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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Jesahja fragend an.
    »Wenn alles stimmt, was du mir über ihn gesagt hast, Lilli, weiß er garantiert, wie man Reena helfen könnte«, fügte Jesahja hinzu.
    Lilli spürte, wie ihr Herz schneller schlug. »Wen meinst du?«
    »Nasibart.«

    Lilli und Jesahja stürmten in den Stall zu der alten Pferdebox, in der Nasibart seinen Winterschlaf hielt. Das Murmeltier hatte sich wieder tief in den Strohhaufen vergraben, und Lilli und Jesahja mussten einige Hände voll Stroh zur Seite schaffen, bis die schlafende braune Fellkugel sichtbar wurde.
    Lilli bekam Skrupel. »Es wird ihm ganz und gar nicht gefallen, dass wir ihn aufwecken.«
    »Das ist ein Notfall!«, sagte Jesahja. »Wenn er wirklich so intelligent ist, wie er behauptet, wird er verstehen, wie brenzlig die Situation ist.« Aus Jesahjas Stimme klang diesmal kein Spott. Er schien ebenso sehr wie Lilli zu hoffen, dass Nasibart ihnen helfen konnte.
    Lilli räusperte sich. »Entschuldigung?«, fragte sie dann laut und rüttelte vorsichtig an der Fellkugel. »Hallo?«
    Ein langes Grunzen erklang. »Krrr …« Dann bewegte sich die Kugel, und zwei Knopfaugen wurden in der Mitte sichtbar. »Wer spricht?«, fragte die müde Stimme des Murmeltiers, während sich eine riesengroße Nase aus dem Fell hervorschob.
    »Ähm, ich«, gab Lilli kleinlaut zur Antwort.
    »Hrrr …«, grunzte Nasibart und faltete sich langsam auseinander. »Das Menschenmädchen schon wieder«, murmelte er. »Eines ist mal sicher: Keine andere Spezies kann einem so sehr auf die Nerven gehen wie diese lästigen Menschen.« Seufzend riss er das Maul auf, gähnte herzhaft und entblößte dabei seine hervorstehenden Schneidezähne. »Hmmm …« Er beäugte Lilli kritisch. »Ich hoffe, du hast einen guten Grund dafür, mich ein zweites Mal aufzuwecken.«
    »Ja … schon. Es ist … ein Notfall!«, stotterte Lilli. »Es ist so: Ein Reh ist von einer Lawine verletzt worden. Es hat sich das Bein gebrochen und viel Blut verloren«, begann sie, und sobald sie einmal angefangen hatte, sprudelte die Geschichte nur so aus ihr heraus. »Wir haben es aus dem Schnee ausgegraben und gerettet. Jetzt ist es drüben in der Hütte, zusammen mit seinem Kitz. Das heißt Schnapps. Wir müssen die beiden versorgen. Aber wir können nicht ins Dorf, weil es so doll schneit. Wir wissen nicht, wie wir sie füttern sollen. Und Reena muss so schnell wie möglich aufgepäppelt werden, das hat mein Vater gesagt. In Jesahjas Buch steht zwar, was Rehe fressen, aber das ist alles nur für den Sommer. Im Winter knabbern sie Bäume an. Das ist allerdings schlecht für den Wald, und wir müssen sie anders füttern. Kannst du uns helfen?«
    Nasibart lauschte Lilli aufmerksam. Nachdem sie geendet hatte, sah er sie einen Augenblick lang prüfend an. Dann fragte er: »Was ist ein Buch ?«
    Lilli stutzte. »Du willst wissen, was ein Buch ist?« Nachdem sie ihm die ganze schlimme Situation geschildert hatte, interessierte Nasibart sich ausgerechnet dafür? »Ein Buch ist …« Sie ließ die Hände sinken. Wie sollte sie das bloß erklären?

    Jesahja kam ihr zu Hilfe. »Sag ihm: Ein Buch ist eine Sammlung von gedruckten Papierseiten, auf denen in Form von Schrift großes Wissen zusammengefasst ist.«
    Lilli starrte Jesahja an. Wie brachte er es nur fertig, solche Sätze zu fabrizieren? Schnell wiederholte sie die Erklärung für Nasibart – einigermaßen wörtlich. »Man liest Bücher«, fügte sie dann noch hinzu. »Und wenn man sie gelesen hat, weiß man, was drinsteht.«
    Nasibart hörte genau zu. »Hmmm …« Nachdenklich kratzte er sich am Bauch. »So ist das also … Bücher … «, murmelte er vor sich hin. »Wer hätte gedacht, dass eine solch beschränkte Lebensform wie der Homo sapiens etwas derart Interessantes hervorbringen könnte wie diese Bücher … «
    Lilli starrte das Murmeltier mit großen Augen an.
    Nasibart kratzte sich geistesabwesend nun auch zwischen den abstehenden Backenhaaren. »Verstehe ich das richtig?«, fragte er. »Es steckt großes Wissen in diesen Büchern, und dieses Wissen bekommt man nur dadurch aus ihnen heraus, dass man sie liest ?«
    »Ja.«
    »Wie macht man das?«
    »Ähm … mit den Augen.«
    »Aha.« Nasibart schmatzte. »Soso …« Er kratzte sich den Rücken. »Ich mache dir ein Angebot, Menschenmädchen«, eröffnete er schließlich. »Ich werde dir sagen, wie du den Rehen helfen kannst. Dafür möchte ich aber im Gegenzug etwas von dir.«
    »Was denn?«
    »Bring mir bei, wie man Bücher

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