Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
wir!«, rief jemand, und im nächsten Augenblick kam Frau Essig-Steinmeier herein. Ihr folgte ein Mann, der eine nicht weniger beeindruckende Erscheinung war als sie selbst: hünenhaft groß, mit kerzengeradem Rücken und unbestechlichem Blick. Seine Gesichtszüge ließen deutlich erkennen, dass er es gewohnt war, Anweisungen zu erteilen, die sofort befolgt wurden. »Hallo allerseits«, sagte er mit volltönender Stimme und schaute überrascht in die Runde. »Mein Name ist Everdorn Grimm-Hartmüller. Und wer sind Sie?«
    Frau Essig-Steinmeier antwortete ihm. »Das sind zwei Kinder, die öfter bei uns im Zoo aushelfen«, erklärte sie mit einem Fingerzeig auf Lilli und Jesahja. »Das daneben ist ihre Oma.« Sie wies auf Lillis Oma, die sich gerade brummend aufsetzte. »Und das ist Finn Landmann, unser bester Pfleger.« Finn winkte verschlafen.
    Herr Grimm-Hartmüller schien nicht recht zu wissen, was er von der Oma, den Kindern und dem Pfleger im Stroh halten sollte, aber da sprach die Direktorin schon weiter. »Und diese Dame hier kennen Sie gewiss aus dem Fernsehen.«
    Lillis Mutter erhob sich und schüttelte übertrieben lächelnd die Hand des Direktors.
    Lilli musste wegschauen und stellte dabei fest, dass sie sich im Schlaf an Kylie herangekuschelt hatte – oder Kylie sich an sie. Lillis Kopf lag auf der Schulter des Kängurus, und Kylies Schnauze ruhte auf Lillis Stirn. Lilli schob sie vorsichtig zur Seite und weckte Kylie damit auf. »Oh, schon wieder Morgen?«, schnurrte das Känguru und streckte sich. Davon wachte Schnuffi ebenfalls auf. Das Pandabärchen, das sich im Schlaf komplett in den Kängurubeutel vergraben hatte, steckte nun den puscheligen Kopf hervor und schaute mit großen Knopfaugen umher.
    »Das gibt es ja gar nicht!«, entfuhr es dem Direktor, als er das Pandababy entdeckte.
    Frau Essig-Steinmeier nickte zustimmend. »Ja, man glaubt es erst, wenn man es sieht, nicht wahr?« Täuschte Lilli sich, oder klang ihre Stimme eine Spur weicher als sonst?
    Herr Grimm-Hartmüller kniete sich neben die Tiere und betrachtete das ungleiche Paar verblüfft. »Unglaublich.«
    Kylie musterte den großen Mann ihrerseits. »Lilli, ist das ein Futterbringer?«, schnalzte sie.
    »Nein«, antwortete Lilli. »Ein Entscheider.«
    Herr Grimm-Hartmüller sah Lilli irritiert an. »Bitte?«
    Da riss Lilli die Augen auf.
Upps!
    Ihre Mutter wurde kreidebleich.
    Sofort ergriff Jesahja das Wort. »Wir fragen uns nur, ob Sie entscheiden werden, dass der Kleine hierbleiben darf«, sagte er zu dem Direktor.
    Herr Grimm-Hartmüller zog die linke Augenbraue in die Höhe, machte »Hmmm« und wandte sich wieder den Tieren zu, ohne Jesahja zu antworten.
    »Das Känguru hat einen ausgeprägten Mutterinstinkt«, erklärte die Direktorin Herrn Grimm-Hartmüller nun fachkundig und kniete sich neben den großen Mann.
    »Es hat Schnuffi einfach so angenommen?«, fragte er.
    »Nun, als wir das Pandababy im Beutel des Kängurus entdeckten, hatten die beiden schon innige Freundschaft geschlossen.«
    »Seien Sie nicht so bescheiden!«, rief er und lächelte. »Ohne all Ihre zoologische Erfahrung hätte das Ganze bestimmt nicht geklappt, verehrte Frau Kollegin.«
    Frau Essig-Steinmeier stutzte, dann lachte sie. Oder vielmehr: Sie kicherte. »Nun ja … da mögen Sie recht haben.«
    Lilli staunte nicht schlecht über diese Antwort.
    »Sie haben ein kleines Wunder vollbracht, meine Liebe«, fügte der Direktor hinzu.
    Frau Essig-Steinmeier kicherte abermals. Lilli fand das Geräusch derart merkwürdig und ungewohnt, dass sie verdutzt den Kopf schief legte. »Wissen Sie …«, erwiderte die Direktorin. »Wenn man schon so lange mit Tieren arbeitet wie ich, hat man seine Tricks.«
    Lilli stand vor Verwunderung der Mund offen. Ihrer Mutter hingegen schien die Wendung des Gesprächs überaus zu gefallen – ihr Gesicht hellte sich schlagartig auf.
    »Sie wollen mir Ihr Geheimnis also nicht verraten?« Die Stimme des Direktors klang nun wie ein sanftes Raunen.
    Frau Essig-Steinmeier senkte – beinahe verschämt – den Blick. »Nein, bitte bedrängen Sie mich nicht.« Wieder dieses Kichern! »Die Kinder hier … haben mir … beim Füttern geholfen«, stotterte sie dann.
    Herr Grimm-Hartmüller schaute flüchtig zu Lilli und Jesahja. »Ja, Kinder sind ulkige Geschöpfe, nicht wahr?«
    Selbst Jesahja machte nun ein verwirrtes Gesicht. Was war das nur für eine seltsame Unterhaltung?
    Der Direktor lächelte versonnen. »Haben Sie Kinder?«
    »Oh!«

Weitere Kostenlose Bücher