Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
nun einmal fortbewegen …
    »Gehen wir ihnen nach?«, fragte Jesahja, und Lilli nickte. Gemeinsam mit Trixi, die wortlos neben ihnen herstiefelte, liefen sie zum Kängurustall.
    Als sie eintraten, hatte Kylie es sich schon im Stroh gemütlich gemacht. Die Decke lag neben ihr auf dem Boden. Zärtlich streichelte das Känguru Schnuffis Köpfchen. Der kleine Bär seufzte zufrieden und schlief wieder ein.
    Für Lilli war das ein wunderschöner Anblick. Sie war so glücklich über diese unverhoffte Wendung, dass sie Jesahja einen strahlenden Blick zuwarf.
    Da sagte Trixi: »Hat das Känguru Milch?«
    Lillis Strahlen war mit einem Schlag wie weggeblasen. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann sollten wir uns Gedanken darüber machen, wo wir welche auftreiben können. So schwach, wie der Kleine ist, wird er ohne Nahrung nicht mehr lange durchhalten.«
    Ihre Worte trafen Lilli wie ein Hammerschlag. Sie wusste allerdings, dass Trixi recht hatte. Sie hatten nun eine liebevolle Ersatzmama für Schnuffi gefunden. Aber ohne Milch würde er nicht überleben! Doch wo sollten sie die herbekommen? Lilli wandte sich an Jesahja. Seine Miene war ernst. »Uns bleibt nur eins übrig«, sagte er, »wir müssen Oberst Essig anrufen und ihr alles erzählen.«
    Lilli schnitt eine Grimasse, aber er sprach unbeeindruckt weiter. »Sie würde morgen früh sowieso herausfinden, was los ist. Oder glaubst du, es fällt niemandem auf, wenn Kylie ein Pandababy im Beutel hat?«
    Lilli schwieg. Bei dem Gedanken, die ganze Geschichte der Zoodirektorin zu erzählen, sträubten sich ihr die Nackenhaare. Sie hatten ein Tier gestohlen! Frau Essig-Steinmeier fände das bestimmt alles andere als witzig.
    »Wir brauchen Milch für Schnuffi«, fuhr Jesahja eindringlich fort, »und der Zoo hat schon viele Tierbabys mit der Flasche aufgezogen. Wenn jemand weiß, wie man Schnuffi versorgen muss, dann Oberst Essig.«
    Das leuchtete Lilli ein. »Gut«, nuschelte sie und bemühte sich, den dicken Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.
    Da bemerkte sie, dass Trixi noch nervöser zu sein schien als sie selbst. »Oberst Essig darf mich hier auf keinen Fall erwischen!«, stieß Trixi hervor. Ihre Stimme war so angespannt wie ihr Gesicht. »Ich kann hier nicht bleiben!« Im nächsten Augenblick stürmte sie ohne ein weiteres Wort aus dem Stall.
    Lilli und Jesahja schauten ihr verdutzt nach. »Sollen wir sie aufhalten?«, fragte Lilli. »Sie ist ganz allein … und es ist mitten in der Nacht.« Trixis pinkfarbene Jacke leuchtete in der Dunkelheit, und sie konnten sehen, wie sie sich schnell vom Stall entfernte und in der Nacht verschwand.
    »Ich glaube, sie kommt zurecht«, sagte Jesahja und hob leicht die Achseln. Dann wandte er sich ab, holte sein Handy aus der Jackentasche, schaltete es ein und wählte eine Nummer. Lilli wusste, wen er anrief. Ihr Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Einen Augenblick später sagte er: »Hier ist Jesahja Sturmwagner. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung, Frau Essig-Steinmeier, aber wir müssen Ihnen etwas Wichtiges mitteilen.« Stille. Jesahja lauschte. Dann zeichnete sich plötzlich Erschrecken auf seinem Gesicht ab. »Oh, die Susewinds haben bei Ihnen angerufen?«, fragte er, und die Stimme versagte ihm fast. »Sie sind auf der Suche nach uns?«
    O nein! Lilli schloss entsetzt die Augen. Ihre Eltern! Die hatte sie völlig vergessen!
    Jesahja ging es offenbar nicht anders. »Nein … äh, wir sind im Zoo …« Stille. »Ja, das … stimmt. Heute Nachmittag waren wir nicht im Zoo … aber jetzt schon.«
    Lillis Beine gaben nach, und sie musste sich auf einen Strohballen setzen.
    »Das ist … eine längere Geschichte.« Jesahja presste sein Handy krampfhaft ans Ohr. »Ja, natürlich. Das können Sie tun.« Pause. »Wir sind bei Kylie im Kängurustall … ja, dann bis gleich.« Wie in Zeitlupe steckte er sein Handy wieder ein. »Deine Eltern suchen seit Stunden nach uns«, brachte er mühsam hervor. »Unsere Handys waren ausgeschaltet, deswegen konnten sie uns nicht erreichen. Als sie Oberst Essig angerufen und gefragt haben, ob wir immer noch im Zoo wären, hat sie ihnen gesagt, dass wir heute überhaupt nicht im Zoo aufgetaucht sind …« Er ließ sich schwer neben Lilli auf den Strohballen fallen. »O Mann. Deine Eltern werden uns den Kopf abreißen …«
    Lilli bemerkte, dass ihre Zähne klapperten. Sie presste sie fest zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Jetzt waren sie geliefert.



Nachts im

Weitere Kostenlose Bücher