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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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sofort brachte. Fasziniert sah sie ihrem Vater zu, wie er den Ast sorgfältig anlegte und mit Hilfe von Handtüchern und Omas Schnürsenkeln, die Lilli für ihn vom Tannenbaum holte, an Reenas Bein befestigte.
    Reena ließ alles reglos über sich ergehen. Sie schien kaum noch etwas mitzubekommen. Schnapps stupste ihre Mutter immer wieder an, aber Reena antwortete lediglich mit einem langgezogenen Stöhnen. Da vergrub Schnapps ihren Kopf unter Reenas Hals und schien sich dort verkriechen zu wollen. »Mama …«, wisperte sie, doch Reena reagierte nicht.
    Lilli wurde die Brust eng.
    »Das ist alles, was ich für sie tun kann«, sagte Herr Susewind und ließ sich auf die Fersen zurücksinken. »Aber wahrscheinlich wird das nicht ausreichen.« Er warf Lilli einen ernsten Blick zu. »Ich habe den Bruch nur provisorisch versorgt. Ich bin kein Tierarzt.«
    »Dann bringen wir sie ins Dorf!«, rief Lilli. »Da gibt es doch bestimmt einen Tierarzt!«
    »Wir können nicht ins Dorf«, hörte Lilli Jesahja sagen. Er stand am Fenster und blickte mit düsterem Gesichtsausdruck hinaus. »Der Weg ist völlig zugeschneit. Da kommen wir selbst mit dem Jeep nicht durch.«
    Lilli erstarrte.
    Herr Susewind nickte jedoch, als habe er sich das auch schon gedacht. »Wenn es derartig weiterschneit, kommen wir erst einmal nicht mehr ins Tal hinunter.«
    »Und was wird aus Reena?«, fragte Lilli.
    »Vielleicht wird sie auch so wieder gesund«, sagte Oma hoffnungsvoll. »Womöglich reicht die Schiene aus …«
    Lillis Vater schüttelte jedoch den Kopf. »Reena hat viel Blut verloren«, antwortete er. »Das ist wahrscheinlich noch schlimmer als der Bruch selbst. Sie muss so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen und richtig aufgepäppelt werden! Ein Tierarzt wüsste, wie man das bei Rehen machen muss. Oder ein Förster.«
    »Oder das Internet«, bemerkte Lillis Mutter und blickte sehnsüchtig auf ihr nutzloses Handy, das auf der Spitze des Weihnachtsbaumes thronte.
    Oma ging zum Fenster und schaute ebenfalls hinaus. Das Schneegestöber hatte sich mittlerweile in einen kleinen Schneesturm verwandelt, der brausend um die Hütte fegte. »Den Tierarzt und den Förster können wir vergessen«, murmelte sie. »Und das Internet erst recht. Wir müssen uns selbst etwas einfallen lassen.«
    »Aber«, schaltete Lilli sich wieder ein, »wir haben doch überhaupt nichts, das Rehe fressen könnten!«
    »Wovon ernähren Rehe sich denn?«, fragte Lillis Mutter.
    »Ähm … von Gras?«, antwortete Lilli und merkte, dass sie es gar nicht so genau wusste.
    »Von Eicheln, Pilzen, Brombeeren und …«, erklärte Jesahja und überlegte. »In einem von meinen Büchern steht das ganz genau!« Er rannte die Treppe hinauf. Eine Minute später war er mit einem dicken Wälzer in der Hand zurück. Lexikon der Tierwelt stand darauf. Jesahja begann zu blättern. »Hier!« Sein Finger fuhr über eine Stelle im Buch. »Rehe ernähren sich von Gräsern, Klee, Beeren, Löwenzahn, Holunder, Eicheln und Pilzen …« , las er vor.
    »Wir haben doch ein paar Dosen Champignons!«, warf Lillis Mutter ein, aber dann schien ihr selbst aufzufallen, wie unsinnig diese Bemerkung war.
    »Und was fressen Rehe im Winter?«, hakte Lillis Vater nach.
    »Da fressen sie hauptsächlich die Knospen und Triebe von Bäumen«, erwiderte Jesahja, nachdem er die Seite im Buch überflogen hatte.
    »Aber das ist nicht gut für die Bäume!«, wandte Lilli automatisch ein, denn sie wusste, wie schädlich das für den Wald war.
    Da meldete Bonsai sich zu Wort, der die ganze Zeit über am Rande gestanden und mit seinem nassen Zottelfell den Holzboden vollgetropft hatte. »Die Schnuckis können ja was von meinem Futter haben!«, bot er großherzig an. »Ich geb gern was ab!«
    Lilli schüttelte den Kopf. »Das ist lieb von dir, aber Rehe sind Vegetarier.«
    Bonsai sah sie verständnislos an.
    »Pflanzenfresser.«
    »Ah! Grünzeugmampfer!«
    »Genau.«
    Lillis Mutter schien eine Idee zu haben. »Im Stall ist doch Stroh!«
    Oma schüttelte sofort den Kopf. »Das Zeug ist viele Jahre alt und teilweise feucht«, entgegnete sie. »Das kann man nicht verfüttern.«
    »Verdammt!«, fluchte Lillis Vater und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Es gibt nichts, was wir für die Rehe tun können!«
    Da ergriff Jesahja erneut das Wort. »Doch! Es gibt jemanden, den wir um Hilfe bitten könnten!« Seine Augen blitzten. »Jemanden, der trotz des Schneesturms für uns erreichbar ist.«
    Lilli blickte

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