama ist weg …«, flüsterte es mit erstickter Stimme.
    »Wo hast du sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Lilli vorsichtig.
    »Wir haben nach Futter gesucht, als das Monster kam.«
    »Die Lawine?«
    »Ein riesiges Monster! Es hat gefaucht und gebrüllt und meine Mama verschlungen!« Die schönen Augen des Rehs waren nun weit aufgerissen, und es bebte am ganzen Leibe.
    Lilli nickte betroffen. Wenn die Mutter von der Lawine mitgerissen worden war, war es so gut wie aussichtslos, sie in den Schneemassen zu finden.
    »Als ich eben nach ihr gerufen hab, hat sie noch geantwortet …«, fiepte das Kitz.
    »Was?« Lilli horchte auf. »Du hast mit ihr gesprochen? Wann? Wo?«
    Jesahja legte aufmerksam den Kopf schief.
    »Sie ist irgendwo in dem Monster drin!« Das Rehkind wies mit dem Kopf auf die Schneemassen. »Ich hab sie ganz leise gehört. Sie hat nach mir gerufen. Aber ich weiß nicht, wo sie genau ist. Vielleicht hat das Monster sie inzwischen runtergeschluckt.« Ein Zittern lief über den kleinen Körper.
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte Lilli, obwohl sie natürlich nicht wusste, wie es der Mutter ging. Aber womöglich hatten sie eine Chance. »Komm mit uns!«, rief sie nun. »Wir suchen zusammen nach ihr!«
    Die schönen Augen des Kitzes leuchteten auf und strahlten Lilli und Jesahja an. »Wirklich? Ihr helft mir?«
    »Ja, und nicht nur wir beide!«, sagte Lilli. »Dort drüben ist ein Hund. Er ist mein Freund. Vielleicht kann er riechen, wo deine Mutter ist, wenn du ihm ungefähr zeigst, wo du sie gehört hast!«
    »Oh …«, raunte das Kitz beeindruckt. »Das wäre toll.« Es rappelte sich mühsam hoch und kam auf die langen Beine.
    Lilli stand ebenfalls auf und wollte losgehen, da zog etwas an ihrem Schal. Überrascht drehte sie sich um. Das Rehkitz hatte nach ihrem Schal geschnappt und hielt ihn fest! »’tschuldigung«, murmelte es und blickte Lilli beschämt an.
    »Was …« Lilli zog irritiert an ihrem Schal und rüttelte ihn sanft hin und her, bis das Kitz schließlich losließ.
    Reumütig stand es da. »Ich schnappe nach allem, was baumelt«, erklärte das kleine Reh, und es schien ihm regelrecht peinlich zu sein. »Ich kann nichts dagegen machen. Wenn etwas vor meiner Nase herumbaumelt, muss ich zuschnappen.«
    Lilli starrte das Tier verblüfft an.
    »Daher habe ich auch meinen Namen«, fügte es verlegen hinzu.
    »Wie heißt du denn?«
    »Schnapps«, antwortete das Rehkitz.

Die Höhle im Schnee
    Lilli, Jesahja und Schnapps eilten zu Lillis Vater. Herr Susewind machte große Augen, als er das Rehkitz hinter ihnen herlaufen sah. »Was habt ihr denn da gefunden?«
    »Seine Mutter ist im Schnee verschüttet!«, berichtete Lilli schnell. »Sie muss hier irgendwo sein. Eben hat das Kitz sie noch gehört!«
    Da kam Bonsai herangetrappelt. »Wow!« Beeindruckt musterte er Schnapps. »Was ist das denn für ein Prachtschnucki? Echt hübsch!« Der Hund lief schwanzwedelnd um das Kitz herum und schnupperte neugierig an ihm. Als er gerade an der Seite des kleinen Rehs war, wedelte sein Schwanz direkt vor dessen Nase und … Schnapps schnappte zu.
    Bonsai erstarrte. »Ey! Was machst du da?« Sein Schwanz steckte quer in Schnapps’ Maul!
    »’tschuldigung«, nuschelte das Kitz undeutlich und schien sich sehr zu schämen.
    »Lass los, Schnapps!« Lilli zog vorsichtig an Bonsais Schwanz. Da ließ das Kitz los.
    Bonsai schüttelte sich, ging auf Abstand und wedelte versuchsweise mit dem Schwanz. »Krasse Aktion, Mann!«, beschwerte er sich. »Ich war doch total nett und so!«
    »Schnapps ist ein Mädchen«, stellte Lilli klar. »Sie meint es nicht böse. Aber sie kann leider nicht anders. Wenn etwas vor ihrer Nase herumwackelt, schnappt sie zu. Ist wohl so was wie ein Tick.«
    »Hat sie deswegen diesen Namen?«, fragte Lillis Vater.
    Lilli bejahte, während Schnapps mit hängendem Kopf dastand. »Sucht der Hund jetzt nicht

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